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100.000 Lkw-Fahrer fehlen in Deutschland: Was muss sich ändern?

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Bundesweit fehlen zwischen 80.000 und 100.000 Lastwagenfahrer, warnt der Chef des Verbands Spedition und Logistik Baden-Württemberg. 


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In Deutschland fehlen schätzungsweise zwischen 80.000 und 100.000 Lkw-Fahrer. Diese Zahlen nennen Verbände der Logistikbranche immer wieder und warnen vor den Folgen des Fahrermangels. „Selbst wenn es nur die Hälfte wäre, ist das immer noch eine riesengroße Lücke“, erklärt Andrea Marongiu. Er ist Geschäftsführer des Verbands Spedition und Logistik Baden-Württemberg, Verkehrsbetriebswirtschaft hat er in Heilbronn studiert. Im Land bewegen sich die Zahlen zwischen 12.000 und 15.000 fehlenden Fahrern, sagt er.

Dabei wäre der Bedarf eigentlich da: Die Bundesregierung geht in Prognosen davon aus, dass der Lkw über Jahre das dominierende Transportmittel bleibt und der Lkw-Verkehr bis 2040 voraussichtlich nochmal um 34 Prozent zunimmt. „Und diese Zahlen sind noch optimistisch“, versichert Marongiu. Zwar seien die transportierten Mengen wegen der aktuellen Wirtschaftskrise zurückgegangen und daher eine „leichte Entspannung“ in Sicht. Sobald es aber bergauf geht, fehlt das Personal wieder. „Wir laufen auf eine unschöne Situation zu.“

100.000 Lkw-Fahrer fehlen in Deutschland: Transportverbände haben viele Forderungen an nächste Bundesregierung

Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik Entsorgung hat deshalb mehrere Forderungen an die nächste Bundesregierung vorgelegt. Der Verband fordert unter anderem, dass die Lkw-Maut, die derzeit zur Hälfte in den Schienenausbau fließt, komplett für das Sanieren von Straßen und Brücken genutzt wird.

Außerdem sollen Lkw-Führerscheine aus dem Ausland leichter anerkannt werden, Prüfungen auch in anderen Sprachen abgelegt werden können und Sehtests vom Optiker ausreichen, ebenso brauche es mehr Lkw-Parkplätze und Fördergelder für Elektro- und Wasserstoff-Lkw.

Forderungen, die Andrea Marongiu ebenfalls richtig findet. Vor allem die bürokratischen Hürden beim Anerkennen der Fahrerlaubnis aus Drittstaaten findet er unerklärlich. „Wir haben Beispiele von ukrainischen Fahrern, die ihr halbes Leben lang Lkw fahren, bei uns aber nicht eingesetzt werden können.“

Bis 2040 soll der Lkw-Güterverkehr um ein Drittel zunehmen. Davon gehen Branchenexperten und das Bundesverkehrsministerium aus. Allerdings fehlen die Fahrer.
Bis 2040 soll der Lkw-Güterverkehr um ein Drittel zunehmen. Davon gehen Branchenexperten und das Bundesverkehrsministerium aus. Allerdings fehlen die Fahrer.  Foto: Rolf Vennenbernd

Polen und baltische Staaten schreiben Führerscheine einfacher um

Ähnlich sei es bei Fahrern aus Georgien und Usbekistan. Dabei ginge es auch anders: In Polen sowie Estland, Lettland und Litauen können Fahrer aus diesen Ländern ihre Fahrerlaubnis einfach umschreiben lassen, ohne zusätzliche Prüfung. Immerhin soll die Prüfung zur Berufskraftfahrerqualifikation künftig auch in anderen Sprachen als Deutsch abgelegt werden können. „Die Leute sind hier und wollen arbeiten“, betont Marongiu.

Wegen des Fachkräftemangels müsse man aber noch weiter denken. Fahrer aus Indien könnten ebenfalls in Deutschland anheuern, wenn die Regularien es möglich machen, sagt Marongiu. Das koste zwar rund 8000 Euro pro Kandidat und dauere wegen Deutschkursen und Führerscheinprüfung Monate. „Wir wollen aber nichts unversucht lassen.“

Nicht auf Nachwuchs aus Deutschland zählen

Denn auf Nachwuchs aus Deutschland könne die Branche nicht zählen, die Ausbildungszahlen stagnieren seit Jahren. Die Arbeitsbedingungen müssten verbessert werden, es brauche weniger Stress und einen friedlicheren Umgang auf den Straßen, dazu mehr und sauberere Parkplätze. Dann könnten womöglich auch mehr Frauen für den Kraftfahrerberuf begeistert werden, sagt Marongiu.

Immerhin, eine große Insolvenzwelle sieht der Verbandschef in Baden-Württemberg nicht. Ein paar kleinere Betriebe hätten in den vergangenen Jahren aufgegeben, aus verschiedenen Gründen. Mal seien es die Kosten, mal sei kein Nachfolger gefunden worden. Fahrer, die entlassen werden, würden meist schnell wieder einen Job finden, denn der Bedarf sei riesig. 

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