Prezero startet neue Kooperation – recycelte Fasern aus alten Pullis
Die Entsorgungssparte der Neckarsulmer Schwarz-Gruppe will zusammen mit dem Autozulieferer Aunde Textilien zum Beispiel für Autositze aus polyesterhaltigen Textilabfällen herstellen.
Die Rohstoffe für Autositz-Bezüge sollen künftig aus anderen Quellen kommen. Dazu haben der Autozulieferer Aunde und Prezero, die Entsorgungssparte der Schwarz-Gruppe, eine Vereinbarung unterzeichnet. Die beiden Unternehmen wollen gemeinsam eine neuartige Textilrecyclinganlage entwickeln und betreiben, heißt es in einer Mitteilung.
Ziel sei demnach die Verwertung polyesterhaltiger Textilabfälle, um daraus hochwertige recycelte Polyestergranulate herzustellen. Im Rahmen eines Joint Ventures soll im nächsten Jahr die Recyclinganlage in Betrieb genommen werden. Wo sie gebaut wird, wird noch geprüft. Nach Angaben eines Sprechers stehen mehrere Standorte zur Auswahl.

Aunde und Prezero starten Textilrecycling für Autositz-Bezüge: Konkurrenz mit der Getränkebranche
Das Projekt soll auch der Branche bei ihren Nachhaltigkeitszielen helfen: Die Produktion von Polyesterfasern steigt weltweit kontinuierlich an. Allerdings werden derzeit rund 99 Prozent der recycelten Polyesterfasern aus geschredderten PET-Flaschen hergestellt. Da diese aber in der Verpackungsindustrie bereits Teil eines Kreislaufsystems sind und in der Getränkebranche benötigt werden, entstehe eine Konkurrenz um diese wertvolle Ressource, wird weiter mitgeteilt.
Prezero selbst geht auf solch ein Recyclingprojekt zurück: Unter dem Namen Greencycle startete Lidl 2009, sechs Jahre nach der Einführung des Einwegpfands, die Wiederverwertung der in den Filialen gesammelten Plastikflaschen, um die daraus hergestellten Flaschen-Rohlinge für die eigenen Mineralbrunnen einzusetzen.
Polyester-Recycling ohne PET-Flaschen: Ziel ist ein neuer Standard im Textilrecycling
Allerdings benötigt auch die Textilindustrie Polyesterfasern, am besten recycelt aus den passenden Abfällen. Aunde und Prezero wollen daher durch die stoffliche Verwertung von Textilabfällen Polyestergranulate herstellen, die als Ersatz für geschredderte PET-Flaschen dienen und direkt in die Produktion neuer Polyesterfasern einfließen sollen. Damit werde ein geschlossener Recyclingkreislauf innerhalb der Textilindustrie ermöglicht, hoffen die beiden Unternehmen.

„Unser Ziel ist es, mit dieser Anlage einen neuen Standard im Textilrecycling zu setzen“, sagt Peter Bolten, Konzernchef der Aunde Group. Und Prezero-Geschäftsleiter Ronald Bornée sieht in dem Projekt „einen wichtigen Meilenstein im Textilrecycling“.
Daten und Fakten: Aunde und Prezero
Die Aunde Group SE hat ihren Hauptsitz in Mönchengladbach und stellt Garne, Textilien, Sitzbezüge aus Textil, Vinyl und Leder, Federn, komplette Sitze, Schaumformteile und Kunststoffkomponenten her. Neben der Autoindustrie wird auch die Luft- und Raumfahrtbranche beliefert. Das Unternehmen hat mehr als 22.000 Mitarbeiter weltweit in mehr als 120 Werken und erzielte nach jüngsten Angaben 2023 einen Umsatz von 2,6 Milliarden Euro.
Prezero besteht seit 2018. Im selben Jahr wurde die Tönsmeier-Gruppe mit Sitz in Porta Westfalica übernommen, wodurch sich die Sparte der Schwarz-Gruppe bereits zum fünftgrößten Entsorger Deutschlands aufschwang. Durch weitere Übernahmen, zum Beispiel des Deutschland-Geschäfts von Suez, wurde diese Position seitdem ausgebaut – Prezero dürfte heute hinter Remondis die Nummer zwei auf dem deutschen Entsorgungsmarkt sein. Insgesamt beschäftigt Prezero 4800 Mitarbeiter und erzielte zuletzt einen Umsatz von 3,3 Milliarden Euro.

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