Gehaltsvergleich: So viel bekommen tariflich Beschäftigte bei Lidl und Kaufland
Mit Weihnachts- und Urlaubsgeld, aber insgesamt meistens weniger pro Jahr als in der Lidl- und Kaufland-Verwaltung: Wie sich die Bezahlung nach Tarif gegenüber außertariflicher Entlohnung bei der Schwarz-Gruppe unterscheidet.
Nachdem die Gehaltstabellen der außertariflichen Mitarbeiter bei der Schwarz-Gruppe nun bekannt sind, stellt sich die Frage: Wie viel bekommen die tariflich Beschäftigten, etwa an der Kasse bei Lidl, im Kaufland-Logistikzentrum oder in der Kaffeerösterei in Nordrhein-Westfalen? Die Antwort lieferten uns Beschäftigte des Unternehmens.
Klar ist: Bei diesen Tarifen handelt es sich um jene, die von der Gewerkschaft Verdi für die Beschäftigten im Einzelhandel ausgehandelt wurden. Erst vor wenigen Wochen wurde der neue Tarifvertrag für Baden-Württemberg abgeschlossen. Lidl und Kaufland haben bereits mitgeteilt, dass sie die Vereinbarungen vollumfänglich übernehmen werden – wie in allen anderen Bundesländern auch, in denen es bereits einen Abschluss gab.
Lidl-Verkäuferin: Für das Urlaubsgeld ist nicht der eigene Tariflohn maßgebend
Der Vergleich mit den im Forum von wiwi-treff.de einsehbaren Gehaltstabellen für außertarifliche Angestellte, kurz AT, offenbart große Unterschiede: Während die niedrigste Stufe für AT-Mitarbeiter, Junior Professional A0, bei 4250 Euro monatlich startet, ist die höchste Stufe laut Einzelhandelstarif, G V, derzeit mit 4471 Euro dotiert. Hier kommen zwar noch Weihnachts- und Urlaubsgeld hinzu. "Allerdings ist dies etwas komplex", berichtet eine Mitarbeiterin, die anonym bleiben möchte. Für das Urlaubsgeld ist demnach nicht der eigene Tariflohn maßgebend, sondern der Lohn einer Verkäuferin in der tariflichen Endstufe, nämlich G II /6, mit Stand 1. Januar des jeweiligen Jahres – zurzeit 3360 Euro, und davon werden 50 Prozent als Urlaubsgeld bezahlt, also 1680 Euro.
In der höchsten Stufe würden rund 58.000 Euro gezahlt - doch sie wird gar nicht angewendet
Das Weihnachtsgeld entspricht 62,5 Prozent des jeweiligen Tariflohns des Beschäftigten. Insgesamt kommt demnach ein tariflich Beschäftigter der höchsten Stufe G V auf 58.126,38 Euro Jahresgehalt, sofern es keine außertariflichen Zulagen gibt. Zum Vergleich: Nur die drei niedrigsten Gehaltsgruppen der AT-Beschäftigten der Schwarz-Gruppen-Unternehmen liegen beim Jahresgehalt darunter. Und auf einen weiteren Haken macht die Informantin aufmerksam: "Die Endstufe GV kann bei uns nicht erreicht werden, sondern bei G IV/4 ist Schluss." Dementsprechend liegt der tariflich erreichbare Höchstlohn sogar nur bei 52.204,10 Euro.
Die Löhne, also die Bezahlung gewerblicher Angestellter etwa in Logistikzentren oder der Produktion, enden mit der höchsten Stufe, LST 8, bei derzeit 3487 Euro im Monat. Die in den Verdi-Tabellen noch genannten Tarife für Verkaufsstellenleiter dürften jenen für Filialleiter etwa bei Lidl entsprechen – nach Berichten im Online-Forum werden aber offensichtlich bereits Bezirksleiter, die für mehrere Filialen zuständig sind, in AT eingruppiert.
Schwarz-Gruppe: Bei längerer Betriebszugehörigkeit gibt's keine weiteren Zulagen
"Es wird auch übertariflich bezahlt", berichtet die anonyme Mitarbeiterin. "Daher liegen die Angestellten-Löhne der Tarifmitarbeiter zwischen 3000 und etwa 5000 Euro monatlich. Ein Mitarbeiter in G III/6 hat dann beispielsweise einen Bruttolohn von 4000 Euro - 3487 Euro laut Tarif und 513 außertariflich." Allerdings gebe es die Verdi-Tariferhöhungen nur auf den Tarif, so dass eine Tariferhöhung von drei Prozent, da sie sich nur auf den Tariflohn bezieht, lediglich circa 2,5 Prozent auf den Gesamtlohn ergebe.
Wie in einigen anderen Branchen auch gibt es keine weiteren Zulagen bei längerer Betriebszugehörigkeit, berichtet die Informantin weiter: "Außer den von Verdi ausgehandelten Tariferhöhungen erhalten Mitarbeiter auch nach mehreren Jahrzehnten Betriebszugehörigkeit keine weiteren Lohnerhöhungen."