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Aus für Werk in Bretten
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BSH-Betriebsrat: „Für viele Menschen ist am Freitag eine Welt zusammengebrochen“

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Die Nachricht von der Schließung des BSH-Werks in Bretten hat die Belegschaft hart getroffen. Offenbar gab es Signale, dass die Mitarbeiter ihren Teil zum Erhalt des Standorts beitragen wollten.


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Der schwarze Freitag liegt auch Tage später noch schwer über Bretten. Die angekündigte Schließung des Werks der BSH Hausgeräte GmbH hat eine ganze Region ins Mark getroffen. In erster Linie die rund 1000 Mitarbeiter des traditionsreichsten Standorts im Konzern, die um ihre Zukunft bangen müssen. „Für viele ist am Freitag eine Welt zusammengebrochen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Kristian Kipcic-Suta.

Aus für BSH-Standort Bretten: Nachricht trifft Belegschaft hart

Die Kollegen hätten nicht gewusst, was sie bei der Betriebsversammlung um 14 Uhr in der kurzfristig geräumten Lagerhalle erwarten würde. Keine Ahnung davon, dass Jörg Ulrich – als Vizepräsident zuständig für das Geschäft in Europa – ihnen das Aus ihres Standorts bis Anfang 2028 verkünden würde. Entsprechend hart habe die Nachricht die Belegschaft getroffen.

„Danach herrschte Schockstarre“, sagt Kipcic-Suta, der für die Neff GmbH schon seit 27 Jahren arbeitet. Auch ihn trifft es schwer: „Für mich ist das Familie.“

BSH-Betriebsratsvorsitzender versucht, Mitarbeitern ihre Ängste zu nehmen

Als Betriebsratsvorsitzender versucht er nun, für die Kollegen da zu sein, hängt das ganze Wochenende und auch an den Tagen danach unentwegt am Telefon. „Die Kollegen sind verunsichert, ich nehme mir die Zeit und versuche, ihnen die Angst etwas zu nehmen.“ Noch am Sonntag hat er eine längere Stellungnahme verfasst, allen versichert, dass Betriebsrat und Gewerkschaft die Schließung nicht kampflos hinnehmen werden.

Noch aber kennt auch der Betriebsrat keine Details, wie das Unternehmen vorgehen will. „Wir stehen noch ganz am Anfang“, sagt Kristian Kipcic-Suta. Seit Montagabend ist er in Hannover, dort tagt der Gesamtbetriebsrat der BSH in den nächsten Tagen. Die Kollegen aus dem brandenburgischen Nauen, wo 440 Stellen gestrichen werden sollen, werden ebenfalls kommen. „Wir werden uns die Zeit nehmen, uns strategisch aufzustellen und genau zu überlegen, wie wir gegen die Maßnahmen vorgehen.“ Es bleibe vorerst aber ein Schwebezustand.   

Die Produktion von Herden und Dunstabzugshauben in Bretten samt der dazugehörigen Logistik soll 2028 geschlossen werden. Betriebsratsvorsitzender Kristian Kipcic-Suta will für den Erhalt des Standorts kämpfen.
Die Produktion von Herden und Dunstabzugshauben in Bretten samt der dazugehörigen Logistik soll 2028 geschlossen werden. Betriebsratsvorsitzender Kristian Kipcic-Suta will für den Erhalt des Standorts kämpfen.  Foto: Ralf Hirschberger (links)/privat, Montage: Stimme.de

BSH in Bretten: Kunden kaufen billiger – Stückzahlen waren zuletzt zurückgegangen

Anzeichen, dass sich das Unternehmen und speziell der Standort in Bretten habe ändern müssen, habe es vorher zwar gegeben. Die Marktsituation in Europa habe sich verändert. Kunden setzten mehr auf günstigere Geräte, die teureren Neff-Produkte waren weniger gefragt. „Die Stückzahlen in Bretten sind nach unten gegangen“, fasst der Betriebsratsvorsitzende die Entwicklung zusammen. Doch mit einem solchen Ausmaß der Folgen für den Standort in Bretten: „Damit hat niemand gerechnet“, sagt der Betriebsratsvorsitzende.

Zumal es angesichts der nachlassenden Nachfrage durchaus Signale gegeben habe, dass die Belegschaft bereit ist, ihren Teil zum Erhalt des Standortes beizutragen. Das ist einer der Gründe, die dem Betriebsratsvorsitzenden Mut in der schweren Lage machen. „Ich bin überzeugt davon, dass Bretten ein toller Standort ist. Mit Menschen, die hinter ihrer Arbeit stehen, die über Jahre Leistung gebracht haben.“

BSH-Betriebsratsvorsitzender: „Wir kämpfen hier auch für den Standort Deutschland“

Auch die Solidarität, die die BSH-Mitarbeiter aus der Politik und den Menschen in der Region erhalten, mache ihm Mut, für den Erhalt des Standorts zu kämpfen. Vor dem Hintergrund, dass die Industrie im Land ihre Produktions-Standorte vermehrt ins günstigere Ausland verlagert, gehe es längst nicht nur um Bretten. „Wir müssen anfangen uns zu wehren“, sagt Kipcic-Suta. „Wir kämpfen hier auch für den Standort Deutschland.“

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