Pfleiderer übernimmt Kunz-Holzwerke mit 1800 Beschäftigten
Neumarkt/Unterensingen (dpa) - Der Pfleiderer-Konzern hat die Holzwerkstoff-Produktion des Konkurrenten Kunz mit 1800 Mitarbeitern übernommen.

Die Kunz-Gruppe aus dem baden-württembergischen Unterensingen stellt insbesondere in Nordamerika Rohspan- und Faserplatten, Laminatfußböden und oberflächenbeschichtete Holzprodukte her.
Für die insgesamt zwölf Fabriken zahlt Pfleiderer rund 212 Millionen Euro. Zusätzlich übernimmt das MDAX-Unternehmen Bank- und Leasingverbindlichkeiten in Höhe von 267 Millionen Euro. Der Kauf wird von Pfleiderer zunächst über Kredite finanziert, im Herbst ist eine Kapitalerhöhung geplant. Pfleiderer will dann 10 Millionen neue Aktien ausgeben, bislang gibt es 42,8 Millionen Anteilsscheine. Die Aktienausgabe werde auch im Hinblick auf weitere, kleinere Firmenkäufe geschehen, sagte ein Unternehmenssprecher.
Der Kauf der Kunz-Werke wird rückwirkend zum 1. Januar 2005 abgewickelt. Das Geschäft umfasst nicht die Folien- und Dekorbereiche der Kunz-Gruppe. Die Pfleiderer Aktien stiegen nach der Bekanntgabe der Übernahme um mehr als 6,5 Prozent auf 15,75 Euro.
In Deutschland hat Pfleiderer Werke in Gschwend, im thüringischen Saalburg-Ebersdorf und im brandenburgischen Baruth mit zusammen etwa 400 Beschäftigten erworben. Zusätzlich hat das Unternehmen die Kunz-Tochter Uniboard Canada Inc. aus Laval in der ostkanadischen Provinz Quebec gekauft. Uniboard betreibt neun Werke in Kanada und den USA. Es sei wegen der Übernahme kein Stellenabbau «im größeren Stil» geplant, sagte der Pfleiderer-Sprecher. Es könne höchstens sein, dass es im Bereich der Verwaltung zu einer Rationalisierung komme.
Durch die Übernahme, die knapp ein halbes Jahr lang vorbereitet wurde, will Pfleiderer bis 2006 im Bereich der Holzwerkstoffe den Umsatz von zuletzt 760 Millionen Euro auf 1,4 Milliarden Euro steigern. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll im kommenden Jahr in diesem Bereich bei mehr als 200 Millionen Euro liegen.
Mit der Übernahme werde Pfleiderer einer der weltweit führenden Systemanbieter von Holzwerkstoffen für die Möbelindustrie und den Innenausbau, sagte Pfleiderer-Vorstandssprecher Hans Overdiek. Bei den Laminatböden sei Uniboard seit mehr als 20 Jahren Marktführer in Nordamerika.
Durch den Werkskauf will der Pfleiderer-Konzern, der 2004 mit rund 4400 Mitarbeitern einen Gesamtumsatz von 901 Millionen Euro und einen Vorsteuergewinn von 59 Millionen Euro erzielte, auch den Auslandsanteil weiter steigern. Schon bald werde das Unternehmen 30 Prozent des Umsatzes in Nordamerika erzielen, kündigte Overdiek an. Einen ebenso hohen Anteil will der Pfleiderer-Chef künftig in Osteuropa verbuchen. Ende 2005 wird Pfleiderer im russischen Novgorod ein neues Holzwerkstoff-Werk in Betrieb nehmen.



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