Nach einem starken Start ins Geschäftsjahr 2024 ist der Auftragseingang bei R. Stahl im zweiten Halbjahr aufgrund der weltweit unsicheren wirtschaftspolitischen Lage stark eingebrochen. Zwar sei der Umsatz von 330,6 Millionen (2023) auf 344,1 Millionen 2024 gestiegen. „Aber auch nur inflationsbedingt“, sagte Hallmann. 2025 habe mit einem Auftragsrekord im ersten Quartal begonnen und auch in Q2 sei man wieder auf einem guten Weg. Das stimme ihn optimistisch, zumal einige Projekte in der Pipeline seien, die skizziert und finanziert sind. Es fehle nur das letzte Go.
Kritik bei R.-Stahl-Hauptversammlung in Pfedelbach – wegen Entwicklung und Aktienkurs
Bei der Hauptversammlung des Waldenburger Explosionsschutzspezialisten R. Stahl fordern die Aktionäre deutliche Veränderungen. In der Kritik steht vor allem der Aufsichtsrat des Hohenloher Unternehmens.
Dass es bei der Hauptversammlung in diesem Jahr eine Spur ungemütlicher als im Vorjahr werden würde, das dürfte Vorstand und Aufsichtsrat des Explosionsschutzspezialisten R. Stahl gedämmert haben.
Die mauen Zahlen für das Geschäftsjahr 2024, die Geschäftsführer Mathias Hallmann am Dienstag in Pfedelbach vorstellte, waren dabei nicht einmal der Auslöser – am Ende jedoch Wasser auf die Mühlen der Kritiker. Diese meldeten sich in der Nobelgusch zahlreich zu Wort, schossen vor allem gegen den Aufsichtsrat scharf.
Waldenburger Explosionsschutzspezialist R. Stahl veranstaltet Hauptversammlung – und muss Kritik hinnehmen
Im Vorfeld der 32. Hauptversammlung hatte ein offener Brief die Runde gemacht, in der die Allerthal-Werke AG mit Sitz in Köln, eine langjährige Aktionärin des börsennotierten Unternehmens aus Waldenburg, sich klar gegen einen Aktienrückkauf durch R. Stahl positionierte. Diesen letzten Tagesordnungspunkt lehne man entschieden ab, machte Vorstand Thorsten Grimm in seinem Wortbeitrag deutlich.
Entwicklung und Aktienkurs: Kritik bei R.-Stahl-Hauptversammlung in Pfedelbach
Er befürchte, dass „sich Fehler der Vergangenheit wiederholen könnten“ und dabei Partikularinteressen der Familienaktionäre verfolgt würden, die „nicht mit den Interessen der anderen Aktionäre in Einklang zu bringen sind“. Dass es dabei nur um einen Vorratsbeschluss ging, der ausgelaufen war und nun verlängert werden sollte, ließen Grimm und auch andere Redner nicht gelten. Ein Aktienrückkauf würde nur die Erbmonarchie zementieren, sagte er und spielte damit darauf an, dass im Aufsichtsrat nur die Gründerfamilien repräsentiert sind.

Diese halten aber nur rund 36 Prozent der Aktien – ein Umstand, der auch Ewald Stephan aufstößt. „Die Mehrheit der Aktionäre ist hier nicht repräsentiert“, sagte Stephan, der das Investmentoffice Rentrop vertritt, das rund zwölf Prozent der R.-Stahl-Aktien hält. Er veranschaulichte mit Geldscheinen, wie sehr Geduld und Glaube der Aktionäre im letzten Jahrzehnt strapaziert wurde. Mit einem hochgehobenen 50-Euro-Schein erinnerte er an den Aktienkurs von R. Stahl im Jahr 2014, als das Unternehmen ein Übernahmeangebot hatte.
Aktionäre fordern deutliche Veränderungen bei R. Stahl aus Waldenburg
Während andere, vergleichbare Unternehmen ihren Kurswert verdoppelt oder verdreifacht hätten – Stephan hielt dafür mehrere 50-Euro-Scheine hoch –, sei bei R. Stahl „nichts mit 150 Euro“. Stattdessen zeigte der Aktionäre nur einen Zwanziger und sagte: „Heute Morgen lag der Kurs bei 19,80 Euro.“ Ein herber Verlust für Anleger, die 2014 eingestiegen sind. Als Gründe für die schwache Performance sah er Strategielosigkeit und Innovationsdefizite. Vor diesem Hintergrund sprach er von einer „katastrophalen Governance-Struktur“ und sprach damit dem Aufsichtsrat die Fähigkeit zur Steuerung des Unternehmens ab.
Stephan plädierte entsprechend dafür, den Vorstand nicht zu entlasten. Eine Kerbe, in die auch Martin Helfrich, Vorstand der Ambrosia Invest AG aus Frankfurt, schlug. Helfrich monierte die Vernichtung von Werten und sagte an Aufsichtsratsvorsitzenden Peter Leischner gerichtet: „Treten Sie bitte ab“. Leischner konterte später, dass der Aufsichtsrat bis zur Entlastung für das Geschäftsjahr 2027 gewählt sei und er vorhabe „mein Amt bis zur nächsten Wahl auszuüben“.
Thema Zukunft bei R. Stahl: Was sich die Aktionäre in Waldenburg wünschen
Auch die Mehrheit der Aktionäre entlastete neben dem Vorstand, dessen gute Arbeit nicht infrage gestellt wird, auch den Aufsichtsrat. Das war den Rednern grundlegend bewusst, sie wollen jedoch sichergehen, dass über das Thema in Zukunft diskutiert wird. Gerade mit Blick auf die angestrebte Internationalisierung von R. Stahl und den enormen Entwicklungs-Potenzialen, die Hallmann ansprach, brauche es deutlich breitere Expertise.

Vermutlich auch neue Investoren. „Es ist offensichtlich, dass der Vorstand Geld braucht für seine Expansionspläne – das ist in der jetzigen Struktur aber nicht vorhanden“, sagte Ewald Stephan. Die Diskussion um einen möglichen Aktienrückkauf sei daher auch obsolet, meinte Helfrich. „Bei nur 14 Millionen Eigenkapital, können sie gar keinen Rückkauf machen“, erinnerte er an die Finanzlage. Die Versammlung lehnte den Punkt am Ende auch ab.
„Wollen Aktien nicht zum Spottpreis abgeben“
Auf einen möglichen Ankeraktionär angesprochen, zeigte sich Hallmann grundlegend aufgeschlossen. Gespräche dazu gebe es aktuell aber keine. Das Problem sei dabei der aktuell maue Aktienkurs. „Wir wollen Aktien nicht zum Spottpreis abgeben“, sagte Hallmann. Zumal aus seiner Sicht der aktuelle Kurs nicht den Wert des Unternehmens widerspiegele. „Daher agieren wir bei der Suche mit angezogener Handbremse.“