Berner-Gruppe wächst, doch wachsen auch Bedenken
Der Großhändler Berner hat das Geschäftsjahr 2022/23 gut abgeschlossen. CEO Christian Berner sieht allerdings Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland insgesamt gefährdet.

Die Berner-Gruppe ist weiter auf dem Wachstumspfad. Im vergangenen Geschäftsjahr 2022/23 (bis 31. März) lag der um Konsolidierungseffekte bereinigte Umsatz des Schraubenhändlers aus Künzelsau bei 1,174 Milliarden Euro, also um 8,4 Prozent über dem des Vorjahres. "Viele strategische Entscheidungen und Investitionen der vergangenen Jahre wirken", kommentierte Christian Berner, Chef der Berner-Gruppe, laut Pressemitteilung.
Großhändler Berner zieht Bilanz: Digital läuft das Geschäft
Mit der bereits 2015 begonnenen Digitalisierung hat der Großhändler auf ein verändertes Kundenverhalten reagiert und alternative Verkaufskanäle parallel zur Außendienstmannschaft aufgebaut. 2022/23 generierten die Marken Berner und BTI bereits fast ein Drittel des Umsatzes über eCommerce, Tele-Sales und Depots. Zum Vergleich: 2016 lag der Anteil dieser alternativen Kanäle am Gesamtumsatz noch bei rund 12 Prozent. Der Umsatz im E-Commerce legte im abgelaufenen Geschäftsjahr um 17 Prozent und damit bereits zum vierten Mal in Folge zweistellig zu.
Auch die vor drei Jahren gestartete Strategie, gezielt in Ballungsräumen Depots zu eröffnen, in denen Handwerker Beratung, Service und Produkte erhalten, hat sich weiter gut entwickelt. In den vergangenen Monaten wurden sechs neue Depots in Spanien, Frankreich (2), Lettland, Italien und den Niederlanden eröffnet. Insgesamt gibt es europaweit jetzt rund 60 Depots. Der Umsatz auf diesem Vertriebsweg stieg um mehr als 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Berner bietet Profihandwerkern europaweit Produkte und Service-Lösungen in den Segmenten Automotive, Bau und Industrie an. "Das Geschäft in den Bereichen Mobility und Industrie hat sich gut entwickelt. Hier sehen wir Zuwächse von circa zehn Prozent", sagt Arthur Jaunich, der im Vorstand für Vertrieb und Marketing verantwortlich ist.
Klare Worte des Unternehmenschefs
Die anhaltend hohen Inflationsraten, steigende Zinsen und eine spürbare Investitionszurückhaltung kennzeichnen die Umsatzentwicklung der Berner-Gruppe in den ersten Monaten des neuen Geschäftsjahres. "Wir wachsen weiter, aber insbesondere im Bausektor verlangsamt sich das Tempo spürbar. Leider sind von der Bundesregierung keine Impulse und Maßnahmen zu erwarten, die Rahmenbedingungen zu verbessern", so Christian Berner.
"Im Gegenteil: Wir deindustrialisieren uns und rutschen, vor allem in Deutschland, gerade massiv im internationalen Wettbewerbsvergleich ab", erklärte Berner weiter. "Leider verstehen zu wenige, dass unser Lebensstandard und die Bekämpfung des Klimawandels nur durch eine solide ökonomische Basis und Wachstum gesichert werden können."
Chemie verkauft sich gut
Die Tochter Caramba, die im Geschäftsfeld Spezialchemie unterwegs ist, erreichte im zu Ende gegangenen Geschäftsjahr eine Umsatzsteigerung von über 30 Prozent. Diese Entwicklung war hauptsächlich durch eine starke Nachfrage von Großkunden bedingt, die Caramba-Produkte unter eigenem Markennamen verkaufen.
Für den Großteil des Umsatzes seien nach wie vor die rund 5100 Vertriebsmitarbeiter verantwortlich, die täglich im direkten Kundenkontakt stehen, teilt Berner weiter mit. Trotz schwieriger Bedingungen bei der Gewinnung von Fachkräften habe die Gruppe die Mitarbeiterzahl um knapp fünf Prozent steigern können. Die genaue Mitarbeiterzahl teilt Berner nicht mit. Auch zum Gewinn macht das Unternehmen keine Angaben.