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Ex-Audi-Chef Rupert Stadler: Geständnis oder Gefängnis

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Rupert Stadler muss sich bis zum 3. Mai im Dieselprozess erklären. Bei einem Geständnis und Zahlung einer Geldstrafe kommt der Bayer mit einer Bewährungsstrafe davon.

Beim Pressegespräch im Dezember 2017 bei der Heilbronner Stimme prophezeite Rupert Stadler: „An Weihnachten ist das Thema Diesel vorbei.“
Beim Pressegespräch im Dezember 2017 bei der Heilbronner Stimme prophezeite Rupert Stadler: „An Weihnachten ist das Thema Diesel vorbei.“  Foto: Archiv/Berger

In den vergangenen Wochen und Monaten ging es relativ ruhig zu in der Stadelheimer Straße in München. Hier und da ein paar Fußgänger, Menschen auf dem Weg zum nahgelegenen Tierarzt. Am Dienstag und Mittwoch war der Andrang groß vor der Hausnummer 12: Kamerateams, Fotografen und Reporter brachten sich vor der Justizvollzugsanstalt (JVA) in Stellung. Gut zweieinhalb Jahre nach dem Prozessbeginn um den Dieselskandal bei Audi im Hochsicherheits-Gerichtssaal der JVA steht die letzte Entscheidung an.

Am Dienstag hat Audis ehemaliger Motorenchef Wolfgang Hatz ein Geständnis abgelegt. Er kommt ebenso wie der Techniker Giovanni P. mit einer Bewährungsstrafe davon. Das Verfahren gegen Kronzeuge Henning L., ein Chemiker vom Audi-Standort Neckarsulm, wurde bereits eingestellt.


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Bereits 4,1 Millionen Euro gezahlt

Offen ist indes, ob der der vierte und prominenteste Angeklagte sich ebenfalls auf einen Deal einlässt. Ein Geständnis wollte der ehemalige Audi-Chef Rupert Stadler auch am 166. Tag des Münchner Betrugsprozesses um den VW-Dieselskandal nicht ablegen. "Noch nicht", merkte Rechtsanwalt Thilo Pfordte an. Stadler hat sich über seine Anwälte noch Bedenkzeit erbeten. Das Gericht hat dem 60-Jährigen bei einem Geständnis und einer Zahlung von 1,1 Millionen Euro eine Bewährungsstrafe in Aussicht gestellt.

Stadlers Anwälte Thilo Pfordte und Ulrike Thole hätten darauf hingewiesen, dass Stadler bereits 4,1 Millionen Euro Schadenersatz wegen Pflichtverletzung an die Audi-Mutter Volkswagen gezahlt habe. Außerdem sei der vom Gericht ins Auge gefasste Strafrahmen von anderthalb bis zwei Jahren zu hoch. Die Wirtschaftsstrafkammer werde am Strafrahmen aber nichts mehr ändern, sagte Richter Stefan Weickert. Stadler sei der höchstrangige Angeklagte und verfüge über ein auskömmliches Vermögen. Spätestens am 3. Mai muss er Farbe bekennen.

Beweisaufnahme geht Ende entgegen

Das Gericht hatte bereits vor einigen Wochen angekündigt, dass die Beweisaufnahme dem Ende entgegen geht. Eine Verurteilung des ehemaligen Audi-Chefs gilt als so gut wie sicher. Geständnis oder Gefängnis - diese Frage muss Stadler nun binnen einer Woche für sich entscheiden. Freilich bleibt ihm die Möglichkeit der Revision. Aber vieles, so deuten es Prozessbeobachter, weist auf ein Geständnis in der kommenden Woche hin.

"An Weihnachten ist das Thema Diesel vorbei"

Seit der Dieselskandal im September 2015 aufgeflogen ist, hatte Rupert Stadler stets seine Unschuld beteuert. Seine Ingenieure hätten ihn getäuscht, hatte der Diplom-Betriebswirt immer wieder zu Protokoll gegeben. Anfang Dezember 2017 war der damalige Audi-Chef letztmals zum Gespräch in der Redaktion der Heilbronner Stimme zu Gast.


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Damals stellte er sich als Aufklärer dar und beschwor den Aufbruch nach der Krise. Beim Abhören der Tonspur des Gesprächs von damals bleibt ein Satz immer wieder hängen: "An Weihnachten ist das Thema Diesel vorbei." Es sollte allenfalls ein frommer Wunsch bleiben. Die Krise war längst nicht vorbei und für Stadler selbst sollten die großen Probleme erst noch folgen. Am 18. Juni wurde er in seinem Haus in Ingolstadt verhaftet und verbrachte vier Monate in der JVA Augsburg in Untersuchungshaft.

Audi hat Bußgeld bezahlt

Das Geständnis von Wolfgang Hatz am vergangenen Dienstag hat einen Stein ins Rollen gebracht, den nun nicht nur Rupert Stadler auf sich zukommen sieht. Der Druck auf den 60-Jährigen ist noch einmal gestiegen. Aber nicht nur auf ihn. Auch in Braunschweig wird gegen ehemalige VW-Topmanager wegen des Dieselbetrugs prozessiert. Ein Verfahren gegen den seinerzeitigen VW-Boss Martin Winterkorn steht noch aus. Auch die in Braunschweig auf der Anklagebank sitzenden Manager beteuern ihre Unschuld.

Schwer zu glauben ist aber, dass Hatz, der nicht nur bei Audi, sondern auch für die Motorenentwicklung im gesamten VW-Konzern verantwortlich und zudem Porsche-Vorstand war, der einzige Topmanager gewesen sein soll, der über die Vorgänge Bescheid wusste. Am Stammsitz von Audi in Ingolstadt und am Standort Neckarsulm wird man sicherlich gespannt verfolgen, wie sich Rupert Stadler bis zum 3. Mai äußern wird.


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Für den Autobauer selbst ist der Dieselskandal rechtlich gesehen erledigt. Die Anklage gegen Einzelpersonen sei getrennt vom Verfahren gegen die Audi AG zu sehen, so die offizielle Verlautbarung. Für das Unternehmen selbst sei das Verfahren seit Oktober 2018 mit einem Bußgeldbescheid in Höhe von 800 Millionen Euro abgeschlossen worden. Allerdings hatte man bei Audi und auch bei der Konzernmutter VW immer wieder betont, dass der Betrug das Werk weniger Einzelpersonen gewesen sei. Wenn ausgerechnet der damalige Vorstandsvorsitzende der Premiummarke davon gewusst haben sollte, wirft das nicht das beste Licht auf Audi.

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