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Karlsruher Forscher berechnen, wie viel Lithium in Deutschland steckt

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Deutschland ist im Lithium-Fieber: Das Wasser einiger Geothermie-Bohrungen enthält auch einen nennenswerten Anteil des Akku-Grundstoffs. Doch reicht das, um den Bedarf zu decken?

Das Geothermiekraftwerk von Bruchsal. Hier testet die EnBW die Lithium-Gewinnung.
Das Geothermiekraftwerk von Bruchsal. Hier testet die EnBW die Lithium-Gewinnung.  Foto: Fritze, Heiko

In Bruchsal und Insheim wird sie bereits erprobt. Nun haben Forscher des Karlsruher Instituts KIT die Lithiumgewinnung in Deutschland grundsätzlich unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Alleine aus den bestehenden Geothermiebohrungen könnten jährlich zwischen 2600 und 4700 Tonnen sogenanntes Lithium-Äquivalent gewonnen werden. Da aber gleichzeitig in Deutschland neun Batteriefabriken gebaut werden oder geplant sind, von Überherrn im Saarland bis zum Tesla-Werk Grünheide bei Berlin, würden damit dennoch gerade mal zwei bis 13 Prozent des Bedarfs gedeckt werden können, haben die Wissenschaftler errechnet.


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Lithium-Förderung im Oberrheingraben wird konkret


Durch den Bau weiterer Geothermiekraftwerke sei eine Steigerung der Fördermengen zwar denkbar, allerdings dauere es mindestens fünf Jahre, bis ein neu geplantes Kraftwerk in Betrieb geht, erläutert Fabian Nitschke vom Institut für Angewandte Geowissenschaften (AGW) des KIT. „Angesichts des globalen prognostizierten Lithiumdefizits und der geplanten Batteriefertigung wird sich die Lage speziell für Deutschland rasch zuspitzen. Das Lithium aus der Geothermie kann mittelfristig also nur eine Ergänzung darstellen.“

Lithium-Vorkommen im Oberrheingraben

Geeignete Lithium-Vorkommen haben die Forscher zum einen im Oberrheingraben ausgemacht. Dort betreibt die EnBW die Anlage mitten im Gewerbegebiet von Bruchsal, während das australische Unternehmen Vulcan Energy das Geothermiekraftwerk der Pfalzwerke am Rande von Insheim, nahe bei Landau in der Pfalz, übernommen hat. Beide Firmen erproben derzeit, wie sich aus dem Tiefenwasser Lithium gewinnen lässt.

Geplante und bestehende Batteriefabriken in Deutschland.
Geplante und bestehende Batteriefabriken in Deutschland.

Außerdem gebe es an einigen Kraftwerken im Norddeutschen Becken ausreichende Lithium-Gehalte im Wasser aus 3000 bis 4000 Meter Tiefe, schreiben die Forscher. Das größte Potenzial für Energiegewinnung aus Geothermie besteht zwar im bayrischen Voralpenland, von Geologen Molassebecken genannt. Allerdings sind hier die Lithiumgehalte zu gering, um das Metall mit der derzeitigen Technik rentabel herausfiltern zu können. Die Bohrungen im Oberrheingraben kommen dafür auf Gehalte von 160 bis 190 Milligramm je Liter. Einige Bohrungen in Norddeutschland, etwa bei Groß-Schönebeck nördlich von Berlin oder in der Altmark in Sachsen-Anhalt, ergeben 50 bis 375 Milligramm je Leiter. Im Molassebecken werden hingegen zwischen null und 150 Milligramm erreicht.

Zum Vergleich: Die beiden größten Förderregionen in Chile und Argentinien kommen auf 340 bis 5000 Milligramm. Auch dort wird das Metall aus Grund- und Tiefenwasser gewonnen. Weitere europäische Vorkommen wurden in Cornwall, Nordengland, dem französischen Zentralmassiv, dem Pariser Becken und im westlichen Apennin ausgemacht. Meerwasser enthält gerade mal 0,18 Milligramm.

Welche Lithiumgehalte, Reservoirgröße und Fließrate als ausreichend für eine rentable Gewinnung gelten, hängt zunächst einmal vom Stand der Technik, dem Gewinnungsverfahren und dem Weltmarktpreis ab, erläutern die Forscher. Doch damit die Lithiumgewinnung aus Geothermiekraftwerken in Deutschland letztendlich Wirklichkeit wird, seien auch gesellschaftliche Unterstützung und Akzeptanz notwendig. „Grundsätzlich sehen wir die Technologie sehr positiv“, sagt Valentin Goldberg vom Institut für Angewandte Geowissenschaften. „Flächenverbrauch und Umweltkosten wären gering, genauso die Transportkosten.“

 

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