Formel-1-Einstieg von Audi perfekt – Oliver Hoffmann übernimmt
Oliver Hoffmann war etwas mehr als drei Jahre lang Technik-Vorstand von Audi. Nun ist er für die Formel 1 zuständig.

Bereits vor zwei Wochen hatte die Heilbronner Stimme über die Personalie berichtet, nun ist die Entscheidung unseren Informationen zufolge gefallen: Der Aufsichtsrat von Audi wird Technik-Vorstand Oliver Hoffmann von seinen bisherigen Aufgaben entbinden. Der 47-Jährige verantwortet künftig den Einstieg von Audi in die Formel 1. 2026 steigt der Autobauer in die Königsklasse des Motorsports ein.
Hoffmann war von Anfang an eine einer der führenden Köpfe hinter dem Projekt. Der Ingenieur wird bei Audi nun Generalbevollmächtigter für die Formel 1. Anders als andere Hersteller wie zum Beispiel Mercedes tritt Audi ab 2026 nicht nur mit einem eigenen Team in der Formel 1 ein, sondern entwickelt auch die Antriebseinheit selbst.
Audi übernimmt komplettes Formel-1-Team
2026 geht Audi mit dem Rennstall Sauber an den Start in die erste Saison. Die Mannschaft aus der Schweiz wird dann zum Audi-Werksteam. Der Rennstall aus Hinwil in der Nähe von Zürich wird das Fahrzeug entwickeln und für die Durchführung der Renneinsätze weltweit zuständig sein.
Nun gibt es aber eine entscheidende Veränderung: Audi wird nicht nur wie ursprünglich geplant Mehrheitseigner des Rennstalls, sondern übernimmt ihn vollständig. Das hat der Aufsichtsrat des VW-Konzerns entschieden. Oliver Hoffmann ist in Zukunft als Generalbevollmächtigter Chef von Sauber und der Audi Formula Racing GmbH, die ihren Sitz in Neuburg an der Donau, unweit der Zentrale in Ingolstadt hat.
Antriebseinheit komplett aus Deutschland
Direkt bei Audi entsteht die sogenannte Power Unit – die Antriebseinheit aus den elektrischen Motoren, Verbrennungsmotor, Batterie und dem passenden Energierückgewinnungssystem. Das alles wird am Standort Neuburg an der Donau von der Audi Formula Racing GmbH sowie Spezialisten aus weiteren Bereichen entwickelt werden.
Damit wird Audi ein Alleinstellungsmerkmal haben: Die anderen Teams entwickeln in ihren Fabriken in England, auch Mercedes arbeitet an seinem Formel-1-Projekt fernab von Stuttgart. Nach Informationen der Heilbronner Stimme sollen die ersten beiden Motoren bereits auf dem Prüfstand getestet werden.
Angespanntes Verhältnis
Das Verhältnis zwischen Audi-Boss Gernot Döllner und seinem Technik-Vorstand Oliver Hoffmann ist laut Insidern schon lange angespannt. „Da hat die Chemie von Anfang an nicht gepasst“, sagt ein leitender Ingenieur aus Ingolstadt. Hintergrund sind Verzögerungen bei vielen neuen Modellen, allen voran dem Elektro-SUV Q6-Etron, der mit fast drei Jahren Verzögerung nun in diesem Sommer auf den Markt kommen soll.
„Der Hauptgrund dafür ist aber die Software, die nicht bei Audi, sondern bei Cariad entwickelt wird“, sagt der Ingenieur. Unseren Recherchen zufolge haben sich daher sowohl Teile der Konzernspitze in Wolfsburg als auch der Großteil des Aufsichtsrats dafür ausgesprochen, dass Hoffmann eine neue Aufgabe erhalten soll und nun das Projekt Formel 1 bis 2026 an den Start bringt.
Nachfolge für Hoffmann bei Audi noch offen
Für den Posten des Technik-Vorstands wird es vorläufig keinen direkten Nachfolger für Oliver Hoffmann geben. Den Posten übernimmt Audi-CEO Gernot Döllner in Personalunion. Für wie lange ist offen, Insider berichten unserer Redaktion, dass Döllner noch auf der Suche nach einem geeigneten Kandidaten sei. Ein möglicher Kandidat ist dem Vernehmen nach Frank-Steffen Walliser. Er verantwortet derzeit bei Porsche als Leiter Gesamtfahrzeug-Architektur und -Eigenschaften die technische Konzeption der zukünftigen Modelle aller Baureihen des Sportwagenherstellers.
Vertrag von Oliver Hoffmann war im Mai um fünf Jahre verlängert worden
Im Mai vergangenen Jahres wurde der Vertrag von Oliver Hoffmann um fünf Jahre verlängert. Sein aktueller Kontrakt gilt damit aktuell bis Ende Februar 2029. Oliver Hoffmann ist zweifelsohne ein „Car Guy“, wie man umgangssprachlich oft von jenen Menschen spricht, die ihr Leben dem Automobil gewidmet haben. Der gebürtige Hannoveraner liebt schnelle Autos, den Geruch von verbranntem Benzin auf der Rennstrecke, ist aber genauso begeistert von der Elektromobilität.
Seine berufliche Laufbahn begann Oliver Hoffmann 2004 in der Technischen Entwicklung bei Volkswagen. Zwischen 2005 und 2011 war er auf verschiedenen Positionen im In- und Ausland für Audi tätig, unter anderem in der Qualitätssicherung von Lamborghini in Italien. 2006 arbeitete der heutige Technik-Vorstand in der Entwicklung für die großen Benzinmotoren in Neckarsulm.
Hoffmann hat Audi Sport GmbH mitgeprägt
Nach mehreren Jahren als Leiter der Antriebsentwicklung im ungarischen Györ und später in Ingolstadt trat er 2017 die Leitung der Technischen Entwicklung der Audi Sport GmbH an. Bei dem Tochterunternehmen aus Neckarsulm wurde Hoffmann 2018 in die Geschäftsführung berufen.
In seiner Zeit in Neckarsulm hat er eine große Modelloffensive in der Geschichte von Audi Sport begleitet. Dazu gehört aktuell das bislang größte Portfolio an RS-Modellen sowie der rein elektrische Audi E-Tron GT, der in den Böllinger Höfen in Heilbronn gefertigt wird. Bei der Audi Sport GmbH ist Hoffmann bis heute Vorsitzender des Beirats.
Aufstieg bis in den Vorstand von Audi
Ab 2019 übernahm Oliver Hoffmann zwei weitere Führungspositionen: die Leitung der Technischen Entwicklung des Standorts Neckarsulm sowie die Leitung der Antriebsentwicklung der Audi AG. „Neckarsulm ist ein bedeutender Entwicklungs-Standort im Konzernverbund und mir persönlich auch sehr wichtig", sagt Oliver Hoffmann.
Ab Juli 2020 leitete er als Chief Operating Officer das operative Geschäft der Technischen Entwicklung. Seit 1. März 2021 ist Oliver Hoffmann Mitglied des Vorstands der Audi AG für den Geschäftsbereich Technische Entwicklung. Nun folgt der Wechsel ins Formel-1-Team, das von Neuburg an der Donau unweit von Ingolstadt und Hinwil in der Schweiz aus operiert.