Hängepartie bei Paulus Wohnbau: Das ist der Stand bei den Projekten
Bauvorhaben brauchen nach dem Wechsel des Bauträgers in die Regelinsolvenz noch mehr Zeit. Doch vielerorts gibt es Hoffnung. Nur an einem Projekt haben die Banken offenbar kein Interesse mehr.

Eigentlich sollte auf den ruhenden Baustellen der insolventen Paulus Wohnbau Mitte September wieder die Arbeit aufgenommen werden. Das war die Hoffnung der Geschäftsführung und wohl auch der Käufer der Wohnungen und der beteiligten Handwerker. Daraus wurde nichts. Doch es gibt Hoffnung - und zwar nicht nur, was den Heilbronner Neckarbogen betrifft.
Anwalt von Paulus Wohnbau: Weiterhin gute Chancen für begonnene Projekte
Erik Silcher begleitet Paulus Wohnbau als Sanierungsanwalt, auch jetzt noch nach dem Wechsel in die Regelinsolvenz. Seinen Angaben zufolge haben fünf Projekte sehr gute Chancen, zu Ende gebaut zu werden, weil damit dann auch Geld verdient werde. Dazu gehören die begonnenen Projekte in Eppingen, Neckarsulm und Gechingen bei Calw. Bei den übrigen 14 müssten die Banken zustimmen, kurzfristig noch einmal Geld unter anderem zur Begleichung der Handwerkerrechnungen bereitzustellen.
Nur bei einem dieser Projekte – in Bietigheim-Bissingen – hätten die Banken bisher klar signalisiert, dass es nicht weitergeht. "Ich gehe davon aus, dass auf vielen Baustellen in zwei Wochen wieder gearbeitet wird", so der Heilbronner Rechtsanwalt.
Für das Projekt an der Heilbronner Wollhausstraße sehe es recht gut aus, allerdings wird hier eine besondere Lösung angestrebt, wie Silcher andeutet. Näheres könne aber noch nicht mitgeteilt werden.
Hier gibt es klare Regeln für den Insolvenzfall
Für zwei Baufelder auf dem ehemaligen Buga-Gelände gab es eine gemeinsame Projektgesellschaft von Paulus Wohnbau mit der Hofkammer des Hauses Württemberg. "Wir werden uns nun wohl neu aufstellen müssen", sagt der Geschäftsführer der Hofkammer Projektentwicklung in Ludwigsburg, Achim Geisbauer, "aber wir machen weiter."
Es gebe klare Regeln für den Fall, dass einer der beiden Gesellschafter in die Insolvenz geht. Geplant sind ein Mehrfamilienhaus und ein Gebäude mit Seniorenwohnungen, eine Spezialität von Paulus. Verkauft sei allerdings noch nichts, "das ist noch zu früh", sagt Geisbauer. Nächstes Jahr sei die gemeinsame Tiefgarage fertig, dann gehe es an den Bau. In den nächsten Tagen werde man mit den Paulus-Verantwortlichen das Gespräch suchen.
Schmerzhafter Stellenabbau
Was die Handwerker angeht, so trifft die Insolvenz einige hart. In einem Betrieb, der stark von Paulus abhängig war, sollen nach Informationen unserer Zeitung bis Ende des Jahres zwei Drittel der Belegschaft abgebaut werden.
Generell geht die Nachfrage nach Neubauten zurück. Wenn ein Betrieb dann vorrangig mit nur einem Bauträger zusammengearbeitet hat, kann es derzeit kaum kompensiert werden, wenn dieser ausfällt.
Crowdfunding-Anbieter: "Keinerlei neue verwertbare Informationen"
Wann Klarheit für die Crowdfunding-Anleger herrscht, ist weiter offen. Der Anbieter Zinsbaustein.de habe von der Paulus-Geschäftsführung "keinerlei neue verwertbaren Informationen" erhalten, erklärt Volker Wohlfahrt, Geschäftsführer von Zinsbaustein.de, auf Stimme-Anfrage. "Wir bemühen uns weiterhin Transparenz zu schaffen."
Die noch nicht zurückbezahlten Zinsbausteine der Paulus Wohnbau GmbH summieren sich nach Angaben des Crowdfunding-Anbieters auf mehr als fünf Millionen Euro. Dazu komme das Projekt Seniorenwohnen in Wiernsheim mit 908.000 Euro.