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Soll man den KI-Firmen die Vertrauenswürdigkeit zutrauen oder verordnen?

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Europa und der Ipai in Heilbronn wollen sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit Künstlicher Intelligenz einsetzen. Doch neue Gesetze können nicht alles regeln.

Stephan Ilaender (Geschäftsführer Stackit, v.l.), Moderator Maximilian Möhring, Andreas Weiss (Eco-Verband), Ferdinand Ferroli (Identity Valley), Andrea Martin (IBM).
Stephan Ilaender (Geschäftsführer Stackit, v.l.), Moderator Maximilian Möhring, Andreas Weiss (Eco-Verband), Ferdinand Ferroli (Identity Valley), Andrea Martin (IBM).  Foto: Gleichauf, Christian

Kurz bevor die nächsten Partner des Ipai bekannt gegeben werden - große Namen werden derzeit gehandelt - wird im Heilbronner Innovationspark Künstliche Intelligenz das Thema vertrauenswürdige KI weiter vorangetrieben. Es wird zunehmend zu einem Markenkern des Ipai, der sich zum Dreh- und Angelpunkt in Europa bei diesem Thema entwickeln will. Bei einem Diskussionsabend in dieser Woche wurde deutlich, dass man sich weitgehend einig sein kann über das Ziel, aber nicht über den Weg.

Europa soll den Mensch ins Zentrum seiner Überlegungen nehmen

Geht es nur über noch mehr Regulierung - ja oder nein? Das ist wohl die Gretchenfrage, wenn man sich über vertrauenswürdige KI unterhält. Noch mehr Formulare also, und noch mehr Paragraphen? Nicht nur für den Ipai-Partner Identity Valley, eine gemeinnützige Organisation aus München und Gastgeber an diesem Abend, ist die Antwort vielschichtiger.

Ohne Regulierung, das hält Identity-Valley-Gründerin Jutta Juliane Meier fest, wird es nicht gehen. Es gebe die Chance, sich als Europa abzugrenzen von den USA (die einfach machen) und China (das alles kontrolliert). In Europa soll der Mensch im Zentrum stehen.

Doch das kann nicht einfach verordnet werden, wie Andreas Weiss, Geschäftsführer des Eco-Verbands der Internetwirtschaft, betont. "Das Internet wird immer dezentraler."

Der Schuss kann auch nach hinten losgehen

Jutta Meier, Mitgründerin und CEO von Identity Valley.
Fotos: Christian Gleichauf
Jutta Meier, Mitgründerin und CEO von Identity Valley. Fotos: Christian Gleichauf  Foto: Gleichauf, Christian

Wenn die EU hier etwas ausrichten will, so Weiss, dann müsse sie die Folgen ihres Tuns abschätzen. Beim Datenschutz sei das nicht gelungen. "Ich klicke jedes Banner auf Internetseiten nur noch weg." Damit sei das Gegenteil des Ziels erreicht, nämlich den Nutzer zu schützen. So soll es bei KI nicht laufen.

Vertrauenswürdige KI - so sperrig der Begriff auch sein mag, es ist weit mehr als ein Nischenthema. Denn eine Überlegung ist: Nur wenn es gelingt, in Europa einen Gegenpol zum weitgehend unreglementierten Einsatz von KI beispielsweise in den USA zu bilden, werden europäische Unternehmen eine Chance haben.

Ohne eigene IT und ohne eigene KI steigt die Abhängigkeit

Die Schwarz-Gruppe ist dabei, sie zu nutzen. Neben Produktion, Handel und Entsorgung ist die Digitalsparte bereits das starke vierte Standbein - auch um Abhängigkeiten zu vermeiden. "Die Wertschöpfung wird immer mehr durch die IT befähigt", sagt Stephan Ilaender, Geschäftsführer der Schwarz-Cloud Stackit, dabei wird auch KI eingesetzt.

Und sofort stelle sich die Frage, welche Rechte am geistigen Eigentum dabei verletzt werden. Er gibt ein Beispiel: "Lassen Sie sich ein Bild generieren von einer Barbie im Rechenzentrum." Mit dem Ergebnis werde Barbie-Hersteller Mattel wahrscheinlich ein Problem haben, und in dem Fall sei es auch offensichtlich. "Aber es wird eben alles irgendwo geklaut."

Zertifizierung als Chance, Standards zu setzen

Als Unternehmen müsse man dieses Risiko ausschließen können. Eine Möglichkeit, das zu tun, ist die Zertifizierung. So wie Unternehmen heute schon Iso-Standards in unterschiedlichsten Bereichen von ihren Lieferanten verlangen, so könnte es künftig auch bei der KI laufen.

Ferdinand Ferroli vom Identity Valley, sieht zudem die Chance, dass verantwortungsvolle Unternehmen mithilfe von Rankings und Siegeln einen Wettbewerbsvorteil haben könnten. Andrea Martin, Top-Managerin bei IBM und neu im Wissenschaftsrat der Bundesregierung, sieht darin Chancen. Man müsse den Unternehmen auch einen verantwortungsvollen Umgang mit KI zutrauen.

"Es kann nicht jeder alles verstehen"

Aus dem Publikum kommt an diesem Abend noch die Frage, was es mit der vielzitierten Transparenz auf sich habe, wenn der Verbraucher dafür 48 Seiten Allgemeine Geschäftsbedingungen durchlesen müsse. Andreas Weiss sieht den Punkt, meint aber auch: "Wichtig ist, dass die Experten und Journalisten draufschauen können. Es kann nicht jeder alles verstehen."


Offen für alle

Die Veranstaltungen des Ipai sind öffentlich, der Kontakt zur Bürgerschaft ist ausdrücklich erwünscht. Wer sich dafür interessiert, kann sich unter www.ip.ai über das Angebot informieren und anmelden. Noch sind die Räumlichkeiten begrenzt, und damit ist die Teilnehmerzahl häufig gedeckelt. Bald gibt es mehr Platz im Neubau des Ipai im Zukunftspark Wohlgelegen. Ende Juni soll er eingeweiht werden.

 
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