Vom Technik- zum Formel 1-Chef von Audi: Neue Chance für Oliver Hoffmann
Der Job des Technik-Vorstands bei Audi war zuletzt ein Schleudersitz. Oliver Hoffmann hat dennoch viel geleistet, findet unser Autor. Der Einstieg mit ihm in die Formel 1 ist eine neue Chance.

Oliver Hoffmann ist zweifelsohne ein „Car Guy“, wie man umgangssprachlich oft von jenen Menschen spricht, die ihr Leben dem Automobil gewidmet haben. Der gebürtige Hannoveraner liebt schnelle Autos, den Geruch von verbranntem Benzin auf der Rennstrecke, ist aber genauso begeistert von der Elektromobilität. Seit zwei Jahrzehnten entwickelt der 47-Jährige im VW-Konzern, die meiste Zeit davon bei Audi.
Hoffmann hat Spuren hinterlassen – sei es als Motorenmann, als Geschäftsführer der Neckarsulmer Audi Sport GmbH oder eben zuletzt als Technik-Vorstand des Unternehmens. Einen Bereich mit fast 10.000 Menschen zu führen, ist keine leichte Aufgabe. Oliver Hoffmann ist vor drei Jahren angetreten und musste die Technische Entwicklung in vielen Bereichen erst einmal neu aufstellen.
Oliver Hoffmann gab Audi Struktur – und musste auch wegen verspäteter Modelle Posten räumen
In den Jahren zuvor sind unzählige Vorgänger gekommen und gegangen, teils schon nach weniger als einem Jahr. Der Ingenieur Hoffmann war nach langer Zeit wieder der erste, der dem Herzen des Unternehmens wieder eine Struktur und eine Richtung gegeben hat. Und das in einer Zeit, in der sich parallel mehr als ein Dutzend neue Modelle in der Entwicklung befanden.
Klar: Vieles ist bei Audi nicht rund gelaufen in den vergangenen Jahren, auch in der Technischen Entwicklung. Zahlreiche Modelle kommen zu spät. Schuld daran ist die Software-Tochter Cariad. Das interessiert in der Gesamtbewertung aber niemanden. Am Ende erwischt es den an der Spitze. Das weiß auch Oliver Hoffmann.
Hoffmanns Einstieg mit Audi in die Formel 1 ist eine neue Chance
Technik-Vorstand bei Audi, das war in den vergangenen Jahren stets ein Schleudersitz. Selbst intern hat so mancher aufgehört zu zählen, wie viele Manager in den vergangenen zehn Jahren gekommen und gegangen sind. Hoffmann hingegen war nach langer Zeit der erste, der länger im Sattel saß. Er genießt im Konzern, im Aufsichtsrat und auch bei den Eigner-Familien Porsche und Piëch, Vertrauen und Ansehen. Dass das Verhältnis zwischen ihm und Audi-CEO Gernot Döllner bereits zu Beginn angespannt war, hat sicher letztlich den Ausschlag dafür gegeben, dass Oliver Hoffmann den Posten als Technik-Vorstand abgeben muss.
Hoffmans künftiger Job als Generalbevollmächtigter für den Einstieg in die Formel 1 ist eine neue Chance für den 47-Jährigen, sein Können und sein Durchsetzungsvermögen unter Beweis zu stellen. Der Wechsel in den Motorsport ist alles anderes als ein Abstellgleis. Schließlich war und ist Hoffmann die treibende Kraft hinter dem Einstieg in die Formel 1.
Respekt, dass Audi Formel 1-Rennwagen komplett in Deutschland fertigt
Klar: In der Königsklasse des Motorsports hängen die Trauben hoch. Noch kein Hersteller ist neu gekommen und hat aus dem Stand heraus Erfolge erzielt. Das wird bei Audi nicht anders sein. Auch die Marke mit den vier Ringen wird erst einmal viel Lehrgeld bezahlen müssen.
Es nötigt aber heute schon Respekt ab, dass der Autobauer nicht nur mit einem eigenen Team antritt, sondern die Antriebseinheit für den Rennwagen komplett in Deutschland selbst entwickelt. Hoffmanns Aufgabe ist es nun, die besten Köpfe für das Projekt zusammenzubringen und die Weichen für erste Achtungserfolge zu stellen.