Geschäftsmann Raid Gharib startet mit argentinischen Grills durch
Geschäftsmann Raid Gharib möchte in Heilbronn ein Unternehmen mit großem Potenzial aufbauen. Dazu ist er in der Hotelbranche unterwegs und unter die Grillbauer gegangen. Die ersten Erfolge geben ihm recht.

Es ist was los im Hof der Weinstube Götz in Flein, als der Regen losbricht. Profi-Grillmeister Vilmar Paiva schafft es trotzdem, die Gäste mit seiner Grillkunst zu überzeugen. Es ist eine weitere erfolgreiche Präsentation des gemeinsamen "Asado", der wie Paiva aus Argentinien stammt.
Organisator Raid Gharib hat den neuen Trend nach Flein gebracht und besetzt eine Nische, die europaweit ein gutes Geschäft verspricht. Gharib veranstaltet nämlich nicht nur Grillpartys im Bekanntenkreis, er lässt dafür die Grills unter der Marke Asamodo auch in Heilbronn produzieren und sucht nach Nachahmern. Vielen Nachahmern.
Auch schon als Bundestagskandidat angetreten

Zum Asado kommen an diesem Abend Freunde, Geschäftsfreunde, Weggefährten aus der Politik. Raid Gharib war unter anderem Bundestagskandidat für die CDU 2016, ist in vielfältiger Weise in der Region und andernorts unterwegs. "Ein Freund sagt immer: Es gibt so viele Raids", erzählt Gharib selbst, wenn er auf seine Aktivitäten angesprochen wird.
Eines seiner wichtigsten Betätigungsfelder ist inzwischen aber: Er ist Unternehmer auf der Suche nach skalierbaren Geschäftsmodellen. Und das in den unterschiedlichsten Bereichen.
Nicht alles, was er anfasst, funktioniert. Irgendwann sei einem Freund und ihm die Idee gekommen, mittelständische Unternehmen, bei denen die Nachfolge nicht geregelt ist, weiterzuentwickeln. Die Resonanz ist gering. Ein Versuch, Wärmepumpen zum Selberinstallieren zu verkaufen, misslingt.
Mutig zum Immobilieninvestor
Was funktioniert, ist die Hotellerie. Mit einem Kredit und einem befreundeten Partner zusammen finanziert er den Kauf eines Hotelgebäudes an der A5, kurz vor Corona. Trotz aller Probleme bleibt es ein gutes Geschäft - und es ist die Eintrittskarte in die Branche. Inzwischen ist er an einem weiteren Hotel in der Schweiz beteiligt. "Wir wollen eine kleine Gruppe von Individual-Hotels aufbauen, das Ganze skalieren", erzählt der Fleiner.
Da ist das Wort zum ersten Mal. Skalieren. Üblicherweise hört man es häufig auf dem Bildungscampus in Heilbronn im Umfeld der Campus Founders. Es geht darum, ein Geschäftsmodell so anzulegen, dass es sich ohne größeren Aufwand vervielfachen lässt. Als Dozent an der DHBW habe er das auch den Studenten erläutert. In der digitalen Welt ist es immer das Ziel. Er selbst will es aber ganz undigital in die Tat umsetzen.
Importeur aus Mangel an Alternativen
Ob es bei der Hotelkette funktioniert, ist noch nicht ausgemacht. Doch inzwischen hat Gharib noch ein Eisen im Feuer, genauer gesagt: einen Grill im Portfolio. Als Grillfan hat er ursprünglich einfach selbst Interesse an einem Asado-Grill, diesem mächtigen Gerät, das in Argentinien für gesellige Nachmittage mit Gegrilltem in allen Variationen genutzt wird. Doch es gibt keine.
Er nimmt Kontakt mit einem Hersteller in Argentinien auf und überredet ihn, vier Stück zu schicken. "Einen für mich, drei wollte ich verkaufen." Er wird zum Importeur.
Das Geschäft kommt allerdings bald wieder ins Stocken. "Es ist schon ein Luxusprodukt, da sind wir Deutschen dann anspruchsvoll", sagt Gharib. Er findet Artur Lorenz, der mit seinem Betrieb in den Böllinger Höfen die Edelstahlgrills herstellen kann. Es funktioniert.
Was Lorenz Technologies liefern kann, ist in der Regel schon vor Fertigstellung verkauft. In Deutschland, Österreich, Schweiz ist er mit seiner Firma Asamodo aktiv. In vielen weiteren Ländern sucht er nach Generalimporteuren, erste hat er gefunden. Es kann skaliert werden.
Auf dem Street-Food-Festival stehen sie Kunden Schlange
Rund 2000 Euro kostet das aktuelle Modell für Endkunden. "Für mich ist klar: Niemand braucht so einen Grill. Deshalb muss ich die Menschen damit auf unterschiedlichen Wegen in Kontakt bringen", sagt Gharib. Es ist ein emotionales Produkt, eine Internetseite reicht ihm deshalb nicht. Stattdessen geht er auf ein Street Food Festival und verkauft Gegrilltes vom Asado-Grill. Ein voller Erfolg. "Da entsteht Gemeinschaft, Feuer weckt diese Urinstinkte in uns Menschen." Und offenbar habe es den Leuten dann auch noch geschmeckt.
Auch diese Idee geht nun ins Franchise. Er möchte in allen größeren Orten in Baden-Württemberg, später in ganz Deutschland Street-Food-Anbieter mit seinem Asado-Grill ausstatten. Gharib verdient immer mit. Als Franchise-Geber, als Grillverkäufer. Und erst recht, wenn nach jedem Festival ein paar Besucher auf die Idee kommen, sich ebenfalls so einen besonderen argentinischen Grill in den Garten zu stellen.
Zur Person

Der 40-jährige Raid Gharib stammt aus Pfullendorf, nicht weit vom Bodensee. Als Vierjähriger kam er dort an, nachdem seine Familie, Aramäer, aus Syrien geflohen waren. Nach Studium der Politikwissenschaft und Promotion in Kulturwissenschaft in Tübingen - mit Abstecher nach Harvard - arbeitet er in Stuttgart bei Ernst & Young und Dekra, lernt seine heutige Frau aus Heilbronn kennen. Und hier, mit einer Immobilie - zu der er "wie die Jungfrau zum Kind" gekommen sei - wird auch der Grundstein für seine weiteren Aktivitäten gelegt. Das sei auch Glück gewesen, meint Gharib. "Aber Glück ist, wenn Zufall auf Vorbereitung trifft, heißt es doch so schön."