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Aus für bisherigen Schuler-Standort Gemmingen? Drei unsichere Optionen für Belegschaft

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Der Stellenabbau im Werk Gemmingen könnte noch weitergehen, vermutet die IG Metall. Denn der Vorstand hat drei Optionen auf den Tisch gelegt. Eine wäre besonders tragisch.

Schuler schließt die Produktion in Gemmingen und prüft, wo die verbleibenden Beschäftigten aus der Entwicklungs- und Servicesparte künftig arbeiten werden.
Schuler schließt die Produktion in Gemmingen und prüft, wo die verbleibenden Beschäftigten aus der Entwicklungs- und Servicesparte künftig arbeiten werden.  Foto: nicht angegeben

Das Ende der Produktion im Werk Gemmingen des Pressenherstellers Schuler könnte der Anfang vom Ende sein. Denn für den verbleibenden Teil der Belegschaft hat die Unternehmensleitung drei mögliche Optionen auf den Tisch gelegt, berichtet Thomas Bohlender, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Heidelberg, die für den Standort zuständig ist.

Im Raum stehe zum einen, das Werksgelände aufzugeben und für die Mitarbeiter, die hydraulische Pressen entwickeln, den Service dazu anbieten und Verwaltungsaufgaben in dieser Sparte haben, einen anderen Standort im Raum Gemmingen zu suchen. Zweite Option: Diese Abteilung zieht komplett nach Göppingen, an den Stammsitz von Schuler. Und Möglichkeit drei: Die Beschäftigten wechseln an den - erst vor drei Jahren stillgelegten - Schuler-Standort Waghäusel.

Pressenhersteller Schuler streicht Stellen im Kraichgau: Geht es zurück nach Waghäusel?

Das Pikante an der dritten Option: Zum größten Teil wären Mitarbeiter betroffen, die Anfang 2021, nach der Stilllegung von Waghäusel, nach Gemmingen versetzt wurden. Nur dadurch sei die Belegschaft innerhalb der vergangenen fünf Jahre von 260 auf 330 Mitarbeiter gestiegen, erklärt Bohlender. Viele der ehemaligen Waghäuseler pendelten seitdem täglich zwischen dem kurpfälzischen Städtchen und dem Kraichgau. Aber da Schuler zwar die Fabrikhallen vermietet hat, aber nicht das große Verwaltungsgebäude, stehe dieses seit mehr als zwei Jahren leer, berichtet der Gewerkschafter, der 25 Jahre bei Schuler arbeitete. Zu einer Verlagerung zurück nach Waghäusel hat Bohlender eine klare Meinung: "Das ist für mich der Gipfel der Perversion."

Die angestammte Gemminger Sparte, die Produktion der sogenannten Feeder, also Anlagen, die Teile von einer Presse zur nächsten befördern, soll ohnehin verlagert werden: an den Schuler-Standort Heßdorf bei Nürnberg. Dort werden ebenfalls solche Automationssysteme hergestellt, die Unternehmensleitung will die Fertigung nun dort konzentrieren, erklärt Bohlender.

Andritz und das Ikea-Prinzip

Für die Schuler-Belegschaft geht damit die Zeit der Unsicherheit weiter. "Seit dem Kauf durch Andritz 2013 ist keine Ruhe mehr im Unternehmen", kritisiert der Gewerkschafter. Der österreichische Konzern hatte den traditionsreichen Pressenhersteller damals gekauft und von der Börse genommen. "Diese dauernden Änderungen liegen in der Logik von Andritz", meint Bohlender. "Ich nenne es das Ikea-Prinzip - man muss etwas nur einfach genug machen, dann kann es überall produziert werden. Aber im Sondermaschinenbau ist dies zum Scheitern verurteilt."

Zusammen mit dem Betriebsrat will die Gewerkschaft nun die Verhandlungen mit der Konzernführung aufnehmen und um die Arbeitsplätze kämpfen. Wobei Bohlender befürchtet, dass die Beschäftigten durch die ständigen Wechsel und Veränderungen mittlerweile müde sind. "Wir werden keinen Kampf um des Kampfes Willen ansetzen", erklärt er. "Wir werden hier kein Strohfeuer zünden auf dem Rücken der Belegschaft." Der Gewerkschafter plädiert vor allem dafür, die Chancen des mobilen Arbeitens stärker zu berücksichtigen. Insgesamt dürfte es aber schnell gehen, erwartet er: Ende des Jahres, spätestens im ersten Quartal 2025 soll wohl schon alles geregelt sein.

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