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Fußball-Bundesliga
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Besseres Stadionerlebnis: Warum sich der VfB Stuttgart mit der Start-up-Szene vernetzt

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Der VfB Stuttgart will künftig stärker mit der Start-up-Szene zusammenarbeiten. Mit innovativen digitalen Ideen soll das Stadionerlebnis für die Besucher verbessert werden.

von Matthias Schmid
Schönmachen für die Europameisterschaft in diesem Sommer: Nach dem Umbau und der Modernisierung des Stuttgarter Stadions will der VfB mit innovativen Konzepten heimischer Start-ups das Stadionerlebnis für die Fans verbessern.
Foto: Imago
Schönmachen für die Europameisterschaft in diesem Sommer: Nach dem Umbau und der Modernisierung des Stuttgarter Stadions will der VfB mit innovativen Konzepten heimischer Start-ups das Stadionerlebnis für die Fans verbessern. Foto: Imago  Foto: IMAGO/Hansjürgen Britsch

Nicht mal im Garten der deutsch-texanischen Kulturgesellschaft in Austin liegt ein Fußball herum. Das ehemalige deutsche Schulhaus liegt auf einer Anhöhe, von wo aus sich ein wunderbarer Blick auf die Skyline der texanischen Hauptstadt auftut. Dabei haben die USA und speziell Austin durchaus ein Faible für europäischen Fußball. ESPN, der Sportsender, überträgt die Partien der Champions League am frühen Nachmittag live.

Der VfB steht kurz vor der Qualifikation für die Champions League

Die Chancen, dass der VfB Stuttgart in der nächsten Saison dort auch zu sehen ist, stehen nicht schlecht. Die Stuttgarter zeigen momentan mitreißenden Kombinationsfußball und liegen auf dem dritten Tabellenplatz in der Bundesliga. Noch sucht man allerdings in Austin vergeblich Menschen, die das Jersey mit dem roten Brustring spazieren tragen.


Dennoch war das VfB-Trikot zuletzt dort mehrfach zu sehen. Adrian Thoma beispielsweise hat eines im Garten der Kulturgesellschaft überreicht bekommen, auch Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. Thoma ist Chef von Gründermotor Baden-Württemberg, einer Plattform, die Start-ups von der Idee bis zum Produkt begleitet und sie mit der Wirtschaft vernetzt. Und Gründermotor und der VfB sind nun eine Partnerschaft eingegangen. Den Kooperationsvertrag haben Thoma und Christian Ruf, Direktor Digital und Innovation beim VfB, während einer baden-württembergischen Wirtschaftsdelegationsreise in der vergangenen Woche in Austin unterschrieben.

Es gibt Berührungspunkte zwischen dem VfB Stuttgart und Start-ups

"Cool", findet Thoma die Zusammenarbeit. "Ich erhoffe mir hiervon starke Impulse für die Wirtschaft im Land, um auch bei Nachhaltigkeit und Mobilität schneller voranzukommen." VfB und Start-ups? Wer sich nun darüber wundert, warum sich ein Sportklub plötzlich auch für Jungunternehmer und ihre Ideen interessiert, muss zurückschauen in den November 2022. Schon so lange gibt es Berührungspunkte zwischen der Start-up-Szene und dem VfB. Damals trafen beide Seiten bei einem sogenannten Hackathon zur Fußball-Europameisterschaft aufeinander, die im Sommer in Deutschland stattfindet. Auch in Stuttgart werden fünf Spiele zu sehen sein, unter anderem das Vorrundenspiel der deutschen Mannschaft gegen Ungarn (19. Juni).

Um die Partien für die Besucher möglichst zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen, haben sich im November 2022 116 Teilnehmer eingefunden, um ihre innovativen Ideen zur Digitalisierung, Mobilität und Entertainment vorzustellen. Mit in der sechsköpfigen Jury saß neben Thoma auch der VfB-Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle. Am Ende siegten zwei Start-ups. Das eine machte mit einer nachhaltigen Mülltrennung auf sich aufmerksam, das andere mit einer digitalen Alternative zum Papier-Kassenzettel.

VfB Stuttgart soll digitaler und innovativer werden

Wehrle will den VfB nicht nur sportlich und finanziell neu aufstellen, er möchte, dass der VfB auch sonst moderner wird, digitaler und ideenfreudiger "Wir sind die Heimat der jungen Wilden und wir sind der Heimatclub der schwäbischen Tüftler und erfolgreicher Unternehmer", sagt Wehrle. Deshalb sei es nur folgerichtig, "wenn wir uns im Rahmen unserer eigenen Innovationsstrategie für Start-ups unserer Region öffnen, über den Gründermotor mit ihnen zusammenarbeiten und sie aktiv auf ihrem Weg begleiten."

Der VfB-Chef erhofft sich, dass Start-ups kreative Ideen und Konzepte aus der oder für die Sportbranche mit dem VfB weiterentwickeln und erproben werden. Als größter Sportverein im Land und mit der für die EM modernisierte und umgebaute Fußball-Arena biete der VfB dem baden-württembergischen Mittelstand wie auch Großunternehmen eine reichweiten- und innovationsstarke Plattform, um ihre neusten Technologien, Produkte und Services zu testen oder direkt zu integrieren, sagt Alexander Wehrle.

In vier Feldern will sich der VfB Stuttgart positionieren

Christian Ruf stellt vier Felder heraus, auf denen sich der VfB künftig als Innovationstreiber in der Bundesliga positionieren will: Finanzen, Mobilität, Nachhaltigkeit und Sport. Neue Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), Internet of Things (IoT), Blockchain und virtuelle, erweiterte und gemischte Realität (VR/AR/MR) werden fortlaufend getestet, sagt Ruf. Das reicht von den Themen, wie man die Leistung der Profispieler datenunterstützt verbessern kann bis zur Frage, wie die Fans mit ihren Familien möglichst bequem zum Stadion kommen können. Alexander Wehrle sagt: "Wir wollen hier die Anlaufstelle für renommierte Unternehmen aus Baden-Württemberg sein."

Was ist der Gründermotor?

Gründermotor ist eine Innovationsplattform, die von der Landesregierung unterstützt wird. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, Start-ups, Wissenschaft und die Wirtschaft miteinander zu verbinden, um so die nächste Generation des deutschen Mittelstands aufzubauen. Das Team des leitenden Direktors Adrian Thoma hat schon 1149 Start-ups begleitet, die fast 1000 Arbeitsplätze geschaffen haben. 107 Millionen Euro an Wagniskapital konnten sie dabei einsetzen.

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