Pressenhersteller Schuler streicht 90 Stellen im Kraichgau – weiterer Standort wird geschlossen
Der Maschinenbau ist in der Krise. Nun trifft es den Pressenhersteller Schuler. Bundesweit werden knapp 500 Stellen abgebaut.

Im Werk Gemmingen des Pressenherstellers Schuler wird künftig nicht mehr produziert: Das Unternehmen streicht dort 90 der 330 Stellen und stellt die Produktion ein, wie ein Konzernsprecher am Montag mitteilte. Die Geschäftsleitung habe am Freitag die Arbeitnehmervertreter über die Details der geplanten Umstrukturierung informiert.
Demnach sei ein Abbau von bundesweit insgesamt 474 Stellen vorgesehen, der sich unterschiedlich auf die Standorte verteilt. Der Standort Weingarten soll geschlossen werden, wobei ein Teil der Arbeitsplätze an andere deutsche Standorte verlagert werden soll. Darüber hinaus seien die Schließung der Produktion sowie Kapazitätsanpassungen in den anderen Bereichen in Gemmingen vorgesehen.
Schuler streicht 90 Stellen im Kraichgau: Konzern erwartet geringere Nachfrage in Deutschland
Im Werk im Kraichgau werden unter anderem Komponenten zur Automatisierung von Pressen hergestellt. Der Standort gilt als Kompetenzzentrum für die Automation von Pressenlinien sowie für hydraulische Systeme und Anlagen im Schuler-Konzern.
Grund für die Einschnitte sei, dass die Automobilindustrie sich weltweit in einer Strukturkrise befindet. Die Absatzzahlen blieben hinter den Erwartungen zurück, besonders beim Thema Elektromobilität herrsche eine große Unsicherheit, erläutert der Konzernsprecher. "Die Hersteller verzeichnen in ihren Werken eine Unterauslastung, entsprechend niedrig ist die Nachfrage für Pressen." Es komme zu einer massiven Verschiebung von Investitionen aus Europa. "Wir müssen uns mittelfristig auf eine geringere Nachfrage in Deutschland einstellen."
Maschinenbauer Schuler ist von der Autoindustrie stark abhängig
Schuler sei deshalb dazu gezwungen, Stellen in Deutschland abzubauen, erklärt er weiter. "Grundsätzlich tun wir selbstverständlich alles dafür, die Maßnahmen so sozialverträglich wie möglich umzusetzen. Uns ist bewusst, dass hinter jeder abgebauten Stelle ein Kollege und seine Familie stehen, und deshalb fallen uns diese Entscheidungen alles andere als leicht." Die Beratungen mit den zuständigen Gremien der Arbeitnehmerseite über die konkrete Umsetzung liefen jetzt an. Das Werk Gemmingen wird von der IG Metall Heidelberg betreut.
Joachim Schönbeck, Vorstandsvorsitzender des Schuler-Mutterunternehmens Andritz, kündigte an, dass die Dienstleistungen sichergestellt beiben sollen. „Wir werden darauf achten, das Wachstum unseres Service-Geschäfts nicht zu gefährden.“
Standort gehört seit 1989 zu Schuler
Die Geschichte des Gemminger Werks reicht mehr als 50 Jahre zurück: 1973 gründeten Siegfried Heilmann und Fritz Haller die „Gemminger Maschinenbau GmbH“ – kurz GMG. Zunächst standen die Herstellung und der Vertrieb von Sondermaschinen, Beschickungs- und Verkettungsanlagen sowie die Automation von Werkzeugmaschinen im Mittelpunkt. Schuler übernahm den Standort 1989 mit damals 100 Mitarbeitern. Die Belegschaft verdoppelte sich bis zur Jahrtausendwende, pendelte dann bis 2015 stets um 250 Beschäftigte trotz immer wieder angesetzter Restrukturierungen, ehe in den jüngsten Jahren noch einmal aufgestockt wurde. Heute ist das Unternehmen größter Arbeitgeber in der Kraichgaugemeinde.
Bei den 474 Stellen, die in Deutschland wegfallen sollen, sind bereits die zum Verkauf stehenden Bereiche der Produktion am Standort Erfurt eingerechnet, heißt es in der Unternehmensmitteilung. Alleine in Weingarten sind 270 Beschäftigte betroffen. Jenes Werk ist Stammsitz des traditionsreichen Pressenherstellers Müller Weingarten, der 2007 von Schuler übernommen wurde. Schuler selbst wurde 2013 von der österreichischen Andritz AG geschluckt. Das Unternehmen hat derzeit noch zehn Standorte in Deutschland inklusive seiner Tochtergesellschaften.

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