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Lithium-Förderung im Oberrheingraben wird konkret

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In der Südpfalz hat Vulcan Energie am Geothermiekraftwerk Insheim den Probebetrieb aufgenommen. Denn die Lagerstätte unter der Rheinebene hat viel Potenzial. Die nächsten Schritte stehen bereits fest.

Aus 3500 Metern Tiefe wird bei Insheim heißes Wasser gefördert. Daraus will Vulcan Energy Lithium gewinnen.
Aus 3500 Metern Tiefe wird bei Insheim heißes Wasser gefördert. Daraus will Vulcan Energy Lithium gewinnen.  Foto: Fritze, Heiko

Die Substanz der Begierde schwappt in einen großen Eimer. Sie schimmert leicht hellblau und ständig kommt ein bisschen mehr hinzu. Lithiumchlorid heißt der Stoff, der hier im Wasser gelöst ist - Basis für den begehrten Grundstoff für Akkus. Ort des Geschehens ist das Geothermiekraftwerk in Insheim. Zu Jahresbeginn hat der australische Investor Vulcan Energy die Anlage von den Pfalzwerken gekauft. Seitdem wird umgerüstet: Neben Stromerzeugung soll es bald Fernwärme für umliegende Orte geben - vor allem aber Lithiumgewinnung.

180 Grad heißes Wasser

Möglich machen es die speziellen geologischen Verhältnisse im Oberrheingraben: In etwa 3500 Meter Tiefe strömt gut 180 Grad heißes Wasser, in dem diverse Mineralien gelöst sind. Eigentlich wird dieses Vorkommen für die Standard-Geothermie genutzt: Das heiße Wasser wird gefördert, lässt in einem Wärmetauscher eine Flüssigkeit verdampfen, dieser Dampf treibt eine Turbine an, und so wird Strom erzeugt - in Insheim mit einer Leistung von bis zu 3,5 Megawatt. Das abgekühlte Wasser wird anschließend wieder in die Tiefe geleitet.


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180 Milligramm Lithium pro Liter

Allerdings ist dieses Tiefenwasser alles andere als trinkbar, auch wenn es in der Regel wie klares Wasser aussieht. "Wir haben alleine etwa zehn bis zwölf Prozent Salzgehalt", erklärt ein Mitarbeiter des Unternehmens. Noch interessanter als das gewöhnliche Kochsalz ist aber eine andere Substanz: Auch Lithium ist in dem Wasser gelöst. Den Gehalt beziffert Geschäftsführer Thorsten Weinmann auf 180 Milligramm je Liter. "Das ist im gesamten Oberrheingraben in dieser Größenordnung anzutreffen", berichtet er. "Wir haben hier eine weltweit einmalige Lagerstätte."

Von Basel bis zur Wetterau, zwischen Schwarzwald und Vogesen, zwischen Odenwald und Pfälzer Wald erstreckt sich die Ebene, Ergebnis eines sogenannten Grabenbruchs. Viele Risse im absinkenden Gestein bieten Raum für Wasserströme auch in tiefen Lagen. Nur - noch gibt es so gut wie keine Geothermiebohrung bis hinab in diese Schichten. Einige Unternehmen planen zwar solche Projekte, unter anderem der Energiekonzern EnBW. Keiner ist aber so weit fortgeschritten wie Vulcan Energy.

Aus Lithiumchlorid wird Lithiumhydroxid für Akkus

In Insheim ist seit einigen Wochen eine Versuchsanlage in Betrieb. Sie filtert zehn Liter Tiefenwasser pro Stunde mittels eines einfachen Ionentauschers. Das so gewonnene Lithiumchlorid wird dann weiterverarbeitet zu jenem Lithiumhydroxid, das für Akkus benötigt wird.

Noch erprobt das Unternehmen diese Technologie. Nächster Schritt soll eine Demonstrationsanlage sein, kündigt Weimann an. "Dazu suchen wir gerade einen Standort im Raum Landau." In ihr sollen bereits 5000 Liter pro Stunde gefiltert werden können. In zwei bis drei Jahren will Vulcan Energy dann die reguläre Lithium-Förderung starten - mit einem Durchsatz von 300 Litern pro Sekunde.


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Produktionsflächen sind bereits angepachtet

Auch die Verarbeitung zu Lithiumhydroxid wollen die Australier in der Hand behalten. Auf dem Hoechst-Gelände bei Frankfurt seien bereits Flächen angepachtet, eine Pilotanlage zur Elektrolyse soll nächstes Jahr in Betrieb gehen, kündigt Weimann an.

Das Geothermiekraftwerk Insheim wird dann wohl wieder mehr zu seiner ursprünglichen Aufgabe zurückkehren: Strom erzeugen. Und künftig auch Fernwärme. Denn auch dafür besteht reichlich Potenzial, erläutert Weimann: "Die Wärme-Energie reicht aus, um ganz Landau und die umliegenden Gemeinden zu versorgen."

 
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