Abfindung bei Mercedes-Benz: Tausende angeschrieben, viele Fragen offen
Mercedes-Benz-Arbeitsdirektorin Britta Seeger berichtet beim Wirtschaftspresseclub Stuttgart über das Abfindungsprogramm beim Autohersteller. Allerdings schweigt sie sich auch zu manchen Punkten aus.
Wie viele Stellen noch wegfallen sollen, wie viele das Abfindungs-Angebot schon angenommen haben – darum macht Mercedes-Benz-Arbeitsdirektorin Britta Seeger nach wie vor ein Geheimnis. „Wir sind angemessen zufrieden“, sagt sie beim Besuch im Stuttgarter Wirtschaftspresseclub über den aktuellen Stand bloß. Im April wurden etwa 40.000 Beschäftigte in den Verwaltungsbereichen des Autokonzerns per Mail angeschrieben, ob sie sich eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses vorstellen können. Nach einer Turbophase, die inzwischen beendet ist, läuft das Programm nun noch bis März.
Drei Sorgen treiben die Mercedes-Belegschaft um
Während sich das Vorstandsmitglied, von 2017 bis diesen Mai zuständig für Vertrieb, seitdem für Personal, bei Fragen nach Einzelheiten oder der Resonanz in der Belegschaft ausschweigt, macht sie doch deutlich: Die Zukunft des Autoherstellers ist eine der drei größten Sorgen, die die Belegschaft gerade umtreiben. „Wie groß wird das Unternehmen bleiben? Was kommt noch?“ sei eine der zentralen Fragen neben jener, welcher Antrieb sich durchsetzt und wie sich Künstliche Intelligenz auf die Arbeitsplätze auswirkt. „Wir sind da alle noch am Anfang“, räumt Seeger ein. „Aber wie viele Arbeitsplätze die KI ersetzen wird, ist eine der entscheidenden Fragen.“ Insgesamt sei die Verunsicherung groß, berichtet sie, auch bei Führungskräften. „Wir versuchen, die Anspannung zu managen.“

Alternative für Mercedes-Beschäftigte: Bundeswehr oder Rüstungsbranche?
Fest steht hingegen, das der Dax-Konzern fünf Milliarden Euro einsparen will. Für das Abfindungsprogramm seien 600 Millionen Euro Rückstellungen gebildet worden, bestätigt die Vorständin. Aber es gehe nicht nur um Jobabbau. „Es gibt vielfältige Möglichkeiten und Maßnahmen, und das ist nur eine.“ Daher habe der Vorstand auch beim Stellenabbau keine Zahl genannt, die erreicht werden solle.
Schließlich soll nächstes Jahr auch das Programm „Jobkompass“ anlaufen, über das sich Beschäftigte auf komplett andere Positionen entwickeln können. Und es wurde die „Allianz der Chancen“ gegründet, in der neben der Arbeitsagentur und der Bundeswehr auch Rüstungsunternehmen vertreten sind, die angesichts steigender Aufträge dringend Fachpersonal benötigen.
Mercedes-Benz-Arbeitsdirektorin: „Längerfristig wie früher können wir nicht mehr planen.“
Bei Mercedes selbst ist die Lage eher nicht so gut. „Wir sind zurückhaltend“, erklärt Britta Seeger. „Wir haben in den letzten Monaten gesehen, wie fragil die Märkte sind.“ Immerhin sei das Unternehmen dank eines eigenen Werks in den USA nicht so stark von den Zöllen auf Autoimporte betroffen. Aber die ruhigen Jahre seien vorbei. „Derart längerfristig wie früher können wir nicht mehr planen“, erklärt die Vorständin. In China sehe sie jedenfalls kurzfristig noch keine Konsolidierung. Ohnehin seien die Wünsche der Kunden international verschieden: In den USA verkaufe das Unternehmen fast ausschließlich SUVs, in Korea Limousinen. Insgesamt produziere Mercedes aber nur noch 1,8 bis 1,9 Millionen Autos im Jahr – vor einigen Jahren waren es noch 2,2 Millionen.
Mercedes-Benz-Arbeitsdirektorin: „Wir müssen auch weiter Verbrenner herstellen.“
Und die E-Mobilität? Seeger nennt den Weg dorthin zwar „Hauptstraße“, meint aber: „Wir müssen auch weiter Verbrenner herstellen, um auf allen Märkten weiter wachsen zu können.“ Den Strategieschwenk von Vorstandschef Ola Källenius heißt sie dementsprechend gut. „Wir haben gesehen, dass weltweit die Adaption der Kunden nicht so schnell wie gedacht auf E-Mobilität geht“, erklärt sie es: Der Absatz bleibt hinter den Erwartungen zurück, gerade in Europa, aber auch in den USA.