Generationswechsel bei Bindergroup in Neckarsulm: Sohn übernimmt Führung
Markus Binder holt seinen Sohn in die Geschäftsführung beim Neckarsulmer Steckerhersteller Bindergroup. In den ersten Monaten musste er sich gleich mit der Bewältigung einer Krisensituation beschäftigen.
Für Markus Binder steht es fest: Lange wird er nicht mehr der Geschäftsführung des Steckerherstellers Bindergroup angehören. Seit Februar ist sein Sohn Len Binder neben ihm gleichberechtigter Geschäftführer in einer Geschäftsleitung mit fünf weiteren Mitgliedern. „Ich ziehe mich jetzt sukzessive zurück“, sagt Markus Binder. „Wir machen zwar noch viel gemeinsam, aber ich möchte nicht auch mit 80 noch tagtäglich in der Firma sein.“ Dabei wird Markus Binder in einigen Wochen erst 60 Jahre alt. Und doch steht fest: Die Führung übernimmt mehr und mehr Len Binder.
Der 25-Jährige kam im März vergangenen Jahres nach seinem Studium der Betriebswirtschaft in das Familienunternehmen. Seitdem wurde er eingearbeitet, inzwischen tritt er neben seinem Vater und auch selbstständig in Kunden- und Lieferantengesprächen an. „Das wird sehr positiv wertgeschätzt“, erzählt er. „Es ist für Kunden und Lieferanten ein wichtiges Zeichen, dass das Unternehmen in Familienhand bleibt.“ Das sei sogar ein Argument für die Fortsetzung der Geschäftsbeziehungen, habe er festgestellt.

Generationswechsel bei Bindergroup: Len Binder übernimmt zunehmend die Führung
Einiges hat der junge Geschäftsführer in den vergangenen Monaten im Unternehmen bereits umgebaut. Die Geschäftsleitung wurde neu strukturiert, die Tochterunternehmen auch im Ausland tragen jetzt alle den Namen Binder in sich. „Wir merken, dass diese Maßnahmen greifen“, sagt Len Binder. Sein Credo laute: „Die Leute auch mal machen lassen. Das Geschäft an sich erledigen ja die Mitarbeiter, dort kommen die Ideen und Weiterentwicklungen her.“
Neu ist etwa, dass der Bereich Solutions mehr gefördert und vermarktet wird. Zwar entäfllt nach wie vor der überwiegende Teil des Umsatzes auf die Serienfertigung von Steckern, auch kundenspezifisch, doch in diesem gar nicht mal so neuen zusätzlichen Feld entwickelt Binder ein Gesamtpaket über die reine Steckverbindung hinaus. Der Umsatz wuchs bereits auf einen hohen einstelligen Prozent-Anteil, Len Binder strebt nun 20 Prozent an. Die Projekte werden in Neckarsulm und Füssen bearbeitet und an einem erst vor zwei Jahren gegründeten Standort in Ungarn produziert. Das frühere Autoblenden-Werk besteht ebenfalls noch in jenem Land, dort werden Steckverbindungen hergestellt.
Wirtschaftliche Erholung nach dem Einbruch: Umsatz steigt wieder um rund 15 Prozent
Insgesamt haben sich die Geschäfte wieder stabilisiert, berichtet Markus Binder. Nach dem hefigen Einbruch im Vorjahr, der schließlich zum Abbau jeder zehnten Stelle in Neckarsulm führte, sei der Umsatz wieder um etwa 15 Prozent gestiegen. „Wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen“, wirft Len Binder ein. Aber es würden für das Projektgeschäft bereits wieder Leiharbeiter eingesetzt – sie mussten vor einem Jahr als erstes gehen.
Wachstum meldet Markus Binder vor allem in den USA, wo es auch ein eigenes Werk gibt. Die Geschäfte in China seien stabil bis positiv, der europäische Markt hingegen laufe schwieriger. Der Auftragseingang lege aktuell weiter zu. Len Binder ist in einer harten Phase in das Unternehmen eingestiegen. Aber über weitere Automatisierung und den Ausbau des Projektgeschäfts sieht er nun gute Chancen.
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