Trotz Stellenabbau und Sparprogramm: Südzucker hat mit Offenau viel vor
Südzucker will bis zu 15 Prozent der Stellen in seinen Verwaltungsbereichen streichen. Dennoch wird das Werk in Offenau, die einzige Zuckerfabrik in Baden-Württemberg, weiter ausgebaut.
Trotz der Sparpläne im Südzucker-Konzern wird in der Zuckerfabrik bei Offenau weiter emsig investiert. Rechtzeitig zur nächsten Kampagne soll ein Leuchtturmprojekt in Betrieb gehen: eine große Wärmepumpe, mit der künftig ein Großteil der für die Zuckererzeugung benötigten Energie gewonnen werden kann. Das bestätigte Technik-Vorstand Hans-Peter Gai vor wenigen Wochen bei der Bilanz-Pressekonferenz.
Stellenabbau bei Südzucker – Wärmepumpe als Pilotprojekt in Offenau
In der einzigen Zuckerfabrik in Baden-Württemberg soll dadurch der 100 Grad heiße Wasserdampf für den Produktionsprozess auf diese Weise erzeugt werden. Südzucker greift dabei auf Abwärme zurück, die bislang nicht mehr verwendet werden konnte und über Kühltürme abgeleitet wird. Bisher hört die Verwertung an einemPunkt auf, wo 62 Grad heißer Dampf mit 0,2 Bar Druck übrig ist. Dieser wird künftig in zwei Wärmepumpen geleitet, um damit den Wasserdampf zu erzeugen.
Vier bis fünf Tonnen können von den beiden Anlagen in Offenau pro Stunde hergestellt werden. Der Bedarf des Werks liegt allerdings während der Rübenkampagne bei 55 Tonnen pro Stunde. Daher handelt es sich bei dem Projekt nur um eine Pilotanlage. Der Strom für den Pumpenbetrieb wird im Werk über Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt.

Erstmals angekündigt wurde das Projekt bereits vor zweieinhalb Jahren von Technikvorstand Hans-Peter Gai. Allerdings verzögerte sich die Installation, da die Anlage nicht beim Hersteller von der Stange gekauft werden kann, hieß es vor einem Jahr. Alleine die Wärmepumpe selbst hat die Ausmaße eines Kleinwagens, die gesamte Technik nimmt ein mittelgroßes Wohnzimmer ein. Einiges davon ist Neuland, entsprechende Patente wurden eingereicht, wurde berichtet.
Keine Südzucker-Werksschließungen in Deutschland geplant
Die Zukunft des Standorts Offenau steht nach jüngsten Äußerungen des Vorstandsvorsitzenden Niels Pörksen auch nicht infrage. „Im Moment haben wir Werksschließungen in Deutschland nicht im Fokus. Aus heutiger Sicht steht nichts an, aber ausschließen kann man das nie“, sagte er bei der Bilanz-Pressekonferenz Mitte Mai.
Ein Unternehmenssprecher betonte zu den nun bekanntgewordenen Südzucker-Sparplänen inklusive Jobabbau, dass ausdrücklich nicht nur die Verwaltungsbereiche in der Konzernzentrale in Mannheim betroffen seien. Rein rechnerisch steht jede siebte Stelle zur Disposition. In einer Zuckerfabrik wie Offenau mit ihren etwa 200 Beschäftigten ist der Großteil der Belegschaft jedoch im gewerblichen Bereich tätig, also als Anlagenführer oder Mechaniker, so dass ein Stellenabbau voraussichtlich nur wenige Mitarbeiter treffen dürfte.