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Heilbronner Studenten atmen den Geist des Silicon Valley

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Sam Keitel und Tim Findeiss profitieren vom Netzwerk der Campus Founders und dürfen am Founder Institute im Silicon Valley ihre Start-up-Idee verfeinern. Jetzt wollen sie Unternehmen und Oldies zusammenbringen.

Tim Findeiss (links) und Samuel Keitel an der Geburtsstätte des Silicon Valley, der Garage, in der William Hewlett und David Packard das erste Start-up in der Region gründeten. Jetzt wollen sie selbst als Gründer durchstarten.
Tim Findeiss (links) und Samuel Keitel an der Geburtsstätte des Silicon Valley, der Garage, in der William Hewlett und David Packard das erste Start-up in der Region gründeten. Jetzt wollen sie selbst als Gründer durchstarten.  Foto: privat

Es ist ein Traum, der für die Studenten Tim Findeiss und Samuel Keitel wahr geworden ist: Ihr fünftes Semester verbringen sie damit, ihrem Start-up Senior Connect mit einem der bekanntesten Accelerator-Programme im Silicon Valley Schub zu verleihen. Und das, nachdem sie im Sommer noch mit vielen Mitstreitern den ersten Muswiesen-Summit für die Region in Rot am See auf die Beine gestellt haben. Strammes Programm statt Studentenleben.

Die etwas andere Geburtstagsfeier

Der Start-up-Beschleuniger Founder Institute ist der größte Pre-Seed-Accelerator der Welt. Es waren glückliche Umstände und vor allem der Kontakt zu den Campus Founders in Heilbronn, die den beiden die Tür öffneten: Bei einer Geburtstagsfeier von Sascha Karstädt, der in Heilbronn den Accelerator AI Founders leitet, kamen sie mit Founder-Institute-Gründer Adeo Ressi und seiner Lebensgefährtin und rechten Hand Mercedes Bankston zusammen und stellten kurzerhand ihre Idee vor. Offenbar überzeugend.

Ihre Idee für das Start-up Senior Connect, das die zwei schon in den vergangenen Monaten parallel zu ihrem Studium an der TUM in Heilbronn entwickelten, soll nun also optimiert an den Start gehen. Die Idee ist schon mal charmant: Sie möchten Unternehmen, die erfahrene Mitarbeiter suchen, und Menschen, die aus dem Beruf ausgeschieden sind und noch eine Aufgabe suchen, zusammenbringen.

Guter Rat: Das Geldverdienen nicht vergessen

Anfangs stand der soziale Aspekt im Fokus. Den haben die zwei zwar nicht vergessen. "Aber hier in den USA haben sie uns die Augen geöffnet, dass man da ruhig größer denken sollte und die Profitabilität nicht vergessen darf", erzählt Findeiss. Der Markt dafür sei da.

Denn die Zielgruppe der angehenden Ruheständler wächst außergewöhnlich schnell. Und ebenso schnell ist der Fachkräftemangel gewachsen, insbesondere der Mangel an erfahrenen Experten.

Vor allem als Berater und für einzelne Projekte können und wollen sich junge Senioren häufig noch einbringen - noch etwas Sinnvolles tun. Wenn das dann auch noch gut bezahlt wird umso besser. Erste Kontakte gibt es schon. Neben Barmer oder Cargokite aus München, die Frachtschiffe mit Windkraft voranbringen wollen und dafür nach Ingenieuren suchen, sind auch bekannte Namen aus der Region wie EBM-Papst und Berner dabei.

Zufällig trifft man hier die interessantesten Leute

Ihre Idee hat sich in intensiven Monaten im Silicon Valley jedenfalls konkretisiert. Dabei helfen auch die kurzen Wege, die Coaches aus dem Programm und das gesamte Klima, wie sie erzählen. "Wir haben hier in einer Bar abends zufällig den ersten Mitarbeiter von Netflix getroffen", erzählt Findeiss.

"Oder einen bekannten Manager eines Risikokapitalfonds im Bus", ergänzt Keitel. Dazu habe das Founder Institute so einen guten Namen, dass man automatisch Kontakt mit den richtigen Leuten bekomme. So haben sie den Geist des Silicon Valleys geatmet.

Mit diesem Schwung geht es jetzt an die Umsetzung. Die Preisgestaltung steht in groben Zügen. Einmalzahlungen für die Vermittlung, das "Matching", gegebenenfalls auch abhängig vom vereinbarten Gehalt. Eine Künstliche Intelligenz soll eingesetzt werden. Dafür müssen sie Geld einsammeln, auf Förderung hoffen, ins Marketing gehen. Obwohl schon der Vorschlag kam, in den USA anzufangen, wollen sie doch zuerst in Deutschland ihr Glück versuchen. Nächstes Semester müssen beide ihre Bachelor-Arbeiten schreiben.

Die letzten Tage

Immerhin akzeptierte die TUM, dass der - selbst finanzierte - Aufenthalt im Silicon Valley als Auslandssemester zählt. Das Leben ist in dieser Ecke der USA teuer. Allein für ihr Apartment zahlen sie 2000 Dollar pro Monat. "Da blutet einem das Schwaben-Herz", meint Keitel. Unterstützt werden sie deshalb auch von den Eltern. "Die finden das toll, so ganz verstehen sie aber auch nicht, was wir da machen", gibt Tim Findeiss zu. Der Countdown aber läuft. Am Mittwoch ist Rückflug. Jetzt genießen sie die letzten Tage im Gründerparadies.

In Heilbronn wollen Tim Findeiss und Samuel Keitel vorerst bleiben. Keitel stammt aus Schrozberg, Findeiss aus Naila in Oberbayern. Von den Campus Founders sind die beiden überzeugt. "Da steckt wirklich viel dahinter", sagt Samuel Keitel. Und beide sind gespannt, was sich im Umfeld noch alles entwickelt.

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