Darum steht einer der fünf Lidl-Bauten in Bad Wimpfen leer
Im Mai 2021 füllten die Mitarbeiter die neue Lidl Deutschland-Zentrale mit Leben. Nun brennt in einem der Gebäude kein Licht mehr, die Klimaanlage ist aus. Wurde zu groß gebaut?

Als sich der Neubau im Mai 2021 mit Leben füllte – ganz langsam, denn es war ja noch Pandemie –, da meinte der damalige Lidl-Deutschland-Chef bei einem ersten Presserundgang, dass das Projekt keinesfalls überdimensioniert gewesen sei.
"Ich bin der Meinung, dass es wichtig ist, zusammenzukommen", sagte Matthias Oppitz, seinerzeit Geschäftsleitungsvorsitzender von Lidl Deutschland. "Wir haben jetzt nicht zu viele Büros."
Bei Lidl ist 100 Prozent mobiles Arbeiten möglich
Seitdem hat sich aber einiges getan: Oppitz wurde von Christian Härtnagel abgelöst, die Schwarz-Gruppe hat ihren Beschäftigten bis zu 100 Prozent mobiles Arbeiten ermöglicht – und entsprechend viel freier Platz klafft plötzlich in der Deutschland-Zentrale am Rande von Bad Wimpfen.
Mittlerweile hat das Unternehmen daraus Konsequenzen gezogen. "Einzelne Fachbereiche wurden aus einem der fünf Büro-Gebäude (Haus E) auf die übrigen vier Gebäude verteilt", teilt eine Sprecherin von Lidl Deutschland mit. "Baulich kam es zu keinen Veränderungen", fügt sie hinzu. Wie am Rande der 50-Jahr-Feier von Lidl vor wenigen Wochen zu hören war, sei das betroffene Gebäude quasi leergeräumt worden. Einer der Gründe sei demnach auch, dass Kosten gespart werden sollen.
Lidl-Zentrale mit Restaurant, Fitness-Bereich und Kreativräumen
Wurde also zu viel des Guten gebaut? Aus der Pressestelle heißt es: "Die Hauptverwaltung in Bad Wimpfen ist nach wie vor der zentrale Anlaufpunkt für den persönlichen Kontakt unserer Kollegen." Vor Ort werde ein umfangreiches Serviceangebot wie ein Restaurant mit einer großen täglichen Auswahl an traditionellen, mediterranen oder veganen Gerichten, ein Fitness- und Gesundheitsbereich, Kreativräume oder ein direkter IT-Service angeboten. "Dies wird von unseren Mitarbeitern geschätzt und rege genutzt."
Darüber hinaus lasse das räumliche Zusammenrücken neue Kreativität entstehen und steigere den Austausch sowie die Kommunikation über die Abteilungen hinweg - vor dem Umzug nach Bad Wimpfen waren die etwa 1500 Mitarbeiter auf mehrere Standorte in Neckarsulm und Heilbronn verteilt.
Mitarbeiter bleiben im Homeoffice - und die Energiekosten?
Dass nun zahlreiche Beschäftigte gerne im Homeoffice bleiben, stellt die Sprecherin als positiven Effekt dar: Dies trage "zu einer modernen und hybriden Arbeitskultur bei, die wir weiterhin bei Lidl fördern möchten". Dass aber die Ausgaben für leerstehende Büros gesenkt werden sollen, wird bestätigt: "Ebenso sparen wir Energie durch das Herunterfahren der Kälte- und Klimaanlage und leisten so einen Beitrag für die Umwelt."
Wie es zu der Homeoffice-Regelung kam
Keine drei Monate, nachdem die ersten Mitarbeiter ihre neuen Schreibtische in Bad Wimpfen eingeräumt hatten, war der große Schwenk eingetreten: Zunächst durften alle Beschäftigten zwei Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiten. Lidl Deutschland hatte ohnehin zwei Jahre vor dem Umzug alle Mitarbeiter mit Handy und Notebook ausgerüstet. Dadurch konnten während der Corona-Einschränkungen 90 Prozent der Beschäftigten von zu Hause arbeiten.
Im Juni vergangenen Jahres folgte dann die größtmögliche Erweiterung der Regelung: "Wir wollen die Erfahrungen aus den vergangenen zwei Jahren und die Vorteile flexibler Arbeitsweise nutzen", hieß es da. "Vor diesem Hintergrund ermöglicht die Schwarz-Gruppe ab sofort mobiles Arbeiten an bis zu fünf Tagen pro Arbeitswoche."
"Wir haben bislang gute Erfahrungen damit gemacht"
Für die Mitarbeiter der Verwaltungsstandorte sei eine Richtlinie verabschiedet worden, die mobiles Arbeiten an bis zu fünf Tagen pro Arbeitswoche ermöglicht, erläutert die Lidl-Sprecherin. Der Umfang und die individuelle Handhabung richteten sich demnach unter anderem nach dem Tätigkeitsfeld der Mitarbeiter und den Rahmenbedingungen im jeweiligen Bereich. "Wir haben bislang gute Erfahrungen mit dieser Regelung gemacht", berichtet sie. "Das Team Lidl agiert nach wie vor leistungsstark und dynamisch."
Daten und Fakten zur Lidl Deutschland-Zentrale
Spatenstich für den Neubau von Lidl Deutschland war im Mai 2017, dann wurde zunächst eine Grube von 18 Meter Tiefe ausgehoben - unter anderem, um eine Tiefgarage mit Platz für 1300 Fahrzeuge zu bauen. Anschließend wuchsen fünf Gebäude in den Bad Wimpfener Himmel - an der höchsten Stelle ist der Komplex 22 Meter hoch.
Die Bauten sowie das unter dem Innenhof eingerichtete Restaurant kommen insgesamt auf eine Bruttogeschossfläche von 135.000 Quadratmetern. Das Grundstück am Stadtrand ist knapp 40.000 Quadratmeter groß. 25.000 Tonnen Stahl und 135.000 Kubikmeter Beton wurden verbaut. Die Baukosten wurden nicht bekanntgegeben.






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