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US-Zölle: Wie Unternehmen aus dem Raum Heilbronn darauf reagieren

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Die US-Zölle treffen die Exportwirtschaft in Baden-Württemberg und insbesondere die Region Heilbronn-Franken schwer. Unternehmen wie Audi, EBM-Papst und Recaro entwickeln Anpassungsstrategien.


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Die massiven Zölle, die US-Präsident Donald Trump gegen nahezu alle Handelspartner verhängt hat, werden auch die regionale Wirtschaft treffen.

Wie stark einzelne Branchen und Unternehmen darunter leiden werden, lässt sich derzeit nicht abschätzen. Einige Firmen haben durch Produktionsstandorte in den USA den Vorteil, dass die Zölle sie kaum betreffen. 

US-Zölle: Auswirkungen auf die Wirtschaft in Baden-Württemberg und der Region Heilbronn-Franken

Dennoch ist der Export in die USA für die Wirtschaft in Baden-Württemberg und in der Region von großer Bedeutung. Das zeigen Zahlen des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIK). Demnach sind die USA der mit Abstand wichtigste ausländische Absatzmarkt für Waren aus Baden-Württemberg.

Die hiesigen Unternehmen haben laut Statistischem Bundesamt 2024 Waren im Wert von 34,81 Milliarden Euro in die USA exportiert. Das sind rund 22 Prozent aller deutschen Ausfuhren in die USA. Die Importe aus den USA nach Baden-Württemberg lagen 2024 bei 18,34 Milliarden Euro.

US-Zölle belasten Unternehmen in Baden-Württemberg: Region Heilbronn-Franken hat eine hohe Exportquote

Die IHK Heilbronn-Franken weist auf die hohe Exportquote der regionalen Wirtschaft hin, die bei knapp unter 50 Prozent liegt. „58 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in der Region arbeiten in den wesentlich exportorientierten Branchen Kfz, Kfz-Zulieferer und Metallerzeugnisse“, berichtet ein Kammersprecher. Bei den Unternehmen herrsche große Unsicherheit aufgrund fehlender Informationen aus den USA.

„Zölle werden angekündigt, welche Produkte in welchem Umfang aber betroffen sind, wird erst sehr kurzfristig bekannt“, kritisiert die IHK. Das sorge neben fehlender Planungssicherheit für erhöhten bürokratischen Aufwand.

Zweite Stufe von US-Zollpaket in Kraft: Audi stoppt Auslieferungen in die USA

Der Autobauer Audi hat bereits auf die Zolleskalation der USA reagiert. Die Lieferung von Fahrzeugen in die USA wurde Anfang April vorerst auf Eis gelegt. Alle Fahrzeuge, die nach dem 2. April in die USA gelangt sind, werden nicht an die dortigen Händler  ausgeliefert. Solange sich die Autos in den Häfen befinden, gehören sie noch Audi als Hersteller und nicht den Händlern in den USA.

Von den US-Zöllen sind deutsche Autobauer ganz besonders betroffen. Audi hat bereits reagiert und Lieferungen in die USA gestoppt.
Von den US-Zöllen sind deutsche Autobauer ganz besonders betroffen. Audi hat bereits reagiert und Lieferungen in die USA gestoppt.  Foto: Lars Penning

Nach Informationen der Heilbronner Stimme hat Audi in den USA aktuell fast 40.000 Fahrzeuge auf Lager. Für diese Fahrzeuge gilt der neue Zoll-Zuschlag in Höhe von 25 Prozent noch nicht. 

EBM-Papst setzt auf lokale Produktion für den US-Markt

„Als Familienunternehmen mit langer Tradition in den USA verfolgen wir die politischen Entwicklungen vor Ort sehr genau“, teilt der Mulfinger Ventilatorenhersteller EBM-Papst mit. Die Hohenloher sind seit 1980 mit Werken in Connecticut und Tennessee in den USA vertreten und beschäftigen dort rund 500 Mitarbeiter. Auf dem wichtigen US-Markt fährt EBM-Papst eine Local-for-Local-Strategie, das heißt, es wird in den USA für den dortigen Markt entwickelt und produziert. „Wir sind überzeugt, dass unsere langfristigen Investitionen, unsere Lokalisierungsstrategie und unser Engagement in den  USA Früchte tragen“, teilt ein Sprecher mit. 

Rund 50 Prozent des Umsatzes, den EBM-Papst in den USA erwirtschaftet, sei von Zöllen betroffen, „die wir weiterverrechnen müssen“, wie der Sprecher betont. „Wir beobachten die Situation kontinuierlich und passen unsere Strategie entsprechend der sich entwickelnden Situation an.“ Seit 2017 forciere man die Local-for-Local-Strategie, die Lokalisierungsquote, also der Umsatz, der vor Ort entsteht, liege in den USA bei mittlerweile 50 Prozent. In China sind es 90 Prozent.

Recaro bereitet sich auf steigende Kosten durch US-Zölle vor und prüft Maßnahmen

Der Flugzeugsitzehersteller Recaro Aircraft Seating aus Schwäbisch Hall setzt in den USA ebenfalls auf die Produktion in der Region für die Region. Recaro ist seit mehr als 25 Jahren mit einem Standort in den USA vertreten. „Kunden schätzen Nähe und Kundenorientierung“, sagt eine Sprecherin. Durch Standorte in den USA und auch in China sei man nah dran an den verschiedenen Kulturen, Sprachen, Zeitzonen, Kompetenzen und der Expertise, teilt die Sprecherin mit. „Mit dieser Aufstellung ist Recaro kompetitiv und zukunftsorientiert.“

Die Schwäbisch Haller gehen davon aus, dass mit den Zöllen auch Kostensteigerungen verbunden sein werden. Deren Höhe sei derzeit aber nicht absehbar, weil sich die Parameter täglich änderten. Betroffen sei Recaro vor allem beim Thema Lieferkette. „Wir müssen möglicherweise Maßnahmen oder Aktionen im Zusammenhang mit Zöllen ergreifen“, sagt die Sprecherin. Parallel bewerte man alternative Beschaffungsstrategien. „Wir bereiten Szenarien vor, wie wir handeln werden, wenn weitere Zölle in Kraft treten“, sagt die Recaro-Sprecherin.

US-Zölle: Marbach beobachtet die Entwicklung der Zoll-Situation sehr genau

„Wir verfolgen die aktuelle Entwicklung rund um die US-Zölle sehr genau“, sagt Peter Marbach, geschäftsführender Gesellschafter des Heilbronner Stanzformspezialisten Marbach.  Zum jetzigen Zeitpunkt sei noch offen, wie sich die Situation konkret entwickeln werde.

„Bereits vor einigen Monaten haben wir Stimmen unserer Kunden in den USA eingeholt – viele rechnen mit steigenden Kosten. Welche Auswirkungen sich letztlich ergeben, wird die Zeit zeigen“, betont Marbach. Die Heilbronner sind mit drei Standorten in den Vereinigten Staaten vertreten.

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