Warum die R.-Stahl-Aktionäre wieder Vertrauen fassen
Bei der Hauptversammlung des Waldenburger Explosionsschutz-Spezialisten keimt Hoffnung auf eine nachhaltig gute Entwicklung. Dafür verantwortlich sind derzeit vor allem zwei Bereiche.

Ein Aufatmen von Mathias Hallmann war nicht zu hören. Doch der R.-Stahl-Chef muss erleichtert gewesen sein, dass seine Strategie und die spürbaren Verbesserungen in der Geschäftstätigkeit von den Aktionären in der Pfedelbacher "Nobelgusch" gutgeheißen wurden.
Der Explosionsschutz-Spezialist soll kräftig wachsen, daran glauben zumindest die Aktionärsvertreter, die sich an diesem Tag zu Wort meldeten. Der Aktienkurs spiegelt diese Einschätzungen nur teilweise wider.
Wasserstoff und Flüssiggas: Neue Geschäftsbereiche mit Potenzial
R. Stahl profitiert von den Veränderungen in der Energiewirtschaft. Produkte für Flüssiggasanlagen und -schiffe hat das Unternehmen schon vor mehr als zehn Jahren entwickelt, jetzt ist es in einigen dieser Bereiche Weltmarktführer, und der Markt wächst kräftig.
"Ähnlich wird es mit dem Wasserstoff sein", sagte Hallmann - wenn auch erst in zehn Jahren, wie er schätzt. Die Renaissance von Kernkraftwerken in Großbritannien und Frankreich habe er selbst so nicht kommen sehen, sie beschere R. Stahl jetzt aber Aufträge, vielleicht bald noch viel mehr. Über Atomkraft generell wolle er nicht urteilen, so Hallmann. "Aber wenn Nuklearkraftwerke gebaut werden, dann wollen wir alles dafür tun, dass sie sicher sind." Er sei überzeugt, "dass hier etwas entsteht für R. Stahl".
Verdoppelung des Umsatzes im Bereich des Möglichen
Derzeit laufen die Geschäfte so gut, dass die Umsatzprognose von 305 bis 320 Millionen Euro kräftig übertroffen werden könnte. 350 Millionen hält Hallmann für möglich. An Grenzen werde man unter den derzeitigen Vorzeichen bei etwa 400 bis 450 Millionen Euro stoßen.
Das Unternehmen habe vor allem in Nordamerika und Asien, irgendwann vielleicht auch in Afrika zusätzliches Wachstumspotenzial. Greift die Internationalisierungsstrategie bis 2030, hält Hallmann Umsatzzahlen von 600 oder 700 Millionen Euro für realistisch.
Lob für R.-Stahl-Chef Hallmann
Harald Klein von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zeigte sich zu Beginn der Fragerunde "begeistert" von den Ausführungen Hallmanns. "Das Unternehmen ist bei Ihnen gut aufgehoben, Herr Dr. Hallmann." Seinen lobenden Worten schlossen sich unter anderem auch Carola Rinker von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) und Martin Helfrich von der Beteiligungsgesellschaft Allerthal-Werke an.
Fragen gab es zur Beteiligung an der russischen Firma Zavod Goreltex, die zuerst abgeschrieben wurde, was dann wieder rückgängig gemacht wurde. Das erklärte Hallmann unter anderem mit dem Auf und Ab des Rubels und den allgemein gültigen Regeln bei solchen Wertberichtigungen.
R.-Stahl endlich wieder in den schwarzen Zahlen
Der Versuch, den Vorstandsposten neben Hallmann zu besetzen, gestaltet sich offenbar schwierig. Aufsichtsratschef Peter Leischner erläuterte dazu, dass einige Bewerber nicht geeignet gewesen seien. "Außerdem kommt nicht jeder nach Waldenburg zu einer Gesellschaft, die rote Zahlen schreibt." Das ändere sich nun allerdings.
Mit dem kräftigen Umsatzwachstum könnte in diesem Jahr auch mehr als die schwarze Null unter dem Strich hängen bleiben. Zwischenzeitlich wurde die positive Entwicklung auch an der Börse honoriert. Von knapp über zehn Euro im Oktober hatte sich der Kurs der R.-Stahl-Aktie auf mehr als 23 Euro erholt. In den vergangenen Tagen ging es allerdings wieder auf 20 Euro bergab.
Abschied aus dem R.-Stahl-Aufsichtsrat
Aus dem Aufsichtsrat verabschiedeten sich auf der Hauptversammlung nun Nadine Ernstberger als Arbeitnehmervertreterin. Als Frau des Heilbronner Südwestmetallgeschäftsführers Jörg Ernstberger hat sie damit nun wohl keine innerfamiliären Diskussionen mehr zu fürchten. Außerdem verlässt nach 15 Jahren Heike Dannenbauer das Kontrollgremium. Für sie rückt aus dem Kreis der Eigentümerfamilie Dennis Stahl nach. Er ist Sohn des langjährigen Aufsichtsratsvorsitzenden Hans-Volker Stahl aus Starnberg.