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EBM-Papst-Chef: „Ich mache überall auf der Welt Werbung für Heilbronn“

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Klaus Geißdörfer versteht sich auch als Botschafter für die Region. Beim KI-Gipfel des Axel-Springer-Verlags saß der Chef von EBM-Papst in der ersten Reihe mit Größen aus Politik und Wirtschaft. Überraschenderweise als einziger Teilnehmer aus der Region.


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Als Vorsitzender der Geschäftsführung treibt Klaus Geißdörfer die Transformation bei EBM-Papst voran. Der weltweit führende Hersteller von Ventilatoren trennt sich von einem Fünftel seines Geschäfts, um sich auf seine Stärken zu fokussieren. Gerade mit Blick auf die Rechenzentren, die derzeit überall gebaut werden, ergeben sich für die Mulfinger immer neue Perspektiven.

Vor Kurzem war Geißdörfer auf Einladung als einziger Teilnehmer aus der Region zum KI-Gipfel von Axel Springer gereist – und traf dort auch auf KI-Pionier Sam Altman. Ein Gespräch über Künstliche Intelligenz, die Rolle von EBM-Papst und Heilbronn als künftigen KI-Hotspot.

 

Herr Geißdörfer, beim KI-Gipfel vor ein paar Tagen in Berlin saßen Sie für EBM-Papst in der ersten Reihe – inmitten bekannter Größen und Politik und Wirtschaft. Wie kamen Sie als CEO eines mittelständischen Unternehmens zu dieser Ehre?

Klaus Geißdörfer: Wir beschäftigen uns sehr stark mit dem Thema. Wir sind Lieferant für die Infrastruktur der Datenzentren, die es für die Anwendung Künstlicher Intelligenz braucht. Zum anderen beschäftigen wir uns intensiv mit der Nutzung von KI – werden dadurch immer mehr wahrgenommen.

Beim KI Summit des Axel-Springer-Verlags saß EBM-Papst-Chef Klaus Geißdörfer vor ein paar Tagen in der ersten Reihe. Der Hersteller von Ventilatoren aus dem hohenlohischen Mulfingen spielt als Zulieferer beim Bau von Rechenzentren eine wichtige Rolle.
Beim KI Summit des Axel-Springer-Verlags saß EBM-Papst-Chef Klaus Geißdörfer vor ein paar Tagen in der ersten Reihe. Der Hersteller von Ventilatoren aus dem hohenlohischen Mulfingen spielt als Zulieferer beim Bau von Rechenzentren eine wichtige Rolle.  Foto: Jakob Hoff/Welt

Also kam die Einladung aus Sicht von EBM-Papst weniger überraschend als für Außenstehende?

Geißdörfer: Wir haben mit unserem digitalen Ökosystem Neixaira die nächste Ära der Luft-, Klima- und Kältetechnik geschaffen. Es kombiniert modernste Ventilatorentechnologie mit cloudbasierten, KI-gestützten Services und hebt die Effizienz, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit von Lüftungs- und Kühlsystemen auf ein neues Niveau. Wir beschäftigen uns insbesondere aus dem Ipai heraus sehr intensiv mit dem Thema KI – ich persönlich schon seit 30 Jahren. Ich bin da eine Art Veteran.

Als Zulieferer arbeitet EBM-Papst mit einem führenden Unternehmen zusammen

Inwiefern?

Geißdörfer: Ich habe in meiner Diplomarbeit schon Strömungsrohrreaktoren mit neuronalen Netzen simuliert und optimiert. Früher haben das nur sehr wenige gemacht, es war sehr wissenschaftlich. Jetzt ist es Mainstream und wird in voller Breite in vielen Bereichen angewendet. Aber die zugrundeliegenden Technologien sind ähnlich geblieben. Jetzt haben wir viel mehr Rechenleistung zur Verfügung und können dadurch Probleme, die früher unlösbar waren, sehr schnell lösen. Das ist ein Riesenunterschied. Um bei Künstlicher Intelligenz den nächsten Schritt in Richtung allgemeiner KI machen zu können, werden an vielen Stellen auf der Welt momentan riesige Rechenzentren realisiert.

 

Und genau da kann EBM-Papst mit intelligenten Lüftern eine große Rolle spielen?

Geißdörfer: Als Zulieferer für die Unternehmen, ja. Ich komme gerade von einem Kunden in den USA, einem der absolut führenden Unternehmen in dem Bereich. Für den sind wir ein wichtiger Zulieferer.

 

Welchen Beitrag konnten Sie auf dem Gipfel für EBM-Papst einbringen?

Geißdörfer: Es ging viel um allgemeine Themen, die Fragen: Wie entwickelt sich das Thema KI weiter, wo stehen wir aktuell, wie geht es weiter? Sei es in der Öffentlichkeit, bei verschiedenen Geschäftsmodellen von Unternehmen, sei es in der Nutzung oder der Infrastruktur. Aber auch auf der Nutzungsseite. Da waren Teilnehmer aus verschiedensten Bereichen dabei und haben die unterschiedlichsten Aspekte eingebracht.

