Deko Woerner aus Leingarten braucht zweite Sanierung innerhalb von drei Jahren
Der Dekorationsartikel-Händler Woerner aus Leingarten ist erneut in Insolvenz in Eigenverwaltung gegangen. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Guten Mutes waren Geschäftsleitung und Belegschaft, als die Heinrich Woerner GmbH Ende 2020 aus der Insolvenz in Eigenverwaltung trat und wieder den regulären Geschäftsbetrieb aufnahm. Umso härter wirkt es jetzt, dass das Unternehmen nicht einmal drei Jahre später wieder den Gang zum Insolvenzgericht angetreten hat. Erneut wurde Eigenverwaltung angeordnet, zum Sachwalter wurde der Stuttgarter Rechtsanwalt Oliver Kirschnek ernannt.
Von den Corona-Beschränkungen hart getroffen
55 Mitarbeiter und damit nahezu so viele wie Anfang 2021 sind noch bei dem Unternehmen beschäftigt, berichtet Alexander Verhoeven. Der Rechtsanwalt ist Partner der Frankfurter Kanzlei Buchalik Brömmekamp und begleitet das Unternehmen nun zum zweiten Mal durch solch ein Verfahren. Seit 2020 sei zwar schon eine Umstellung des Geschäftsmodells eingeleitet worden, deren Erfolg aber durch mehrere Faktoren ausgebremst wurde, erläutert er.
2020 sei Woerner mit als erstes Unternehmen von den Corona-Einschränkungen getroffen worden - die Leingartener handeln mit Dekorationsartikeln vor allem für den Einzelhandel und für Kommunen. Geschlossene Geschäfte und abgesagte Veranstaltungen bedeuteten folglich kaum Umsatz.
Zum einen hätten die Einschränkungen auch 2021 angedauert, zum anderen habe sich mit dem Abklingen von Corona herausgestellt, dass sich das Einkaufsverhalten verändert habe, erklärt der Rechtsanwalt: "Die Menschen sind zurückhaltender, bestellen mehr im Internet - und der Einzelhandel fährt seinen Werbeaufwand herunter." Hinzu kämen die gestiegene Inflation, die ebenfalls für Kaufzurückhaltung sorgte, und die gestiegenen Energiepreise.
Umstellung auf E-Commerce
Woerner setzt seit der ersten Sanierung immer stärker auf den E-Commerce: Bislang waren aufwendig gestaltete gedruckte Kataloge der Hauptkanal. Ziel sei, künftig nur noch wenige Kataloge für spezielle Anlässe oder Zielgruppen zu versenden, erläutert Verhoeven. "Die Kataloge waren die Hauptkosten, die man bislang im Jahresverlauf hatte."
Von Vorteil sei, dass der geschäftsführende Gesellschafter Herwig Ahlemeyer, ein Nürnberger Geschäftsmann, neben Woerner Unternehmen besitzt, die im Onlinehandel tätig sind. "Da ist das nötige Wissen vorhanden und deren Mitarbeiter können beim Umbau begleiten", sagt Verhoeven. Der Geschäftsbetrieb laufe jedenfalls vollumfänglich weiter. "Die Umstellung passiert in diesem Moment", ergänzt Andreas Schmieg, Partner der zur Frankfurter Kanzlei gehörenden Beratungsgesellschaft Plenovia. Das Sanierungsverfahren mache große Fortschritte, nach der Insolvenzeröffnung solle rasch den Gläubigern ein Insolvenzplan vorgelegt werden.
"Eine zweite Sanierung in so kurzer Zeit ist selten", räumt Alexander Verhoeven ein. "Es ist aber einer der wenigen Fälle, wo dies Sinn macht."