Seit 2011 hat die Würth-Gruppe ihre Logistik in Hohenlohe mehrfach erweitert. Zunächst entstand bis 2013 für 60 Millionen Euro jenes Logistikzentrum, das jetzt vergrößert wurde. Im Jahr 2018 folgte die Erweiterung des Hochregallagers am Logistikzentrum Nord für 7,1 Millionen Euro. Im Juli 2020 nahm das Unternehmen schließlich sein Umschlagzentrum für sperrige Güter in Betrieb, das im Gewerbepark Hohenlohe an der A6 errichtet worden ist. Kostenpunkt: 73 Millionen Euro, damals die größte Einzelinvestition in der Geschichte des Unternehmens. Am Stammsitz betreibt Würth die Logistikzentren Nord, Süd und West.
Reinhold und Carmen Würth eröffnen neues Vertriebszentrum in Künzelsau
Die Einweihung der Erweiterung des Würth-Logistikzentrums in Künzelsau bekommt durch die Worte von Reinhold und Carmen Würth eine besondere Note. Am Ende eröffnet Carmen Würth das neue Vertriebszentrum.
Einweihungen hat Reinhold Würth in 75 Arbeitsjahren natürlich viele erlebt. Hunderte, wie der Ehrenvorsitzende des Stiftungsaufsichtsrats der Würth-Gruppe den Gästen bei der Einweihung der Erweiterung des Vertriebszentrums West der Adolf Würth GmbH in Künzelsau-Gaisbach berichtete. Er genieße dabei immer die besondere Atmosphäre. „Der Smiley ist vorherrschend“, sagte der 89-Jährige. „Alle Menschen sind fröhlich, egal wie das Wetter ist.“
Einweihung in Künzelsau: Würth hält Rede voller Charme, Witz und Dankbarkeit
Dass diese Einweihung den Gästen, darunter große Teile der Familie Würth, in Erinnerung bleiben dürfte, dafür sorgte Reinhold Würth diesmal persönlich: Mit einer kurzen Rede voller Charme und Witz, voller Dankbarkeit und mit einer Geste, die in eine nüchterne Industriehalle viel Wärme brachte – und manchen sogar zu Tränen rührte.

Denn nicht Reinhold Würth selber drückte zur Eröffnung den roten Buzzer, vielmehr überließ er die Eröffnung seiner Frau Carmen: „Als Dank für ihre Bodenständigkeit“, wie er sagte. Denn ohne sie wäre die Familie vor zwei Jahrzehnten wohl in die Schweiz ausgewandert. Reinhold Würth erinnerte an eine Auseinandersetzung mit den Steuerbehörden – am Ende unbegründet – die ihn derart geärgert hatte, dass er Deutschland verlassen wollte.
Einweihung in Künzelsau: Carmen Würths Worte gehen zu Herzen
„Aber es gab ein Hindernis: meine liebe Frau.“ Die habe gesagt, dass sie Hohenlohe nicht verlassen werde. „Ich bin ihr dankbar dafür, dass wir hier geblieben sind.“ Am Ende seien Frauen eben die höhere Autorität, sagte Reinhold Würth unter Applaus. Bevor sie auf den roten Knopf drückte, wandte sich Carmen Würth an die Belegschaft unter den Gästen und sagte: „Sie sind der Anlass dafür, dass wir hiergeblieben sind.“ Das ging vielen zu Herzen.
„Sie sind der Anlass dafür, dass wir hiergeblieben sind.“
Carmen Würth
Und genauso möchte die Würth-Gruppe um die Gründerfamilie ihre große Investition verstanden wissen: als Bekenntnis zur Region und seiner Menschen. Aber auch in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Wobei Würth die 97 Millionen Euro, die in die Erweiterung geflossen sind – immerhin die größte Einzelinvestition im Bereich Logistik des Unternehmens – scherzhaft infrage stellte. „Ich bin mir sicher, dass es 100 waren“, sagte er.
Reinhold Würth sieht Chance auf eine Verdopplung des Umsatzes gegeben
Wobei Thomas Wahl, Geschäftsführer der Adolf Würth GmbH, dem Ehrenvorsitzenden des Stiftungsrates noch einmal versicherte: „Wir haben die 97 Millionen eingehalten.“ Die reichten aus, um in der Logistikstrategie einen Meilenstein zu setzen, wie Wahl sagte. „Man sieht daran, wir haben eine große Zuversicht für die Zukunft“, sagte Reinhold Würth und sieht für das Unternehmen die Chance, sich „für die künftigen Dekaden eine Verdoppelung des Umsatzes auf die Fahnen schreiben“ zu können.

Mit dem neuen Vertriebszentrum hat Würth seine Kommissionier- und Lagerkapazitäten um 37 Prozent erhöht. Durch ein hochautomatisiertes Shuttlesystem mit über 104.000 Behälterstellplätzen können in der Endausbaustufe täglich rund 48.000 Auftragspositionen zusätzlich kommissioniert werden. „Mit Blick auf die nächsten Jahre haben wir damit die logistischen Voraussetzungen für weiteres Wachstum des Unternehmens geschaffen“, sagte Wahl.
Neben den künftig insgesamt 200 neuen Mitarbeitern werden auch 13 Roboter im Einsatz sein, sie übernehmen körperlich schwere Arbeiten beim Kommissionieren, Paletten zusammenstellen und Verpacken. Das schone die Gesundheit der Mitarbeitenden und trage zur Nachhaltigkeit bei. Zumal die Versandpakete so platzsparend wie möglich gepackt und zugeschnitten werden, sodass quasi kein Füllmaterial mehr benötigt wird, wie Geschäftsführer Thomas Wahl bei einer Führung erklärte.
Neues Würth-Vertriebszentrum: Rekordverdächtige Bauzeit beeindruckt den Landrat schwer
Die modernen Roboter könnten quasi jeden Gegenstand greifen und „auf Kante“, im Karton platzieren. Zudem komme Künstliche Intelligenz zum Einsatz - nicht nur beim Verpacken. Auch bei der Logistik-Analyse, wenn es um Bestellrhythmen von Kunden, ideale Liefertage, Ergänzungssortimente und Serviceleistungen gehe. Wohl auch aus diesem Grund sieht der Hohenloher Landrat Ian Schölzel die Erweiterung des Logistikzentrums „als Symbol für die Innovationskraft“ der Würth-Gruppe, das das Unternehmen und die Region stärke.

„Schwer beeindruckt“ zeigte sich Schölzel von der Bauzeit: in rekordverdächtigen zweieinhalb Jahren seit dem Spatenstich im Juni 2022 ist das Zentrum errichtet worden. Reinhold Würth jedenfalls zeigte sich gewiss, dass das Gebäude trotz einiger Herausforderungen beim Bau eine lange Betriebszeit vor sich hat. „Ich bin mir sicher, wir werden hier nie in eine Hochwasser-Katastrophe verwickelt. Und in einer Erdbebenzone sind wir auch nicht.“

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