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Ex-Chef der Außenhandelskammer in Israel: "Hamas muss weg – der Preis wird hoch sein"

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Grisha Alroi-Arloser, ehemaliger Geschäftsführer der Außenhandelskammer in Israel mit Kontakten nach Heilbronn, sieht im Konflikt mit den Nachbarn im Nahen Osten keine Alternative zu einer harten Antwort.

Grisha Alroi-Arloser, ehemaliger Geschäftsführer der Deutsch-Israelischen Industrie- und Handelskammer (AHK), sieht eine große Entschlossenheit unter den Israelis.
Grisha Alroi-Arloser, ehemaliger Geschäftsführer der Deutsch-Israelischen Industrie- und Handelskammer (AHK), sieht eine große Entschlossenheit unter den Israelis.  Foto: privat

Das Leben in Israel geht nach dem Angriff der Hamas "nur schleppend weiter" erzählt Grisha Alroi-Arloser. Der 67-Jährige war bis zum Sommer Geschäftsführer der Deutsch-Israelischen Industrie- und Handelskammer (AHK) in Tel Aviv und hatte in dieser Funktion auch enge Kontakte zum Zukunftsfonds nach Heilbronn, begleitete den Aufbau der Wirtschaftsrepräsentanz des Landes Baden-Württemberg in Israel. Nun bangt auch er um die Zukunft seiner Kinder.

Bei den Gedanken an die Getöteten und Entführten, darunter Holocaust-Überlebende und Säuglinge, sei er "geschockt und fassungslos, so geht es wohl allen Israelis", sagt Alroi-Arloser. Zwei seiner Söhne sind beim israelischen Militär.

"Einer befindet sich gerade mitten in den Kämpfen mit der Hamas, das ist schwer auszuhalten – auch wenn das noch kein Vergleich ist zu dem, was die Eltern der Verschleppten jetzt durchmachen", erzählt er.

Regierung in Israel soll jetzt geeint auftreten

Der Mann, der in Bergisch-Gladbach aufwuchs und vor 45 Jahren nach Israel auswanderte, hofft nun auf eine geeinte Regierung. "In einer Notstandsregierung muss die Opposition mit eingebunden werden."

Er glaubt auch, dass die Justizreform und die daraus resultierende Spaltung der Gesellschaft jetzt kein Thema mehr sein werden. "Tatsache ist aber, dass die Vorhaben dieser rechts-religiösen Regierung dazu geführt haben, dass wir schwach aussahen." So hätten beispielsweise viele gut ausgebildete Reservisten angekündigt, ihren Dienst quittieren zu wollen. "Das wurde von unseren Gegnern sehr genau beobachtet", glaubt Alroi-Arloser.

Große Gefahr eines Zwei-Fronten-Kriegs

Die Gegner seien mit großer Wahrscheinlichkeit vom Iran finanziert, ausgerüstet und koordiniert. "Das war von langer Hand geplant", sagt der Rentner, der derzeit wenig schläft und viel Zeit vor dem Fernseher verbringt, wie er erzählt.

Die größte Gefahr sei nun, wenn im Norden durch die Hisbollah eine zweite Front eröffnet werde, einige Gebiete würden bereits evakuiert. Im Libanon habe man es mit einem noch deutlich besser ausgerüsteten Gegner zu tun, der über eine funktionierenden Luftabwehr und großes Waffenarsenal verfüge.

Der Preis wird hoch sein – für beide Seiten

Was die Hamas angeht, findet Alroi-Arloser klare Worte: "Die Hamas muss weg." Das sei kein leichtes Unterfangen. Doch von der Vorstellung, dass man einen wilden Tiger im Nachbargarten füttern und somit ruhig halten kann, müsse man sich nun endgültig verabschieden.

In einer großen Mobilmachung werden derzeit Hunderttausende Reservisten eingezogen. Es werde wohl eine Bodenoffensive geben, der Preis werde hoch sein, auch für Israel. "Die Frage, die hier diskutiert wird, ist: Wie brutal soll die Antwort ausfallen? Wie kann man jetzt sein menschliches Antlitz bewahren?"

Die Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen werde betroffen sein. Harte Maßnahmen zu vermeiden, um nicht die nächste Generation an Terroristen heranwachsen zu lassen, sei momentan nicht mehr möglich, ist Alroi-Arloser überzeugt. "Wir haben jetzt alle Hände voll mit der aktuellen Generation an Terroristen zu tun."

Noch nie habe es eine vergleichbare Offensive gegeben. Irgendwann müsse auch geklärt werden, warum der Mossad im Vorfeld keine Informationen darüber hatte - auch über die Tunnels, über die jetzt noch immer Feinde ins Land kommen. "Doch jetzt ist dafür nicht die Zeit." Jetzt gehe es um Zusammenhalt. Und auf den hoffe Israel auch mit Blick auf EU, USA und Vereinte Nationen. "Sie alle müssen jetzt klare Zeichen setzen und alle Hilfsgelder an die Palästinenser stoppen."

 

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