Schwarz-Gruppe baut in Brandenburg ihr größtes Rechenzentrum – „gewaltige Dimensionen“
Auf 13 Hektar Fläche bei Lübbenau in Brandenburg errichtet Schwarz Digits das größte Rechenzentrum des Handelskonzerns. Für den Standort waren vor allem zwei Gründe ausschlaggebend.
Dass die Schwarz-Gruppe weitere Rechenzentren bauen will, hatte sie schon in einem Nebensatz im Vorfeld der Immobilienmesse Expo Real Ende September angedeutet. Damals wurde unserer Zeitung auf Anfrage mitgeteilt, dass noch nichts Näheres feststehe.
Nun ist ein erster neuer Standort bekanntgegeben worden: Auf dem Gelände eines ehemaligen Braunkohlekraftwerks bei Lübbenau in Brandenburg will der Handelskonzern die nächste Einrichtung dieser Art errichten. Wobei die Dimensionen gewaltig werden sollen. Das bestätigt Sebastian Fink, Leiter Unternehmenskommunikation der IT-Sparte Schwarz Digits.

Schwarz-Gruppe baut in Brandenburg ihr größtes Rechenzentrum: Drei Rechenzentren in Heilbronn-Franken
Zurzeit betreibt die Schwarz-Gruppe nach Angaben auf der Internetseite ihrer Cloud-Lösung Stackit drei Rechenzentren: In Neckarsulm, Ellhofen und im österreichischen Ostermiething. Sie tragen die internen Nummern DC01 (Neckarsulm), DC 08 (Ellhofen) und DC10. Das Gebäude bei Ellhofen befindet sich im Gewerbegebiet am Weinsberger Kreuz, unweit des Baumarktes von Baywa und Kemmler. Ein weiteres Rechenzentrum befindet sich in Weinsberg, wird aber nur für interne Zwecke genutzt.
Die Abmessungen in Brandenburg sind ungleich größer als die bisherigen Standorte. Das Projekt umfasst ein Verwaltungsgebäude, ein Schalthaus sowie Außenanlagen, teilt Sebastian Fink mit. Das Planungsgebiet erstrecke sich über eine Fläche von knapp 13 Hektar, nämlich genau 129.750 Quadratmeter. Auf dem Gelände war zuvor das Braunkohlekraftwerk Lübbenau von 1959 bis 1996 in Betrieb. Es wurde anschließend bis 2010 komplett abgerissen, das Areal wurde in ein Gewerbegebiet umgewandelt.
Schwarz-Projekt in Brandenburg: Keine Angaben zu den Baukosten
Die Fertigstellung des Schwarz-Projekts ist für Ende 2027 vorgesehen, teilt der Sprecher weiter mit. Die Anschlussleistung betrage 200 Megawatt. Über Baukosten werden keine Angaben gemacht, sie dürften aber mindestens im dreistelligen Millionebereich liegen. Nur so viel wird verraten: „Das Projekt entsteht ohne öffentliche Förderung.“
Der Standort Lübbenau sei wegen mehrerer Vorteile ausgewählt worden, erklärt Fink weiter: Die Abwärme lasse sich über das benachbarte Heizkraftwerk der Stadt- und Überlandwerke Luckau-Lübbenau nutzen. Überschüssige Abwärme werde zur Beheizung des eigenen Verwaltungsgebäudes eingesetzt, so dass dieses völlig ohne zusätzliche Wärmeerzeuger beheizt und betrieben werden könne. „Auf dem Gelände haben wir an mehreren Stellen PV Module berücksichtigt.“
Rechenzentrum der Schwarz-Gruppe in Brandenburg: Kaufland-Logistikzentrum direkt nebenan
Es bestehe außerdem - wichtig für ein Rechenzentrum - hohe Stromverfügbarkeit, die Anbindung zu den umliegenden Metropolregionen sei sehr gut. Vor allem aber: „Wir sind Partner der Kommune: Seit 1996 ist in Lübbenau das zweitgrößte Logistikzentrum von Kaufland in Deutschland in Betrieb.“ Es befindet sich gerade mal 200 Meter von dem künftigen Rechenzentrum entfernt. Medien vor Ort wurde noch ein weiterer Grund für die Entscheidung genannt: Aus geostrategischen Gründen sei ein Standort in Ostdeutschland gesucht worden, um also im Fall großflächiger Stromausfälle, von Hackerangriffen oder Naturkatastrophen über wenisgtens eine funktionierende Anlage zu verfügen.
Genutzt werden soll das Rechenzentrum nicht nur für die Verwaltung der eigenen Daten der Handelsgruppe. Seit zwei Jahren bietet sie auch Cloud-Dienstleistungen unter dem Markennamen Stackit an, insbesondere mit dem Argument, dass diese Daten EU-rechtskonform gespeichert werden, ohne dass ausländische Behörden oder Konzerne darauf Zugriff hätten. Dies soll auch für die vor kurzem verkündeten Kooperationen mit SAP, vor allem aber auch mit Google gelten. Im November hatte Gerd Chrzarnowski, Chef der Schwarz-Gruppe, bekanntgegeben, dass künftig Schwarz vor allem Google-Produkte nutzt – und Google Daten künftig auch in der Schwarz-Cloud Stackit speichert sowie Anwendungen von XM Cyber integriert. Stackit werde eine Verschlüsselung der Daten anbieten, wodurch der Zugriff durch Dritte, einschließlich Google selbst, verhindert wird. Die Daten blieben innerhalb der EU.
Schwarz-Gruppe: Weitere Rechenzentren sind möglich
Ob das Unternehmen weitere Rechenzentren errichten wird, ließ eine Sprecherin offen. In der Mitteilung zur Expo Real hieß es im September jedenfalls ausdrücklich: „Nachhaltigkeit steht beim Bau von neuen Rechenzentren für Schwarz Digits im Mittelpunkt. Durch die Erschließung zusätzlicher Standorte trägt die IT- und Digitalsparte dem steigenden Umfang des Leistungsportfolios und der wachsenden Kundenzahl für ihre digitalen Services Rechnung.“
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