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Milliarden-Investition bei Zeag: Heilbronner Energieversorger mit großen Plänen

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Der regionale Energieversorger mit Sitz in Heilbronn hat große Pläne. Projekte sind ausreichend vorhanden – und auch die Finanzierung ist bereits weitgehend geklärt.


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Als Vorstand Franc Schütz in der Hauptversammlung die Zahl aussprach, dachte sich der eine oder andere unwillkürlich, er habe sich in der Zehnerpotenz vertan. Annähernd eine Milliarde Euro wolle die Zeag bis 2030 investieren, kündigte ihr Chef an. Dabei kommt das Unternehmen gerade mal auf einen Umsatz von 253 Millionen Euro und einen Gewinn von 21,3 Millionen Euro. Doch Schütz meint es ernst: Der regionale Energieversorger hat Großes vor. 

Zeag-Chef über Investition: „Wir haben das Luxusproblem, dass wir auswählen müssen.“

Wohin der Betrag fließen soll, steht im Groben auch schon fest: Etwa drei Viertel haben Schütz und sein neuer Vorstandskollege Alexander Bürkle für den Ausbau erneuerbarer Energien eingeplant. „Wir haben eine Pipeline an Flächen gesichert, die doppelt so viel ermöglichen würde“, erläutert Schütz. Entstehen sollen vor allem Windräder, und zwar von Heilbronn bis Crailsheim und Tauberbischofsheim, zum größten Teil also in der Region Heilbronn-Franken. Alleine 50 bis 60 Windräder plant die Zeag-Führung bis 2030, jedes für zehn Millionen Euro und mit einer Leistung von sieben Megawatt.

Die verfügbare Kapazität des Versorgers soll dadurch von 200 auf 600 Megawatt steigen. Aktuell bestehen bereits 45 Windkraftanlagen, allerdings mit geringerer Leistung. Sie werden in der Regel gemeinsam mit Betreibergesellschaften, an denen die jeweilige Kommune beteiligt ist Bürgerenergiegesellschaften betrieben – zurzeit sind zwölf dieser Gesellschaften auch operativ tätig, hinzu kommen 25, die zwar schon in der Gründung sind, wo aber erst noch gebaut werden muss. „Wir haben eher das Luxusproblem, dass wir auswählen müssen, wo wir bauen“, sagt Schütz. Der Regionalverband hat just am Freitag den Weg für neue Windkraftprojekte frei gemacht. „Wir schauen, was am wirtschaftlichsten ist, und verschieben auch gegebenenfalls.“

Zeag: Freiflächen-Photovoltaik lohnt sich zurzeit weniger

Dass die Zeag sich bei dem Löwenanteil der Investitionen auf Windkraft konzentriert, erklärt der Vorstand mit der Marktlage: „Wir merken, dass Photovoltaik sich momentan weniger lohnt. Da müssen wir warten, bis wieder mehr Bedarf an Strom besteht.“ Denn das Unternehmen investiere hier vor allem in große Freiflächenanlagen – immerhin sind aktuell sechs in der Region in Bau. Ob weitere hinzukommen, ist aber offen.

Ohnehin hat die Zeag einen Grundsatz, erklärt Bürkle: „Wir bauen nicht gegen den Willen der Kommunen.“ Doch das Windkraftbeschleunigungsgesetz helfe nicht nur, Windräder schneller zu bauen. Baden-Württemberg hatte die Kommunen auch zusätzlich unter Druck gesetzt: Wenn bis Ende September keine Planung des Regionalverbandes vorliegt, sei nahezu jeder Bauantrag genehmigungsfähig – der vielbeschworene Wildwuchs drohte. „Wir werden daher in der zweiten Dekade erhebliche Zuwächse sehen“, meint Schütz.

„Heilbronn ist eine Boomtown“ – immer wieder ist ein neues Umspannwerk nötig

Bliebe noch das übrige Viertel der Milliarde. Etwa 200 Millionen will die Zeag für den Ausbau der Netze investieren. Einer der Punkte, der zum Beispiel gerade Photovoltaik teuer mache, seien fehlende Netzanschlüsse, berichtet Schütz. Aber auch Projekte wie die Anbindung des KI-Projekts Ipai an die Versorgung fielen hier rein. „Heilbronn ist eine Boomtown, das macht viel aus“, sagt der Vorstand. „Bei großen Projekten müssen wir jedesmal auch ein neues Umspannwerk bauen.“ So zum Beispiel aktuell bei den Böllinger Höfen. Batteriespeicher seien hingegen noch kein großes Thema. „Wir sehen uns aber erste Anlagen an“, sagt er.

Die übrigen 50 Millionen Euro sind auch schon verplant – in Investitionen in den Vertrieb und die Digitalisierung der Zeag. Nicht umsonst hat Bürkle, bislang kaufmännischer Leiter, die neue Sparte Digitaler Vertrieb übernommen.

Zeag-Vorstand erklärt, wie die Finanzierung aussieht

Was die Finanzierung angeht, verweist der neu ernannte Vorstand auf eine solide Planung: Nur etwa 300 Millionen Euro müssten über Darlehen hereingeholt werden, der überwiegende Rest soll im laufenden Betrieb erwirtschaftet werden, erläutert er. Dabei werde es keine Gebühren- oder Preiserhöhungen geben, betont Bürkle. „Wir refinanzieren alles aus den Erträgen unserer Windräder“, erklärt er. „Wir wissen ja aus dem EEG, welche Vergütung wir bekommen.“ Das Erneuerbare-Energien-Gesetz sieht da feste Zahlungen je nach eingespeister Strommenge, abhängig vom Jahr der Inbetriebnahme einer Anlage, vor.

Und wie geht es nach 2030 weiter? Das hänge von den energiewirtschaftlichen Vorgaben ab, erklärt Schütz. „Wenn weiterer Zubau erwünscht und bezahlbar ist, dann machen wir das.“

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