Porsche steckt in der Krise: Mehrere Vorstände sollen Autobauer verlassen
Beim erfolgsverwöhnten Autobauer Porsche ist nun auch die Krise angekommen. Jetzt will der Aufsichtsrat durchgreifen und den Vorstand umbauen.

Eingeweiht waren nur wenige, am Samstagabend um 21.33 Uhr veröffentlichte Porsche eine Adhoc-Meldung, die es in sich hat. Der Aufsichtsrat der Dr. Ing. h.c. F. Porsche Aktiengesellschaft („Porsche“) hat heute den Aufsichtsratsvorsitzenden beauftragt, Gespräche mit Herrn Lutz Meschke, dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden und Vorstandsmitglied für Finanzen und IT, sowie Herrn Detlev von Platen, Vorstandsmitglied für Vertrieb und Marketing, über ein einvernehmliches vorzeitiges Ausscheiden aus dem Vorstand von Porsche zu führen.
Sprich: Zwei Vorstände sollen gehen. Mindestens. Nach Informationen der Heilbronner Stimme brodelts hinter den Kulissen schon eine ganze Weile: Die Familien Porsche und Piëch, die den VW-Konzern mehrheitlich über die Porsche SE kontrollieren, sind unzufrieden über die Entwicklung bei der Sportwagentochter Porsche. Nun soll allen voran Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche den Vorstand umbauen.
Rückläufiger Umsatz, schwacher Börsenkurs – mehrere Porsche-Vorstände sollen gehen
Kritik gibt es vor allem am schwächelnden Absatz. 2024 lieferte Porsche drei Prozent weniger Fahrzeuge aus als im Jahr zuvor. Besonders gravierend war aber der Rückgang in China um fast 30 Prozent. Der Ausblick bleibt düster, auch finanziell. Der Börsenkurs dümpelt aktuell bei um die 60 Euro herum, es waren schon einmal deutlich über 100 Euro.
Das sorgt für Unruhe im Hause Porsche und Piëch. Schließlich war die Sportwagenmarke viele Jahre die Ertragsperle des VW-Konzerns. „Erst fing Audi an zu schwächeln, nun droht Porsche ebenfalls Ungemach. Das kann so nicht weitergehen“, sagt einer, der nahe dran ist am Geschehen.
Chef des VW-Konzerns und CEO von Porsche: Doppelrolle von Oliver Blume wird intern kritisiert
Die wahrscheinliche Abberufung von Lutz Meschke (58) und Detlev von Platen (61) verschafft vor allem Oliver Blume (56) etwas Luft, um die Dinge zu sortieren. Aber auch Blume selbst ist nicht frei von Kritik. Intern wird seine Doppelrolle zunehmend unerfüllbar betrachtet: Blume ist Chef des VW-Konzerns und zugleich CEO von Porsche. „100 Prozent Volkswagen und 100 Prozent Porsche, das geht nicht ohne Kontrollverlust“, sagt einer aus dem Umfeld des Aufsichtsrats.

Entweder oder – das war anfangs nicht die Frage bei den Eigentümer-Familien. Nun aber mehren sich wohl seit einiger Zeit die Zweifel, ob sich Blume nicht auf das Konzerngeschäft konzentrieren sollte. Das wiederum rief Lutz Meschke auf den Plan, der sich selbst dem Vernehmen nach schon auf dem Chefposten bei Porsche sah. Den internen Machtkampf hat nun aber Blume für sich entschieden.
Porsche: Elektrifizierung läuft schleppender als angenommen
Probleme bleiben. Unter anderem der schleppende Anlauf der Elektromobilität, bis 2030 wollte Porsche einst mal 80 Prozent Stromer verkaufen. Das Ziel haben die Stuttgarter selbst wieder einkassiert. Aktuell schwächelt der Taycan ebenso die das Schwesterauto von Audi, der E-Tron GT aus Heilbronn. Bei der Entwicklung des E-718 kommt es dem Vernehmen nach immer wieder zu Verzögerungen. Intern wird derzeit Kritik laut, dass der immens wichtige Macan in Europa nur noch als Elektroversion angeboten wird, in Übersee hingegen auch als Verbrenner.
„Das wird uns in Europa einiges an Volumen kosten“, sagt ein Manager aus dem Vertrieb gegenüber unserer Zeitung. Offizielle Zahlen zum Bestelleingang für den Elektro-Macan nennt der Autobauer nicht. Der Macan ist seit mehr als zehn Jahren das meistverkaufte Modell der Marke. „Der Wechsel zum E-Auto dauert länger, als wir das vor fünf Jahren unterstellt haben“, erklärt Porsche. Ein Beispiel dafür ist die verlängerte Produktionsdauer der aktuellen Generation des großen SUVs Cayenne als Verbrenner und Hybrid.

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