Milliardenstrafen drohen: VDA-Chefin schlägt Ladepflicht für Plug-in-Hybride vor
Sollten Autos mit Verbrennungs- und Elektromotor verpflichtend geladen werden? So lautet eine Idee des Autolobby-Verbands VDA. Der Hintergrund sind drohende Milliardenstrafzahlungen.
Mit einer überraschenden Forderung hat die Chefin des Automobilindustrie-Verbands VDA für Aufsehen gesorgt. Die Idee: Für Hybrid-Fahrzeuge mit Verbrenner- und Elektromotor solle eine Ladepflicht gelten. „Künftig könnten Plug-in-Hybride so konzipiert werden, dass regelmäßiges Laden verpflichtend ist“, sagte VDA-Chefin Hildegard Müller in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.
Fahrdaten: Plug-in-Hybride verbrauchen fünf Mal mehr als angegeben
Nach einer gewissen Wegstrecke müsse die Batterie zwangsweise aufgeladen werden. Passiert das nicht, könne die Leistung des Verbrennungsmotors gedrosselt werden. So könnten Hybrid-Fahrer dazu motiviert werden, ihr Auto elektrisch zu fahren, statt nur mit Diesel oder Benzin.
Müllers Vorstoß geschieht vor dem Hintergrund drohender Strafzahlungen in Milliardenhöhe. Denn Plug-in-Hybride gelten auf dem Papier als vergleichsweise sauber, werden in der Realität aber zu oft mit Verbrennungsmotor betrieben.

Das zeigen Fahrzeug-Daten, die die Europäische Umweltagentur analysiert hat. Seit 2022 muss jedes neu zugelassene Auto in der EU seinen Spritverbrauch dokumentieren, einmal jährlich werden die Daten an die EU gemeldet. Demnach sind die realen Emissionen von Plug-in-Hybriden fast fünf Mal höher als auf dem Papier anhand von Prüfstandsdaten angegeben – und diese Lücke ist seit 2021 stetig größer geworden.
EU-Kommission plant schärfere CO2-Grenzwerte für Autobauer
Die EU-Kommission korrigiert die Berechnung des CO2-Ausstoßes nun mit der Abgasnorm Euro 6e-FCM, indem sie für Plug-in-Hybride einen deutlich geringeren Elektroanteil im Fahrbetrieb annimmt als bisher.
Für die Automobilindustrie ist das ein Problem, weil Plug-in-Hybride die Bilanz der Autobauer bei den Flottengrenzwerten verbessern. Das System schreibt Autobauern vor, dass sie den CO2-Ausstoß ihrer Fahrzeuge über die Jahre immer weiter senken müssen, bis 2035 sollen nur noch emissionsfreie Autos zugelassen werden.
Als Zugeständnis an die Autobauer hat die EU die Frist, um das CO2-Ziel 2025 zu erreichen, bereits um zwei Jahre verlängert. Mercedes verpasst die Vorgabe laut Daten der Organisation „Transport and Environment“ als einziger Hersteller deutlich, VW legt laut Prognosen eine Punktlandung hin. Werden die Vorgaben verfehlt, drohen Strafzahlungen in Milliardenhöhe.
Audi: Elektrische Reichweite zwischen 80 und 143 Kilometer ist alltagstauglich
Und was sagt Audi zu dem Vorschlag, eine Ladepflicht für Hybride einzuführen? „Die genannte Aussage des VDA ist uns bekannt“, teilt ein Sprecher auf Anfrage mit. „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir sie nicht kommentieren.“ Plug-in-Hybride seien ein „wichtiger Baustein im Antriebsmix“, die geplanten Audi-eigenen Modelle mit elektrischen Reichweiten zwischen 80 und 143 Kilometern „für die meisten Alltagsstrecken bestens geeignet“.

 
                             
           
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