Es gibt in Europa und Deutschland einen Rückstau bei Rechenzentren

Konnten Sie denn Erkenntnisse für Ihr Unternehmen mitnehmen, die EBM-Papst vor allem in der Entwicklung voranbringen?

Geißdörfer: Absolut. Klar ist: Der Datenkonsum wird weiter zunehmen, der Energiebedarf steigen. Es gab die Diskussion, ob das vielleicht nur eine Blase ist. Aber der Trend wird weitergehen. Wenngleich es temporär Rückschläge geben kann. Genauso wie der Energieverbrauch auf lange Sicht gewachsen ist und wächst, wird auch der Datenverbrauch weiterwachsen. Das ist für EBM-Papst ein wichtiges Geschäftsfeld.

 

Beim Gipfel hat Sam Altman, Gründer von Open-AI, die mangelnde Risikobereitschaft in Europa im Umgang mit KI kritisiert. Verstehen Sie das als Auftrag in Richtung Unternehmen oder eher als Auftrag in Richtung Politik, da was zu verändern?

Geißdörfer: Ich verstehe es als Auftrag für alle Seiten. Wir müssen in Europa endlich mehr nach vorne gehen. Wir haben einen Rückstau bei Rechenzentren. Die Rechenleistung soll zwar gebaut werden, wir setzen es aber aufgrund von Genehmigungsverfahren und andere Themen, darunter fehlender Energie, nicht um. Wir laufen Gefahr, abgehängt zu werden, wenn wir zu vorsichtig sind, nur Bedenken haben und unsere guten Karten, die wir mit tollen Unternehmen und Hochschulen auf dem Gebiet wirklich haben, nicht ausspielen.

In Berlin ist deutlich geworden, dass die Uhr in Sachen KI tickt

Ist das in Berlin bei allen Entscheidern auch angekommen?

Geißdörfer: Es war gut zu sehen, dass die Politik vorangehen will. Am Ende muss es aber auch die Gesellschaft wollen. Wenn wir beim Bau eines Rechenzentrums aber sofort wieder anfangen, Gründe dagegen zu suchen, kommen wir nicht weiter. Noch haben wir die Chance, vorne dabei zu sein, aber die Zeit läuft. Das ist in Berlin allen bewusst geworden.

 

Überraschenderweise war aus Heilbronn, wo der KI-Hotspot Europas entstehen soll, niemand zum Gipfel eingeladen. Wird Heilbronn über die Region hinaus nicht wahrgenommen?

Geißdörfer: Ich mache überall, wo ich bin auf der Welt, Werbung für Heilbronn. Auch gerade in den USA wieder. Einige Menschen wissen inzwischen, wo Heilbronn liegt und dass hier Großes entsteht. Vielen ist das aber noch unbekannt. Deswegen ist es wichtig, überall zu sagen: Wir bauen hier auf über 20 Hektar einen Riesencampus für Künstliche Intelligenz. Meine Erfahrung: Das beeindruckt die Leute dann schon.

Geißdörfer: Sam Altmann ist ein smarter, superintelligenter Typ

Sie verstehen sich daher auch Botschafter für die Region?

Geißdörfer: Natürlich. Es ist in unser aller Interesse, dass wir hier wahrgenommen werden, das stärkt unsere Position.

 

Sie haben Sam Altman getroffen, ein Pionier in Sachen KI. Was hat Sie an ihm beeindruckt?

Geißdörfer: Er ist ein smarter, wirklich superintelligenter Typ, der beeindruckendes auf die Beine gestellt hat. Sam Altmann hat gesagt, dass sie in einigen Bereichen auch Wetten auf die Zukunft eingegangen sind. In den USA gehen Unternehmen eben solche Wetten ein, gehen voran und versuchen ihre Vision in die Tat umzusetzen. Die laufen einfach los und sammeln unterwegs das Geld ein. Apple, Nvidia, Open-AI: Sie denken in ganz anderen Dimensionen. Während wir in Deutschland darüber diskutieren, ob ein Ein-Gigawatt-Rechenzentrum vielleicht sogar zu groß ist, bauen die halt einfach Rechenzentren mit mehreren Gigawatt.

Seit November 2021 ist Klaus Geißdörfer Vorsitzender der Geschäftsführung bei EBM-Papst mit Hauptsitz in Mulfingen. Rasch stellte er fest, dass der weltweit führende Hersteller von Ventilatoren und Motoren nicht den optimalen Fokus hatte, auf zu vielen Hochzeiten tanzte und dabei in einigen Bereichen nicht richtig gut war. Der Familienvater treibt seitdem die Transformation im Unternehmen voran. Digitalisierung und KI spielen dabei eine wichtige Rolle.

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