Aldi und Lidl starten Preiskrieg im Einzelhandel – erste Kritik an Aktionen
Aldi und Lidl kündigen Preissenkungen für Hunderte Artikel an. Eine gute Nachricht für Kunden? Kritiker sehen auch mögliche nachteilige Effekte für den Markt.
Die beiden deutschen Discountriesen Aldi und Lidl marschieren im Gleichschritt: Am Samstag kündigten sie innerhalb weniger Stunden getrennt voneinander an, die Preise für mehrere hundert Artikel in ihrem Sortiment dauerhaft zu senken. Lidl preschte vor und bezifferte die Anzahl der betroffenen Produkte auf mehr als 500, Aldi verkündete kurz darauf Abschläge für Hunderte Artikel. Am Montag, 26. Mai, verkündet auch Kaufland, dass es künftig mehr als 500 Produkte für weniger Geld geben soll.
Lidl senkt Preise für hunderte Produkte – Aldi zieht nach
Beide Unternehmen stellen sich dabei als Partner ihrer Kunden dar: Lidl begründet den Schritt mit der „anhaltend herausfordernden wirtschaftlichen Lage in Deutschland“. Man reagiere „auf die nach wie vor hohe Belastung der Haushalte durch gestiegene Lebenshaltungskosten“. Es handele sich „um eine strategische Entscheidung mit langfristiger Wirkung handelt und nicht um eine Werbeaktion“.
Möglich sei dies „dank langfristiger, fairer Vereinbarungen mit Lieferanten und hoher Abnahmemengen“. Zudem konzentriere sich der Discounter bei sich selbst „auf das Wesentliche“ und verbessere kontinuierlich seine Effizienz, erläutert Friedrich Fuchs, Geschäftsleitungsvorsitzender von Lidl in Deutschland. Begleitet wird die Preissenkung auch von einem Lidl-Werbespot mit Sarah Connor.

„Wir setzen seit jeher die Preise im Lebensmitteleinzelhandel und haben alleine in diesem Jahr bereits rund 1000 Artikel dauerhaft im Preis reduziert“, hält Felix Rottmann, Deutschlandchef von Aldi Nord, dagegen. „Damit entlasten wir die Menschen in Deutschland in diesen herausfordernden Zeiten. Das ist unsere Aufgabe als Erfinder des Discounts.“ Und Swen Gallina, Sprecher des Verwaltungsrats Aldi Süd Deutschland, ergänzt: „Das ist keine Werbung. Das ist unsere DNA.“
Aldi und Lidl senken Preise: Kritiker befürchten noch mehr Druck auf Lieferanten
Kritiker sehen in dem offenen Preiskampf aber auch Probleme – nicht für die Kunden, sondern für Hersteller, Lieferanten und kleinere Handelsketten. Wie vor einigen Monaten beim Butterpreis seien nun alle anderen Anbieter gezwungen, ihre Preise anzupassen – auch wenn sie dadurch in stärkerem Umfang als Aldi oder Lidl Gewinne einbüßten.
„Was sich derzeit abzeichnet, ist ein Markt, der zwar effizienter wird, aber zugleich fragiler“, warnt etwa das Online-Finanzmagazin „Börse am Sonntag“. „Für Verbraucher bedeutet das kurzfristige Entlastung – für Produzenten und Mitbewerber womöglich den Beginn einer existenziellen Prüfung. Dass dabei gleichzeitig Marktanteile verteidigt, Lieferanten unter Druck gesetzt und interne Effizienzreserven aktiviert werden, ist Teil der Strategie. Die Botschaft lautet: Wir sind die Guten, weil wir billiger sind.“