Kran-Hersteller Stahl CraneSystems: Aufbruch in neue Dimensionen mit US-Mutter
Nach der Übernahme durch Columbus McKinnon wird der traditionsreiche Betrieb am Kocher auf Wachstum getrimmt. Das Erbe der R. Stahl AG ist bis heute ein Pfund für die Künzelsauer.

Appal Chintapalli hält Stagnation oder geringes Wachstum für Gift in einem Unternehmen. Der Geschäftsführer von Stahl CraneSystems und zugleich der Verantwortliche für die Region Europa, Asien und Afrika beim US-Mutterkonzern Columbus McKinnon sagt: "Dann steigen nur die Kosten." Das Unternehmen hat deshalb die Marschroute vorgegeben: Zweistellige Wachstumsraten sind geplant.
Nur keine Stagnation bei Stahl CraneSystems
Chintapalli dürfte mit Reinhold Würth, der nicht weit entfernt sein Schraubenimperium aufgebaut hat, ziemlich einig sein, was die Entwicklungszyklen von Unternehmen angeht. Nur ein wachsendes Unternehmen ist ein gesundes Unternehmen, lautet für beide die Devise.
Es wird also eine spannende und anstrengende Zeit für den Kran- und Hebetechnikspezialisten aus Künzelsau. Dass Chintapalli viel fordert und das für manchen Mitarbeiter auch unangenehm sei, das ist dem 48-Jährigen bewusst. Es gebe aber keine Alternative.
Nach ersten Jahren des Zurechtfindens hatte es einen herben Rücksetzer während der Pandemie gegeben, als zu den sonstigen Herausforderungen auch noch die Einführung des neuen SAP-Systems kam, wie Chintapalli erzählt. Jetzt gibt es keine Entschuldigungen mehr.
Hybride Arbeitweise gibt es jetzt auch in der Entwicklung

Endlich sollen die Synergieeffekte im Konzern genutzt werden. "Gute Ideen gibt es überall, nicht nur in Künzelsau", sagt Chintapalli. Die Führung der Entwicklungsabteilung hat er deshalb auch mit neuen Kräften von außerhalb besetzt. Die neuen Kollegen kommen nun tageweise nach Hohenlohe, in hybrider Arbeitsweise.
Stahl CraneSystems ist schon seit längerem eine Marke unter vielen - bei der neuen Mutter Columbus McKinnon (CMCO) aber auch die größte und wichtigste in Europa. "Das sind hier unsere Kronjuwelen", sagt Chintapalli. 2017 kamen die Künzelsauer für einen Verkaufspreis von rund 300 Millionen Euro unter das Dach der Amerikaner.
Der vorige Besitzer, die finnische Konecranes, musste die Tochterfirma abgeben, nachdem die geplante Übernahme der Nummer zwei in der Branche, der Demag, bekannt gemacht worden war.
Explosionsschutz ist noch immer eine Stärke
Davor - bis 2006 - gehörten die Künzelsauer zur R. Stahl AG in Waldenburg. Von dort rührt auch noch das Know-how im Bereich Explosionsschutz her, das bis heute weitgehend ein Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens ist, wie Thomas Kraus, der Standortverantwortliche in Künzelsau, beim Rundgang erläutert.

Solche Krane kommen beispielsweise auf Ölplattformen auf hoher See zum Einsatz. "Wir haben hier auch eine sehr große Fertigungstiefe", kommentiert Kraus. Traggestelle werden selbst geschweißt, Getriebe und explosionsgeschützte Motoren fast komplett selbst hergestellt, Spezialkrane in vielen Variationen gebaut.
In den 1960er Jahren ist die Kransparte von R. Stahl aus Stuttgart hier nach Künzelsau gekommen. Heute sind hier rund 500 Mitarbeiter beschäftigt, rund 30 kamen allein in diesem Jahr dazu. In den Hallen wird es langsam eng, insbesondere wenn der Plan des neuen Chefs aufgeht, dass hier zweistelliges Wachstum auf längere Sicht stattfindet.
Eine dritte Schicht wird eingeführt. "Zudem investieren wir, wo immer es nötig ist", sagt Chintapalli. Schließlich soll der Umsatz vom CMCO innerhalb von fünf Jahren von einer Milliarde auf zwei Milliarden Dollar verdoppelt werden. Künzelsau soll seinen Teil dazu beitragen.
Neu im Portfolio
Zu den traditionellen Produkten aus Künzelsau kommen nun auch neue hinzu, die das Wachstum treiben sollen, beispielsweise aus dem Bereich Sicherheits- und Überwachungstechnik. Das Geschäft mit dem Nahen Osten läuft, auch in Südafrika geht es voran. Der US-Markt wird nun über den Mutterkonzern bedient. In Indien, wo Chintapalli aufgewachsen ist, ist ein weiterer Schwerpunkt. In China befindet sich ein Montagewerk. 100 von insgesamt 3000 CMCO-Mitarbeitern sind dort beschäftigt.