Im Bereich Cross-Domain Computing Solutions beschäftigt Bosch rund 5900 Mitarbeiter. Davon entfallen rund 4000 auf die Werke in Leonberg, Renningen, Schwieberdingen, Weilimdorf und Feuerbach und etwas mehr als 800 auf Abstatt. In Hildesheim (inklusive Bochum und Berlin) sind es rund 1100 Beschäftigte.
Bosch: Einigung auf Stellenabbau – was das für Abstatt bedeutet
Im Bereich Cross-Domain Computing Solutions fallen 1500 statt 1850 Arbeitsplätze weg. Warum der Abstatter Betriebsratschef Helmut Meyer die Einigung mit gemischten Gefühlen bewertet.
Nach monatelangen und schwierigen Verhandlungen gibt es im Bosch-Geschäftsbereich Cross-Domain Computing Solutions (kurz: XC) eine Einigung über den geplanten Stellenabbau. Wie das Unternehmen mitteilt, werden in dem Bereich bis Ende 2027 insgesamt 1500 Arbeitsplätze abgebaut – das sind 350 Stellen weniger als Bosch ursprünglich geplant hatte.
Der Arbeitsplatzabbau soll mit sozialverträglichen Maßnahmen wie Vorruhestandsregelungen, Abfindungen und Versetzungen in andere Bosch-Bereiche erfolgen.
1500 Bosch-Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz
Dass die Anzahl der wegfallenden Arbeitsplätze um 350 verringert werden konnte, sieht Helmut Meyer, Betriebsratsvorsitzender der Robert Bosch GmbH in Abstatt und stellvertretender Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats Bosch Mobility Solutions, durchaus als Erfolg der Arbeitnehmerseite.

Dennoch fühle sich die Einigung wie eine Niederlage an, sagt Meyer. Denn 1500 Kollegen verlieren ihren Arbeitsplatz. Am stärksten betroffen ist laut einem Bosch-Sprecher der Standort Leonberg, der auf den Bereich des automatisierten und assistierten Fahrens spezialisiert hat.
So viele Stellen fallen am Entwicklungsstandort Abstatt weg
In Abstatt, wo im Bereich XC aktuell etwas mehr als 800 Mitarbeiter tätig sind, werden Meyer zufolge 237 Stellen wegfallen. Bereits in den vergangenen Jahren gab es hier einen Arbeitsplatzabbau, der jedoch geringer ausfiel. Insgesamt arbeiten in Abstatt 3800 Beschäftigte im Bereich Mobility Solutions, zu dem auch XC gehört. Dazu kommen noch rund 200 Mitarbeiter der Bosch-Softwaretochter Etas und rund 2000 Mitarbeiter der Bosch-Tochter Bosch Engineering GmbH.
Auch bei Bosch Engineering laufen Verhandlungen über einen Stellenabbau: 460 Arbeitsplätze sollen bis Ende 2027 wegfallen, davon 380 an den Standorten Abstatt und Holzkirchen.
Betriebsbedingte Kündigungen sind bei XC bis Ende 2029 ausgeschlossen
Was Betriebsrat Meyer ebenfalls als Erfolg verbucht: Betriebsbedingte Kündigungen bleiben an den deutschen Standorten von Cross-Domain Computing Solutions bis Ende 2029 ausgeschlossen. Allerdings hätten die Mitarbeiter für diese Zusage finanzielle Einbußen in Kauf genommen, relativiert Meyer. „Die mussten richtig was geben“, sagt er. Und er fürchtet, dass es angesichts der schwierigen Marktlage künftig zu weiteren Personaleinschnitten kommen könnte. „Wir hoffen jetzt zwar auf eine Stabilisierung, aber die Mitarbeiter haben keine Sicherheit“, sagt der Betriebsrat.
Wie ein Bosch-Sprecher auf Stimme–Anfrage mitteilt, gilt die im Juli 2024 vereinbarte Reduzierung der Arbeitszeit von 38 beziehungsweise 40 Wochenstunden auf 35 Wochenstunden mit entsprechend geringerer Entlohnung weiterhin. Auch außertariflich Beschäftigte werden demnach an arbeitszeitsenkenden Maßnahmen beteiligt. „Diese Maßnahmen dienen ebenfalls der Sicherung von Arbeitsplätzen“, betont der Sprecher.
94 Millionen Euro will Bosch in die deutschen XC-Standorte investieren
Das Unternehmen hat darüber hinaus zugesagt, an den deutschen XC-Standorten bis Ende 2027 94 Millionen Euro zu investieren. „Dadurch werden die deutschen Standorte gestärkt“, sagt Meyer. Außerdem haben beide Seiten zugesagt, Aktivitäten zur Stellenvermittlung fortzuführen, beispielsweise durch die Organisation lokaler Jobmessen, wie es bereits praktiziert wird.
„Wir begrüßen die mit unseren Arbeitnehmervertretern erzielte Einigung in dieser herausfordernden Zeit, auch wenn uns der notwendige Personalabbau sehr schmerzt“, teilt Stephan Hölzl, Mitglied des Bereichsvorstands Cross-Domain Computing Solutions, mit. Gemeinsam sei es gelungen, einen Weg zu finden, der die Wettbewerbsfähigkeit des Geschäftsbereichs stärke und gut für die Zukunft aufstelle.
Betriebsrat hofft aus Sicherung der deutschen XC-Standorte
Betriebsrat Meyer kommentiert die Einigung offiziell so: „In schwierigen Verhandlungen haben wir als Betriebsrats-Verhandlungsteam gemeinsam mit der Firmenseite Möglichkeiten gefunden, den Personalabbau zu reduzieren. Der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis Ende 2029 bildet zusammen mit der Vereinbarung von quantitativen und qualitativen Anteilen am weltweiten Entwicklungsverbund die reelle Chance für eine nachhaltige Absicherung der deutschen Entwicklungsstandorte.“

Stimme.de