Lothar F. Strobl ist tot – Trauer um langjährigen Stimme-Sportchef
Der langjährige Sportchef der Heilbronner Stimme, Lothar F. Strobl, ist nur wenige Wochen nach dem Tod seiner Frau Irene im Alter von 97 Jahren verstorben.
Der Dienstag ist ihm heilig gewesen. Da hat Lothar F. Strobl frei gemacht. Um Tennis zu spielen. Mit Freunden. „Ich war eine Sportskanone“, erzählt er an einem windigen Herbsttag nicht ohne Stolz in Erinnerung an jene Zeiten, die schon ein Weilchen her sind. Dabei grinst der gepflegte Mann schelmisch, geradezu jungenhaft knitz. Ganz so, wie es seine Art gewesen ist.
In der Nacht zum Donnerstag ist Lothar F. Strobl mit 97 Jahren verstorben
Dann hat er, durchaus nachdenklicher im Ton, angefügt, wie ihm die Bewegung doch fehle. Die Tennis-Matches. Das Fahrradfahren auf seiner Strecke entlang des Neckars nach Bad Wimpfen und zurück. Oder die Spaziergänge durch den Pfühlpark unweit seiner Penthousewohnung im Osten der Stadt, wo er sich mit Frau Irene ein schmuckes Refugium geschaffen hat. Erinnerungen.

Manches ist im Alter nicht mehr so gut gegangen, das ist Lothar F. Strobl stets bewusst gewesen, wenngleich er manchmal trotzdem darüber geschimpft hat, weil es dem klugen Kopf halt nicht in den Kram gepasst hat. Es ist nicht seine Art gewesen, die Dinge lapidar hinzunehmen. Sie kritisch zu hinterfragen ist seit jeher Teil seines Berufes gewesen. In der Nacht zum Donnerstag ist Lothar F. Strobl nach einem erfüllten Leben mit 97 Jahren verstorben.
Nur wenige Wochen nach dem Tod seiner geliebten und ein Jahr jüngeren Ehefrau Irene. Mit Lothar F. Strobl verliert Heilbronn eine Persönlichkeit und die Heilbronner Stimme einen besonderen ehemaligen Mitarbeiter. Sein großer, abgewetzter Stuhl mit den ausladenden Armlehnen ist zwar schon lange nicht mehr in der Sportredaktion gestanden, der Ressortleiter Strobl hat sich im Juli 1993 in den Unruhestand verabschiedet.
„lostro“ hat die Sporthilfe Unterland mitbegründet
Und ist auf seine Art doch stets geblieben. Nicht zuletzt, weil hier die Sporthilfe Unterland e.V. Heilbronn-Hohenlohe in seinem Sinne weitergeführt wird. Mit pfiffigen Ideen, Weitblick, noch mehr Engagement und Herzblut hat „lostro“ die Bürgerinitiative 1985 mitbegründet und maßgeblich dafür gesorgt, dass talentierte Athleten auf ihrem sportiven Weg nach oben Unterstützung finden. Unbürokratisch. Unkonventionell. Und noch ehe andere Hilfen gegriffen haben.
Mit Lothar F. Strobl verliert der Sportjournalismus einen Feingeist. Einen Feuilletonisten, der zwischen Fußballplatz, Turnhalle und Tenniscourt gewirbelt und aufgewirbelt hat. Mitunter haben sie ihn alle gefürchtet. Wenn er in seinen samstäglichen Streiflichtern mit spitzer Feder kritisiert, pointiert geschrieben und gemahnt oder unbequem nachgebohrt hat. Recherche statt KI, analysieren statt nachplappern, persönliche Gespräche, kein Mailverkehr. Lothar F. Strobl hat seine Arbeit auf höchstem Niveau erledigt.
Als Abiturient des Jahrganges 1949 mit dem Scheffelpreis ausgezeichnet
Das „Neckar-Echo“ ist einst die erste Berufsstation des Lothar F. Strobl. Jenem Burschen, der nach dem Krieg als Bauernknecht in Schozach gearbeitet hat und als Abiturient des Jahrganges 1949 mit dem Scheffelpreis für den besten Aufsatz belohnt worden ist. 1963 hat der Verleger Frank Distelbarth den meinungsfreudigen Lothar F. Strobl mit einer freien Stelle in den Sport gelockt. Es ist eine sehr weise (Aus-) Wahl gewesen.
Der damals 35-Jährige hat nicht nur den Stimme-Sport geprägt, sondern auch die bis heute beliebte Leserwahl „Unterländer Sportler des Jahres“ zu einer Institution gemacht. Unvergessen sind die legendären Sportschauen in der Harmonie – nicht nur wegen des Auftritts von Turnstar Vera Cáslavská.
Lothar F. Strobl: Einst ein Geiger und immer ein Freund des Singens geblieben
Lothar F. Strobl ist ein Freund der Musik gewesen. Im Singkreis hat der ehemalige Geiger einst seine Irene kennengelernt. 1946, im Frühjahr. Auf dem Sofa sitzend ist noch mehr als 70 Jahre später das Knistern spürbar, wenn der Hausherr klar und pointiert parliert.
„Er ist an allem interessiert.“
Irene Strobl
Im kleinen Familienkreise, mit Sohn Thomas und Tochter Heike, haben die Strobls im November 2013 Diamantene Hochzeit gefeiert – und 2018 seinen 90. Geburtstag. Vor zwei Jahren begehen sie gar die Gnadenhochzeit. Irene Strobl hat über ihren Mann gesagt: „Er ist an allem interessiert.“ Wie wahr. Fasziniert hat den Journalisten die Welt der Aktien. Noch im hohen Alter ist Lothar F. Strobl am Computer gesessen, hat sein profundes Wissen weiter geschärft.
Wohltuend hohes schreiberisches Niveau
Den Sport in der Region hat Lothar F. Strobl über Jahrzehnte hinweg mal wohlwollend, mal kritisch, immer aber auf wohltuend hohem schreiberischem Niveau begleitet. Und es hat ihn mächtig gefuchst, wenn sich Talentierte mit Mittelmaß zufriedengegeben haben. Die Folge: klare Ansagen, mitunter auch mal wortgewaltig. Besondere Menschen wie Lothar F. Strobl tun dem Sport gut. Umso mehr schmerzt sein Fehlen. Umso größer ist die Dankbarkeit all jener, die von ihm haben lernen dürfen.

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