EnBW verteidigt Pläne für Gaskraftwerk bei Heilbronn
Energiekonzern ist nach Abschreibungen in die Verlustzone, doch der Umbau geht weiter. Dabei spielt auch der Kraftwerksstandort Heilbronn eien wichtige Rolle.

Trotz eines Verlustes im ersten Halbjahr hält der Energiekonzern EnBW an seinen Zielen fest. Nachdem Abschreibungen und Wertberichtigungen über 1,25 Milliarden Euro notwendig geworden waren, steht für das erste Halbjahr unter dem Strich ein Minus von 162,8 Millionen Euro. Vor einem Jahr lag der Überschuss noch bei 184,2 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr erwartet Finanzvorstand Thomas Kusterer aber weiterhin ein positives Ergebnis, sagte er am Donnerstag.
Eine Milliarde Euro in sechs Monaten investiert
Beim Umsatz ging es für die EnBW deutlich nach oben - in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres wurden 12,65 Milliarden Euro erzielt, vor einem Jahr waren es noch 9,8 Milliarden. Die Zahl der Mitarbeiter legte um fünf Prozent auf knapp 24 900 zu. Aber auch die Investitionsausgaben sind gewachsen: Knapp 1,1 Milliarden Euro wurden ausgegeben, vor einem Jahren waren es noch 800 Millionen Euro. Unter anderem baut der Konzern gerade zwei große Freiflächen-Photovoltaikanlagen in Brandenburg, mehrere Schnelllade-Parks für die Elektromobilität und hat zusammen mit dem Ölkonzern BP bei einer Auktion den Zuschlag für zwei Offshore-Windprojekte in der Irischen See erhalten. Vorangetrieben werden auch die Pläne für den bislang letzten großen Nordsee-Windpark mit dem Namen "He Dreiht", der 2025 ans Netz gehen soll.
Gasturbinen für Stuttgart und Heilbronn
Unterdessen steht auch schon für zwei Kohlekraftwerke fest, was aus ihnen werden soll: Sowohl in Stuttgart als auch in Heilbronn plant die EnBW, die Kohleblöcke durch Gas- und Dampfturbinen zu ersetzen. Alleine das Heilbronner Projekt soll etwa 500 Millionen Euro kosten und 2026 in Betrieb gehen. Finanzvorstand Kusterer verteidigte die Pläne gegen Kritik von Umweltschützern, dass der Konzern damit an einer Energiequelle festhalte, durch die CO2 ausgestoßen werde. "Die Bedenken der Öffentlichkeit nehmen wir sehr ernst", sagte er. "Aber wir reduzieren durch die Umstellung bereits den CO2-Ausstoß deutlich." Nach Berechnungen der EnBW-Techniker sinke dieser Betrag auf etwa die Hälfte.
"Nur Erneuerbare werden nicht reichen"
"Wir werden disponible Leistung brauchen", begründete Kusterer die Pläne: Ein gewisser Anteil des Strombedarfs müsse im Notfall auf Knopfdruck gedeckt werden können. "Nur Erneuerbare werden nicht reichen", sagte er. Im ersten Halbjahr habe der Windertrag auf See und an Land unter dem langjährigen Durchschnitt gelegen, hatte er zuvor berichtet. "Also muss es um die Dekarbonisierung von Gas gehen - perspektivisch muss es Wasserstoff sein."
Für die drei anderen Kohle-Standorte der EnBW bestehen übrigens noch keine derartigen Pläne, deutete der Vorstand an: Das Kraftwerk Rostock könne dank seiner Lage am Hafen weiterhin günstig mit Kohle beliefert werden und sei noch ziemlich rentabel. In Altbach und in Karlsruhe gebe es im Gegensatz zu Stuttgart und Heilbronn keine Fernwärmeversorgung mit entsprechenden Lieferverpflichtungen. "Diese Standorte schauen wir uns daher nachgelagert an."