Elektromobilität in Baden-Württemberg: E-Lastwagen erobern langsam die Straßen
Noch sind elektrisch angetriebene Trucks die große Ausnahme, doch immer mehr Betriebe investieren in solche Fahrzeuge. Zwei Unternehmer aus Hohenlohe gehen in Sachen Elektromobilität voran.

Bislang sind sie eine Randerscheinung, doch in Zukunft könnten sie das Bild auf deutschen Straßen mitprägen: elektrisch angetriebene Lastwagen. Doch bis dahin wird es noch dauern: Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) waren 2023 in Deutschland rund 3,3 Millionen konventionelle Diesel-Lkw zugelassen. Dem standen erst rund 100 .000 Fahrzeuge mit alternativen Antrieben gegenüber. Dennoch: Die Zahlen steigen. Im Jahr 2022 waren es erst knapp 80 .000 gewesen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Umweltfreundlichkeit und Energieeffizienz, Kostenvorteile durch Befreiung von der Lkw-Maut sowie weniger Lärmemissionen.
Auch in der Region setzen mehr und mehr Unternehmen auf Elektroantriebe. Die in Krautheim ansässige Spedition Rüdinger hat im vergangenen Jahr den ersten batteriebetriebenen Laster angeschafft. Bis Ende des laufenden Monats werden acht E-Lkw Teil der insgesamt über 220 Fahrzeuge umfassenden Firmenflotte sein. Dieser Tage wird auf dem Betriebsgelände ein großer Trafo installiert, um die Stromer adäquat mit Energie versorgen zu können. „Die Fahrzeuge funktionieren, aber die Fahrer haben immer etwas Sorge, dass sie heimkommen“, berichtet Chef Roland Rüdinger von den ersten Erfahrungen.
Elektromobilität in Baden-Württemberg: Kritischer Punkt ist weiterhin die Lade-Infrastruktur
Denn: Noch sei das öffentliche Ladesäulen-Netz nicht genügend – und die dortigen Stellplätze oft nicht ausreichend für die 20- bis 40-Tonner. Nicht zuletzt deshalb werden seine E-Trucks aktuell noch daheim geladen und auf der Kurzstrecke eingesetzt. Aber auch weitere Distanzen rücken mittlerweile zunehmend in den Fokus: „Geschäftsmodelle werden aufgrund der Maut-Befreiung wirtschaftlich, wenn man viele Autobahn-Kilometer fährt. Aber dann kämpfen wir mit der Reichweite von rund 300 Kilometern.“
Klar ist: Viele Speditionen und ähnliche Betriebe schrecken aktuell noch vor den hohen Investitionskosten zurück – konventionelle Lastwagen kosten weniger als die Hälfte in der Anschaffung. Ob und wann sich die Ausgaben im laufenden Betrieb amortisieren, hängt von Stromquellen und Strompreis ab: „Bei 33 Cent haben wir gerade Kostenparität“, erzählt der Geschäftsführer. An den öffentlichen Ladestationen liegt der Preis meistens deutlich höher, bei den firmeneigenen Quellen jedoch darunter. Die Marschrichtung ist für den Spediteur jedenfalls klar: „Wir wollen bis 2030 im Nahverkehr zu 100 Prozent elektrisch unterwegs sein“, kündigt Roland Rüdinger an.
E-Lkw: Hohenloher Firmenchef plädiert für Übergangstechnologien
Auch beim Energiehändler Edi, der unter anderem Tankstellen in der ganzen Region betreibt, ist seit einem Jahr ein elektrischer Lastzug im Einsatz, mit dem Holzpellets transportiert werden. „Die Erfahrungen sind gut“, berichtet Geschäftsführer Roland Weissert. In puncto Wirtschaftlichkeit profitiere man noch von der finanziellen Förderung und plane gerade bereits die Anschaffung eines zweiten E-Lasters.
Ein neuralgischer Punkt ist aber auch hier noch die Stromversorgung: Denn wie bei Rüdinger kehren die Fahrzeuge erst abends zurück – dann liefert die firmeneigene PV-Anlage kaum mehr Energie. „Wir investieren 250.000 Euro in Stromanschluss und Trafo“, kündigt der Firmenchef an. Weissert ist wichtig: Es brauche aus seiner Sicht einen Technologie-Mix bei den Antrieben.
Eine Brückentechnologie für den schwierig zu elektrifizierenden Schwerlastverkehr könnte womöglich der aus Altfett gewonnene, klimafreundlichere HVO-Diesel sein, bei dem Edi in der Region eine Vorreiterrolle spielt. Jener ist jedoch bundesweit erst an wenigen Tankstellen verfügbar.


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