Wie geht’s bei Porsche weiter? Auch ein Ex-Audi-Werkleiter sitzt im Vorstand
Bei Porsche herrscht große Unruhe wegen des drohenden Umbaus im Vorstand. Für den Geschäftsbereich Produktion ist ein Manager verantwortlich, der im Raum Heilbronn kein Unbekannter ist.
Das rote Backsteingebäude auf dem Werksgelände von Porsche in Zuffenhausen ist eines der ältesten des Autobauers. Hinter den historischen Mauern dürfte es heute hoch hergehen. In dem Gebäude ist der Sitz des Vorstands, der montags traditionell tagt. Nach der Adhoc-Meldung vom Samstagabend, wonach Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche mit Finanzvorstand Lutz Meschke und Vertriebsvorstand Detlev von Platen über eine Vertragsauflösung verhandeln soll, ist bei der VW-Tochter nichts mehr, wie es zuvor war.
Unruhe herrschte schon vorher angesichts des schwachen Absatz, des niedrigen Börsenkurses, der Probleme in China und dem stockenden Hochlauf der Elektromobilität. Nun aber machen die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch ernst. Wenn der Aufsichtsrat von Porsche an diesem Donnerstag, 6. Februar, zusammenkommt, dürfte das Schicksal der beiden Vorstände besiegelt sein.
Personal-Beben bei Porsche: Albrecht Reimold aus Bretzfeld sitzt ebenfalls im Vorstand
Zwischen Audi und Porsche gibt es schon lange eine Zusammenarbeit, schon die beiden Marken unter dem Dach des VW-Konzerns vereint wurden. So teilten sich schon zuvor Autos wie der Audi Q5 und der Porsche Macan dieselbe Plattform. Anknüpfungspunkte gab es aber schon viel früher. An einer Person lässt sich das besonders gut festmachen: Albrecht Reimold.
Der gebürtige Öhringer ist bei Porsche seit 1. Februar 2016 Vorstand für Produktion und Logistik. Davor war der Manager, der in Bretzfeld lebt, von 2009 bis 2011 Werkleiter des Audi-Standorts Neckarsulm. Die erste Managementaufgabe des heute 63-jährigen Reimold war vor über 30 Jahren, den Neckarsulmer Porsche-Karosseriebau zu führen: Zwischen 1975 und 1991 bauten bis zu 2200 Audi-Mitarbeiter in Neckarsulm exakt 313.122 Porsche-Sportwagen der Baureihen 924 und 944.

Der Karriere-Weg von Porsche-Vorstand Reimold – erst Trainee bei Audi
Nach einer Ausbildung zum Werkzeugmacher und anschließendem Studium der Produktionstechnik in Heilbronn begann Albrecht Reimold seine berufliche Laufbahn als Trainee bei Audi. 1993 übernahm er im Werk Neckarsulm die Leitung des Karosseriebaus A8 und fünf Jahre später die des Fertigungssegments A2. Ab 2002 verantwortete Reimold die Fertigungsplanung für die Modelle A6, A8 und R8.
Im Januar 2012 wurde der Hohenloher zum Vorstandsvorsitzenden von Volkswagen Slovakia berufen. Internationale Erfahrung sammelte Reimold auch mit der Verantwortung für die Fertigungsplanung des Standorts Changchun in China.
Reimold hat bei Porsche eigene Fertigung für das E-Auto Taycan aufgebaut
Vertraute beschreiben Albrecht Reimold als akribischen Manager, der sich im Lauf der Jahre vor allem beim Thema Planung konzernweit einen Namen gemacht hat. „Albrecht hat schon die kleinsten und die größten Autos im VW-Konzern gebaut. Er ist daher ein Allrounder, der sich schnell auf neue Situationen einstellen kann“, sagt einer, der lange mit ihm zusammengearbeitet hat.
Für das E-Auto Taycan, das sich die technische Basis mit dem Audi E-Tron GT teilt, hat Reimold am Porsche-Stammsitz Stuttgart-Zuffenhausen vor vor sechs Jahren eine eigene Fertigung bauen lassen. Dafür wurden 700 Millionen Euro investiert, 1200 neue Arbeitsplätze geschaffen und die Produktion umgestellt: Der erste Elektro-Porsche entsteht nicht in Fließbandarbeit.
Porsche-Vorstand Reimold sitzt auch im Aufsichtsrat des VfB Stuttgart
In seiner Freizeit liebt es Reimold, entweder mit dem elektrischen Taycan unterwegs zu sein oder Spaziergänge zu unternehmen – Spaziergänge mit sehr hohem Tempo, wie sich das für einen Porsche-Manager eben gehört. Zudem sitzt der 63-Jährige im Aufsichtsrat des VfB Stuttgart.

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