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Tischfußballer kicken wie die Großen

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Was Jogis Jungs im Großen, sind die Tischfußballer der Spielervereinigung Heilbronn im Kleinen. Die einen wurden Weltmeister, die anderen Landesmeister in Baden-Württemberg.

Von unserem Redakteur Helmut Buchholz
Und sie haben den Pokal: Die Heilbronner Tischkicker stemmen ihre Trophäe für den Gewinn des Landestitels in die Höhe. Mit allerlei Tricks und viel Übung haben sie den Titel geholt.Foto: Dennis Mugler
Und sie haben den Pokal: Die Heilbronner Tischkicker stemmen ihre Trophäe für den Gewinn des Landestitels in die Höhe. Mit allerlei Tricks und viel Übung haben sie den Titel geholt.Foto: Dennis Mugler

Zugegeben, der Vergleich klingt wirklich übertrieben. Aber nur ein bisschen. Denn wer genauer hinschaut, erkennt, dass es zwischen dem Spiel der deutschen Nationalmannschaft und den Tischkickern in Heilbronn viele Gemeinsamkeiten gibt.

Stärke

DFB-Elf und Tischfußballer haben das gleiche Erfolgsgeheimnis. "Gewinnen ist reine Kopfsache", sagt Vereinsvorsitzender Michael Kleinknecht (31). "Es kommt auf die mentale Stärke an", fügt der stellvertretende Vorsitzende Daniel Beurer (26) an. Die Schusstechnik könne man sich durch viel Training aneignen, ein wenig Talent vorausgesetzt.

Doch da stoße man irgendwann an Grenzen. Entscheidender sind auf hohem Niveau wie beim WM-Endspiel die Nerven: Reihenweise liefen die Argentinier allein auf das Tor von Manuel Neuer mit dem Ball zu − und schossen daneben. So verhält es sich auch bei den kleinen, auf Stangen montierten Kickfiguren.

"Der entscheidende Ball muss rein, auch unter Druck", erklärt Beurer. Das unterscheide eine erfolgreiche Mannschaft von einer weniger erfolgreichen. Das unterscheide auch den Tischkicker, der in der Kneipe spielt von dem nervenstarken Spieler des Heilbronner Vereins.

Kann man die Ruhe vor dem Tor üben? "Ja", antwortet Daniel Obenland (26), Kapitän der 1. Mannschaft. Es gehe darum, kaltes Blut zu bewahren, sich auch nicht von den Psychotricks der Gegner beeinflussen zu lassen. Beim Tischkicker stehen sich die Teams im Abstand von einem Meter gegenüber. Reden, selbst Geräusche sind nicht erlaubt. Das Spiel gilt als äußerst fair. Es wird in der Regel ohne Schiedsrichter tischgekickt, sogar im WM-Endspiel.

Dennoch sind in diesem engen Rahmen Möglichkeiten vorhanden, das Gegenüber aus dem Konzept zu bringen. "Indem man sich zum Beispiel über hässliche Tore richtig toll freut", erklärt Obenland. Unter hässlichen Toren verstehen Tischkicker − ähnlich wie die "richtigen" Fußballer − Zufallstreffer, etwa abgefälschte Bälle oder Querschläger. Noch so ein Psychotrick: Zeitspiel. Der Ball darf höchstens zehn Sekunden bei einer Stange bleiben. "Das kann man ausnutzen", erklärt der Topscorer der Heilbronner Tischkicker, Sebastian Schoebinger (26).

Glück

Glück gehört natürlich wie im großen Fußball auch dazu. "Aber nicht so viel, denn über die Saison hinweg, gleicht sich das aus", unterstreicht Obenland. Dafür ist die Taktik, die Strategie wichtig. "Das effektive Spiel ist am erfolgreichsten", verrät der Mannschaftskapitän. Kunstschüsse haben zwar alle Spieler drauf, sie sind auch spektakulär. Zum Beispiel der Fallrückzieher des Torwarts, damit der Ball über den Tisch hinter dem gegnerischen Keeper einschlägt.

Obenland: "Man kann das machen, aber von zehn Versuchen sitzt einer. Das ist zu wenig. Lieber sollte man sich bessere Chancen erarbeiten." Das sei wie bei den berühmten Fallrückziehern des deutschen Fußballidols Klaus Fischer: Sieht gut aus. Ist aber nicht ganz effektiv.

 

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