Stihl droht mit Produktionsverlagerung – „Deutschland steht mit dem Rücken zur Wand“
Nikolas Stihl, Aufsichtsratschef des Waiblinger Kettensägenherstellers, stellt der deutschen Politik ein Ultimatum: Bis 2030 muss es bessere Standortbedingungen geben. Ansonsten werde man im Ausland investieren.
Der Motorsägenhersteller Stihl aus Waiblingen droht mit einer Produktionsverlagerung ins Ausland, wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht bald ändern. Der Aufsichtsrat des Unternehmens setzt auf die neue Bundesregierung, die am 23. Februar gewählt wird.
„Wenn die Standortbedingungen in Deutschland unter der neuen Regierung besser werden, sind wir bereit, eine neue Fertigung hier in der Region aufzubauen. Die Politik hat jetzt bis 2030 Zeit“, sagte Aufsichtsratschef Nikolas Stihl der Augsburger Allgemeinen am Montag. Wenn bis dahin keine Besserung eingetreten sei, werde man in einem anderen Land investieren, so Stihl.

Hohe Baukosten und ausufernde Bürokratie: Stihl bringt Schweiz als Alternative ins Spiel
Bereits im Februar vergangenen Jahres hatte Stihl angekündigt, das geplante neue Werk zur Schienenfertigung in Ludwigsburg auf Eis zu legen. Als Gründe nannte das Management die hohen Baukosten, die ausufernde Bürokratie und die hohen Lohnforderungen.
Nikolas Stihl brachte damals die Schweiz als Standort für das neue Werk ins Spiel, weil sich dort trotz höhere Löhne günstiger produzieren lasse, weil die Arbeitszeiten länger seien und der bürokratische Aufwand geringer. Stihl produziert in der Schweiz bereits seit rund 50 Jahren Sägeketten.
Stihl kritisiert den Standort Deutschland und überbordende Bürokratie in der EU
„Der deutsche Standort hat innerhalb kürzester Zeit massiv an Wettbewerbsfähigkeit verloren“, sagte Nikolas Stihl der Zeitung. „Wir müssen in Deutschland dringend umdrehen. Deutschland steht mit dem Rücken zur Wand“, sagte der Aufsichtsratschef des Familienunternehmens. Auch Europa sei durch überbordende Bürokratie nahezu gelähmt, so Stihl. „Für eine Erleichterung wurden zehn neue Regeln geschaffen.“ Stihl nannte in diesem Zusammenhang das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das „“komplett praxisuntauglich“ sei.
Der Motorsägenhersteller Stihl beschäftigte Ende 2023 insgesamt 19.805 Mitarbeiter, davon 6703 in Deutschland.
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