Audi: Erstes neues E-Auto für China startet 2025
In China weiter wachsen: Bereits im nächsten Jahr wollen Audi und der chinesische Partner SAIC ein gemeinsam entwickeltes E-Auto speziell für das Reich der Mitte auf den Markt bringen.
Für die Marke mit den vier Ringen steht im Reich der Mitte viel auf dem Spiel. China ist für Audi der mit Abstand größte Einzelmarkt. Im vergangenen Jahr hat der Autobauer dort 729.000 Fahrzeuge verkauft. Das sind fast 40 Prozent des gesamten Absatzes. „Ohne die Erträge aus China wäre Audi ein anderes Unternehmen“, sagt einer, der für den VW-Konzern mehr als zehn Jahre auf dem größten Automarkt der Welt tätig war. „In den goldenen Jahren haben wir dort mehr als 20 Prozent Rendite erwirtschaftet.“
Audi mit Nachholbedarf bei E-Autos – Neue Fabrik in Changchun
Bei den Modellen mit Verbrennungsmotor läuft es für Audi nach wie vor gut in China. Nachholbedarf hat der Autobauer hingegen bei E-Autos. Zu klein und zu wenig auf den Markt zugeschnitten ist bislang noch das Angebot. Die Langversion des Elektro-SUV Q6 E-Tron, ein eigens für den chinesischen Markt entwickeltes Fahrzeug, geht erst Ende des Jahres in die Produktion.
Dafür entsteht in Changchun unter der Regie des ehemaligen Neckarsulmer Werkleiters Helmut Stettner eine neue Fabrik, in der künftig weitere Stromer auf Basis der PPE (Premium Platform Electric) gebaut werden sollen. Nach dem Q6 L E-Tron soll im neuen Jahr eine Langversion der Limousine A6 E-Tron folgen.
Erster China-Stromer im neuen Jahr – Zusammenarbeit mit SAIC
"Der chinesische Markt ist für die Transformation von Audi hin zu einem führenden globalen Anbieter von Premium-Elektromobilität von zentraler Bedeutung“, sagt Audi-CEO Gernot Döllner. Dabei setzt der deutsche Hersteller zunehmend auf die Hilfe seiner chinesischen Partner, allen voran SAIC.
Ihr erstes gemeinsam entwickeltes Fahrzeug soll bereits im nächsten Jahr auf den Markt bringen. Die beiden Unternehmen besiegelten in dieser Woche eine entsprechende Zusammenarbeit. Die Fahrzeuge würden das derzeitige Audi-Angebot ergänzen, heißt es in einer offiziellen Mitteilung. "Durch die Partnerschaft mit SAIC werden wir unsere Elektro-Strategie in China signifikant beschleunigen", sagte Audi-Chef Döllner.
Audi plant mit SAIC drei kompakte E-Autos
Die beiden Unternehmen wollen die Autos gemeinsam entwickeln, auf einer China-spezifischen Plattform. Die Fahrzeuge hätten typische Eigenschaften eines Audi. SAIC bringe zusätzlich seine Elektroauto-Fähigkeiten ein, so SAIC-Chef Wang Xiaoqiu. Geführt wird das Projekt von Audi-Manager Fermin Soneira, der im Unternehmen zuvor das Geschäft mit kleineren E-Autos geleitet hatte.
Audi verspricht sich von der Zusammenarbeit vor allem schnellere Entwicklungszeiten. Neue Fahrzeuge sollen in Zukunft mehr als 30 Prozent schneller auf den Markt gebracht werden als bislang. Im ersten Schritt seien drei Modelle im B- und C-Segment geplant, also kleinere Fahrzeuge. Dem Vernehmen nach soll es sich um zwei Limousinen in der Größe des heutigen A3 und A4 handeln. Zudem ist wohl ein SUV etwa in der Größe des Q3 geplant.
Die SAIC-Plattformen ermöglichen schnelles Laden und können die moderne Audi-Software nutzen. Im zweiten Schritt soll dem Vernehmen nach eine weitere Plattform entstehen, die von dem deutschen-chinesischen Joint-Venture gemeinsam entwickelt wird und ab 2027, spätestens 2028 einsatzbereit sein soll. „Wenn wir das in Deutschland entwickeln würden, wären die Kosten mindestens ein Drittel höher“, sagt ein Insider.
Konzernmutter VW kooperiert mit neuem Partner
Audi und auch Volkswagen sind vom raschen Aufstieg der Elektromobilität in China zunächst kalt erwischt worden und wollen jetzt wieder Boden fassen. Volkswagen hat dazu ebenfalls eine Zusammenarbeit mit dem chinesischen Autobauer Xpeng vereinbart, aus der 2026 die ersten beiden Mittelklasse-Fahrzeuge kommen sollen. Im ostchinesischen Hefei wird von VW derzeit ein neues Entwicklungszentrum gebaut.
Dort sollen Stromer entstehen, die auf dem neuesten Stand der Technik sind, aber zugleich einfacher und kostengünstiger gebaut werden können. Wichtigster Faktor in China ist ohnehin die Zeit. Künftig soll die Entwicklung eines neuen Autos im Reich der Mitte maximal drei Jahre in Anspruch nehmen – ein bis zwei Jahre weniger als in Europa.