Die IG Metall sieht Parallelen zu einem Fall in Österreich. Dort hatte sich – so der Vorwurf – die Firma Grass, die zur deutschen Würth-Gruppe gehört, eines unliebsamen Betriebsrates mit konstruierten Vorwürfen entledigen wollen. Vor dem Arbeitsgericht kassierte die Firma eine Pleite. Die Kündigung sei nicht rechtens gewesen, hieß es.
Klage gegen Würth: Ex-Mitarbeiter ziehen wegen fristloser Kündigung vor Gericht
Drei ehemalige Mitarbeiter der Würth-Gruppe – zwei Betriebsräte und ein IG-Metall-Vertrauensmann – sind wegen ihrer fristlosen Kündigung vor das Arbeitsgericht in Heilbronn gezogen.
Zehn Minuten nur, dann war die Verhandlung vorbei. Ohne Einigung ist am Montagnachmittag der Gütetermin eines Würth-Mitarbeiters vor dem Arbeitsgericht Heilbronn zu Ende gegangen. Der Vertrauensmann der IG Metall Schwäbisch Hall, der 27 Jahre als Kommissionierer gearbeitet hatte, hat auf Wiedereinstellung geklagt. Ihm sowie zwei Betriebsratsmitarbeitern hatte die Würth-Gruppe im Oktober fristlos gekündigt. Damit kommt es nun am 19. März 2025 zu einem Kammerverfahren.
Nachdem eine Kollegin gekündigt worden war, hatten die drei betroffenen Mitarbeiter aus dem Logistikbereich im Sommer Unterschriften gesammelt, um auf „fehlende Wertschätzung und Respekt seitens der Führung“ in diesem Bereich der Würth-Gruppe hinzuweisen. „Im Logistikbereich lässt die Führungskultur, vorsichtig ausgedrückt, sehr zu wünschen übrig“, sagt Uwe Bauer, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schwäbisch Hall.
Arbeitsgericht Heilbronn: Würth nennt arbeitsrechtliche Pflichtverletzungen als Kündigungsgrund
Wie vor Gericht nun deutlich wurde, hatten 287 Kollegen bei der Unterschriftenaktion mitgemacht, die Liste sei am Tag der Betriebsversammlung mit einem Anschreiben an Reinhold Würth überreicht worden. Dass womöglich Führungsmitarbeiter nicht nach den Werten der Unternehmens gehandelt hätten, habe beim Firmengründer für Empörung gesorgt, ließ Philipp Steffen, Anwalt der Arbeitgeberseite und eigens aus Krefeld angereist, wissen.
Würth hatte den drei Mitarbeitern allerdings am Tag nach einem Gespräch fristlos gekündigt. Um sie „mundtot“ zu machen, wie die Gewerkschaft in einem öffentlichen Schreiben scharf kritisiert. Demnach sei den Mitarbeitern auch ein Abfindungsangebot gemacht worden, das diese ablehnten und stattdessen eine Kündigungsschutzklage bei Gericht einreichten. In einer offiziellen Stellungnahme bestätigt die Würth-Gruppe die drei Kündigungen und nennt als Grund arbeitsvertragliche Pflichtverletzungen.
„Unter den Gekündigten befinden sich auch Mitglieder des Betriebsrates. Der Betriebsrat wurde über die Entscheidung informiert und hat dieser zugestimmt“, heißt es vonseiten des Unternehmens. Selbstverständlich stünden die Kündigungen „in keinerlei Zusammenhang mit der Mitgliedschaft in einer Vereinigung“. Die Inhalte des Infoblattes der Gewerkschaft ließ das Unternehmen unkommentiert.
Mitarbeiter klagen gegen Würth: Wegen eines Thermometers mit Gewerkschafts-Logo abgemahnt
Vor Gericht argumentierte Arbeitgeber-Anwalt Steffen nun, dass die Mitarbeiter nicht richtig informiert worden waren. „Von 50 Befragten hat nur einer angegeben, dass er vorher aufgeklärt worden ist“, sagte Philipp Steffen und sprach von einem Täuschungsvorgang. „Angesichts der Ermittlungen ist eine Kündigung völlig alternativlos.“ Zwar stellte der Anwalt in Aussicht, dass sich die Arbeitgeberseite auch auf eine ordentliche Kündigung einlassen würde. Doch da spielte die Gegenseite nicht mit.
„Ich vermute, dass die Fälle nur die Spitze des Eisbergs sind.“
Uwe Bauer
Im Namen seines Mandanten pochte Ian Werum darauf, die Kündigung zurückzuziehen. Der Vertrauensmann der IG Metall habe „die Befragten aufgeklärt, was sie unterschreiben“, das könne man „en détail nachweisen“. Da es in der Sache keine Einigung gab, wird am 19. März nun vor der Kammer verhandelt. Im Januar stehen zuvor noch die Gütetermine der beiden Betriebsratsmitglieder an. Auch hier wird keine Einigung erwartet.
Immer wieder treffe es IG-Metall-Leute, kritisiert die Gewerkschaft
Ohne zu viel verraten zu wollen, blickt der Gewerkschafts-Bevollmächtigte Uwe Bauer den Verhandlungen relativ gelassen entgegen. „Wir können gut darlegen, dass an den Vorwürfen nichts dran ist.“ Sorge bereite ihm aber, dass es bei Würth „immer wieder“ IG-Metall-Betriebsräte oder Vertrauenspersonen treffe. „Also Beschäftigte, die sich für Beschäftigte einsetzen.“ Gerade bei der Würth-Gruppe, die ihre Unternehmenskultur immer so hoch halte. „Bei IG-Metall-Beschäftigten scheint man da eine Grenze zu ziehen.“
Im Fall der drei betroffenen Mitarbeiter spricht Bauer von Verdachtskündigungen. Seit den Vorfällen um die drei Kollegen sammelt die Gewerkschaft weitere Fälle. „Wir haben inzwischen Geschichten vorliegen, da glaubt man nicht, was da passiert“, sagt Bauer. In einem Fall sei ein Mitarbeiter abgemahnt worden, der ein Thermometer mit Gewerkschafts-Logo im Unternehmen aufgehängt habe. „Ich vermute, dass die Fälle nur die Spitze des Eisbergs sind“, sagt der Gewerkschafter daher.