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Mitarbeiter müssen zurück ins Büro: Bechtle streicht Homeoffice

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IT-Dienstleister Bechtle in Neckarsulm fordert von Beschäftigtem deutlich mehr Präsenz vor Ort, um die Herausforderungen zu meistern. Homeoffice soll künftig die Ausnahme sein, Büroarbeit die Regel.

Beim IT-Dienstleister Bechtle in Neckarsulm soll Büroarbeit wieder mehr und Homeoffice hingegen weniger werden.
Beim IT-Dienstleister Bechtle in Neckarsulm soll Büroarbeit wieder mehr und Homeoffice hingegen weniger werden.  Foto: Mugler/Archiv

Der IT-Dienstleister Bechtle leitet die Wende beim Thema mobiles Arbeiten ein. Künftig sollen die Mitarbeiter wieder im Büro oder vor Ort beim Kunden arbeiten. Das geht aus einer internen E-Mail hervor, die das Management am Freitagnachmittag an die Belegschaft verschickt hat und die der Heilbronner Stimme vorliegt.

Darin schwört das Vorstandsteam um Thomas Olemotz die Mitarbeiter auf eines der "herausforderndsten Jahre unserer jüngeren Unternehmensgeschichte" ein. Doch Bechtle habe den Vorteil, diesen Herausforderungen aus einer Position der Stärke zu begegnen. "Um unsere Wettbewerbsvorteile voll auszuschöpfen, sind vor allem zwei Dinge notwendig: 1. Zusammenarbeit. 2. Kreativität", schreiben die Vorstände. Und weiter: "Wir wollen und müssen ein Umfeld schaffen, das die kreative Zusammenarbeit in den Mittelpunkt stellt. Dazu brauchen wir Sie und dazu brauchen wir Ihre Präsenz – im Büro oder beim Kunden." Bechtle beschäftigt konzernweit mehr als 15.000 Mitarbeiter, davon rund 2350 am Stammsitz in Neckarsulm.


Kein Homeoffice mehr bei Bechtle in Neckarsulm: Das sind die Gründe für die neue Regelung

Der Vorstand verweist zudem auf die rund 900 Auszubildenden und dual Studierenden im Unternehmen, die auf den Kontakt und den Austausch mit den Kollegen im Büro angewiesen seien. "Sie brauchen Vorbilder, sie brauchen das ,zufällige Aufschnappen' von Ideen und Themen, sie entwickeln sich durch direktes Feedback und Partizipation", heißt in der E-Mail. Den jungen Mitarbeitern leere Büros zuzumuten, sei nicht zielführend.

Eine einheitliche Regelung über die Präsenztage im Büro will der Vorstand angesichts der unterschiedlichen Jobprofile bei Bechtle nicht festlegen. Die Führungskräfte werden aufgefordert, "für ihre Teams nachvollziehbare und überzeugende Konzepte zu erarbeiten, um wieder miteinander in den Büros zusammenzukommen oder beim Kunden vor Ort zu sein"

Einzelne Homeoffice-Tage sollen bei Bechtle in Neckarsulm künftig die Ausnahme sein

Die Flexibilität, "aus guten Gründen auch einmal von zu Hause zu arbeiten", wolle man nicht aufgeben. Aber: "Es kann nicht die Regel sein. Vielmehr ist grundsätzlich unser Arbeitsort das Büro oder unser Kunden und einzelne ,Homeoffice-Tage' sind die Ausnahme." Von einer "starken Präsenz" verspricht sich der Vorstand die notwendige Steigerung der Produktivität, um sich "wieder mit mehr Biss am Markt" zu behaupten. Die konkrete Ausgestaltung des künftigen Arbeitens soll im direkten Dialog mit der Führungskraft entstehen.

Das Unternehmen wollte die Kehrtwende beim Homeoffice nicht bestätigen. "Grundsätzlich kommentiert Bechtle interne Vorgänge nicht", teilte eine Sprecherin mit. Bisher war der IT-Dienstleister beim mobilen Arbeiten kulant. Schon vor Corona war dies möglich, seit der Pandemie hätten viele Mitarbeiter vor allem montags und freitags von zu Hause aus gearbeitet, hatte Bechtle im Juli 2023 mitgeteilt.


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Diskussion um Homeoffice auch bei SAP, Audi und der Schwarz-Gruppe 

Bei Audi ist im Herbst 2023 eine Diskussion über Homeoffice entbrannt. Dem Vernehmen nach hatte sich der neue Vorstandsvorsitzende Gernot Döllner für mehr Präsenz ausgesprochen. Aktuell gibt es eine Betriebsvereinbarung, die eine sehr flexible Handhabung des mobilen Arbeitens ermöglicht. In Absprache mit ihrem Vorgesetzten und je nach Bereich können Angestellte so viel mobil arbeiten, wie sie möchten. Allerdings, so heißt es bei Audi, erfordere die anstehende Modelloffensive eine gemeinsame Kraftanstrengung. Insbesondere bei Anläufen oder Entwicklungsthemen brauche es eine enge Abstimmung und schnelle Interaktionen, die oft nur durch persönliche Zusammenarbeit vor Ort sichergestellt werden könnten.

Der Software-Riese SAP hat den Trend zur Rückkehr in die Büros mit eingeleitet. Ab Mai müssen die Beschäftigten wieder mindestens drei Tage pro Woche im Büro oder beim Kunden arbeiten. Auch bei der Neckarsulmer Schwarz-Gruppe wird das Thema heiß diskutiert. Doch das Management entschied Anfang Februar, dass Mitarbeiter auch künftig bis zu fünf Tage pro Woche von zu Hause arbeiten dürfen. Bei Würth in Künzelsau setzt man hingegen auf New Work und rechnet künftig mit einer Drei-Tage-Woche, ermöglicht durch Künstliche Intelligenz.

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