Warum die Krautheimer Spedition Rüdinger plötzlich auf Elektro-Lastwagen setzt
Die Spedition Rüdinger aus Krautheim geht in Sachen Verkehrswende in der Logistikbranche in die Offensive. Das hat mehrere Gründe.
Roland Rüdinger hat lange aus seiner Skepsis keinen Hehl gemacht. Als die ersten batteriegetriebenen Lastwagen auf den Markt kamen und der Umstieg von der Politik massiv beworben wurde, übte der Unternehmer noch große Zurückhaltung. Zu teuer in der Anschaffung, zu kurz die Reichweite, zu lange die Ladedauer, erklärte er dann gerne in Pressegesprächen und auf Veranstaltungen. Bis voriges Jahr: Da schaffte Rüdinger sich die ersten Elektro-Transporter an. Und nun ist die Flotte bereits auf acht Laster und Zugmaschinen angewachsen.
Spedition Rüdinger hat bereits acht E-Lastwagen in Krautheim stationiert
„Die Technik hat sich einfach weiterentwickelt“, erklärt der Unternehmer diesen Sinneswandel. „Was vor einem Jahr nicht ging, geht nun.“ Erleichtert worden seien ihm die Anschaffungen durch Zuschüsse aus Förderprogrammen, räumt er zwar ein. „Aber wir suchen jetzt auch aktiv nach Geschäftsfeldern.“
Da hat sich Rüdinger schon einiges erschlossen. Die acht Fahrzeuge sind am Stammsitz in Krautheim stationiert und werden im Nahverkehr, sprich Stückgutverkehr eingesetzt - also für Auslieferungen sowie im Pendelverkehr zu anderen Logistikzentren. „Wir haben jetzt schon ein Jahr Erfahrungen gesammelt“, sagt er. „Und wir können sagen: Die Fahrzeuge funktionieren. Man muss bloß aufpassen, dass man keine zu großen Touren macht.“ Mit den neu hinzugekommenen Sattelzugmaschinen könnten jetzt weitere Erfahrungen gesammelt werden.

Elektro-Transporter: Kostenvorteile gleichen höheren Kaufpreis aus
„Wir haben uns intensiv Gedanken gemacht über Geschäftsmodelle, die auch tragfähig sind“, erläutert der Spediteur. Entscheidende Stellschrauben seien, dass Strom aus eigenen Photovoltaikanlagen, aber auch über den Stromlieferanten günstig sein müsse. Ein Vorteil sei, dass bis zum dritten Quartal nächsten Jahres keine Lkw-Maut auf Autobahnen gezahlt werden muss und danach nur ein Bruchteil des normalen Satzes. „Dann habe ich einen Einspareffekt, der sich gegen den höheren Anschaffungspreis rechnet“, erläutert Rüdinger. Wie es mit der Maut nach der Bundestagswahl weitergeht, sei zwar offen, die Signale sprächen aber für eine Fortführung der Bevorteilung batteriegetriebener Laster.
Die Sattelzugmaschinen seien dabei nicht nur tagsüber im Einsatz, sondern auch auf Nachtfahrten - geladen werden sie abends, zwei Stunden reichen, erläutert er. Dazu wurden im Dezember ein Trafo und eine Schnellladesäule am Firmensitz installiert. „Jetzt habe ich ein straffes Zwei-Schicht-Modell“, ist Rüdinger zufrieden. Zusätzlich habe das Land Baden-Württemberg entschieden, ein Zuwendungsprogramm aufzulegen, das 30 Prozent der Mehrkosten übernimmt.
Wenn Zuschüsse fließen, stellt Rüdinger komplett auf E-Laster um
Darauf basierend hat der Unternehmer jetzt erneute Zuschussanträge gestellt. Und sagt klar: „Wenn die Anträge bewilligt werden, stelle ich meine komplette Nahverkehrsflotte auf elektrisch um.“ Das würde dann weitere 50 Laster umfassen, die innerhalb der nächsten drei Jahre ersetzt würden. „Dann wäre mein gesamter Sammelgutverkehr CO2-neutral“, sagt Roland Rüdinger.
Bereits mit seinen acht Batterie-Lastern bringt er sich bei Unternehmen in der Region ins Spiel, die ihren eigenen CO2-Fußabdruck senken wollen: Schließlich fließe auch Logistik und Transport mit in die Bilanzierung ein. „Diesen Kunden können wir einen Weg aufzeigen“, meint der Spediteur.
E-Transporter: Warum es auf der Langstrecke noch hakt
Wenig Chancen sieht er hingegen derzeit noch auf der Langstrecke: Da sei vor allem das Ladenetz noch zu dünn. „Wir würden, wenn es der Kunde verlangt, allenfalls mit HVO100 fahren. Aber da hält sich der Ansturm noch in Grenzen“, erklärt er. HVO100 ist ein Kraftstoff, der zum Beispiel aus pflanzlichen Ölen oder tierischen Fetten hergestellt werden kann. In Hohenlohe wird er bereits vom Öhringer Energiehändler Edi angeboten und bei Würth genutzt.
Unter dem Strich rechne sich alles noch nicht so richtig, räumt der Unternehmer ein. Nur dank der Zuschüsse von Bund und Land, der Maut-Erleichterungen und eigener Beiträge schaffe er es, Fahrten mit den neuen Antrieben kostenneutral anzubieten. Es bleibe abzuwarten, ob die Bereitschaft der Abnehmer steige. „Wenn die Kunden völlig desinteressiert sind, werde ich das Tempo wieder rausnehmen“, kündigt Roland Rüdinger an.
Spediteur Rüdinger: „Man kann noch nicht einschätzen, wie die Kundschaft reagiert“
Denn auf das Unternehmen kämen in etwa einem Jahr neue Investitionen zu. „Das Netz ist endlich, aber unser Strombedarf wird steigen“, erklärt er. Über kurz oder lang müssten andere Logistikstandorte ebenfalls mit Ladesäulen und E-Lastern ausgerüstet werden. Was wiederum kostet.
Und der Wettbewerb? In der Sammelgutbranche sieht sich der Krautheimer geradezu als Vorreiter. „Viele Große schaffen sich nur eine Handvoll Elektrolaster an, aber keiner scheint grundlegend umzustellen“, erzählt er. „Aber man kann auch noch nicht einschätzen, wie die Kundschaft reagiert.“

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