EnBW warnt vor hohen Kosten der Energiewende: „Soziale Akzeptanz steht auf dem Spiel“
Der Karlsruher Energiekonzern EnBW will mehr investieren. Rund 700 Milliarden könnte die Energiewende bis 2030 noch kosten. Das würde sich auch auf die Preise der Kunden auswirken.
Der Kurs des Energiekonzerns EnBW steht. 2028 will das Unternehmen aus der Kohleverstromung aussteigen, 2035 klimaneutral sein. Dazu sollen 40 Milliarden Euro investiert werden. Allerdings richten sich nun bange Blicke nach Berlin:
Von der Bundesregierung fordert Finanzvorstand Thomas Kusterer so schnell wie möglich Klarheit zu Themen wie Kraftwerksstrategie, Ausschreibungen und Technologien. "Planungssicherheit ist der entscheidende Faktor für unsere Investitionsentscheidungen", sagte er bei der Vorlage der Halbjahreszahlen. "Die weitere Ausgestaltung der Energiewende muss jetzt deutlich werden."
EnBW: "Soziale Akzeptanz der Energiewende steht auf dem Spiel"
Schließlich gehe es um viel Geld. Jüngste Studien sehen für die von der Bundesregierung angestrebte Energiewende einen Investitionsbedarf von 700 Milliarden Euro bis 2030 und weiteren 500 Milliarden Euro bis 2035. "Wir brauchen dringend ein stärkeres Kostenbewusstsein", mahnt der EnBW-Finanzchef.
Manche Maßnahmen seien auch günstiger zu haben - statt wie bei Suedlink die Stromautobahnen als Erdkabel zu verlegen, könnten sie auch in Strommasten gehängt werden. Batteriespeicher statt Netzanschluss wäre eine weitere Einsparungsmöglichkeit. Billiger werde Strom allerdings nicht, warnt Kusterer. Denn die Investitionen der Netzbetreiber und Energiekonzerne müssten sich auch in den Preisen für die Endkunden wiederfinden. "Die Bezahlbarkeit der Maßnahmen gerät zunehmend in den Blick", sagt er. "Die soziale Akzeptanz der Energiewende steht auf dem Spiel."
EnBW hat weitere Schritte umgesetzt: Windpark, Photovoltaik und Co.
Dabei hat die EnBW im ersten Halbjahr viele weitere Schritte umgesetzt, zählt Kusterer auf: Der Bau des Nordsee-Windparks He Dreiht wurde begonnen, die EnBW hat den Zuschlag für ein noch größeres Projekt in jener Region erhalten. Der Spatenstich für die größte Photovoltaikanlage in Baden-Württemberg wurde im Kreis Biberach gesetzt, die Erweiterung des Pumpspeicherwerks Forbach hat begonnen.
Und an den Kohlekraftwerken Heilbronn, Altbach und Stuttgart-Münster laufen die Bauarbeiten für die Gaskraftwerke, die einmal mit Wasserstoff betrieben werden sollen. Zudem sind nun 5000 Schnellladepunkte für Elektroautos in Betrieb, bis Jahresende sollen 1000 weitere hinzukommen.
Umsatz und Gewinn bei der EnBW: Rückkehr zur Normalität
Bei Umsatz und Gewinn ist dafür eine Rückkehr zu einer gewissen Normalität festzustellen, erläutert der Finanzchef: Der Umsatz sackte im ersten Halbjahr von 26,7 auf 19 Milliarden Euro ab, der Gewinn halbierte sich nahezu auf 13 Milliarden Euro.
Ursache sei vor allem, dass die Strompreise an den Börsen nicht mehr so hoch seien - und auch nicht mehr in dieser Höhe an die Kunden weitergegeben werden mussten, so Kusterer. "In absoluten Zahlen ist das Ergebnis gut", meinte er. Die Gasspeicher der Vertriebstochter VNG seien unterdessen gut gefüllt, die Lieferungen kommen vor allem aus Norwegen und über die LNG-Terminals, nicht mehr jedoch aus Russland. "Bei einem normalen Winter sollten wir gut durchklommen."