Verkauf von Beyerdynamic: Mitarbeiter sorgen sich um ihre Jobs
Arbeitnehmervertreter von Beyerdynamic fordern vom neuen chinesischen Eigentümer Cosonic ein klares Zukunftskonzept. Bei einer Info-Veranstaltung im Heilbronner Gewerkschaftshaus gibt es Kritik an der Kommunikation der Geschäftsführung.
Der Schock sitzt bei vielen Mitarbeitern immer noch tief. Das Heilbronner Traditionsunternehmen Beyerdynamic wird an den chinesischen Auftragsfertiger Cosonic verkauft. Viele der 360 Mitarbeiter am Stammsitz Heilbronn sind verunsichert, sorgen sich um die Zukunft des renommierten Herstellers von Kopfhörern, Mikrofonen und Konferenztechnik.
Heilbronner Traditionsunternehmen verkauft: Beyerdynamic-Mitarbeiter sorgen sich um Standort
Bei einer gut besuchten, nicht-presseöffentlichen Informationsveranstaltung der IG Metall und des Beyerdynamic-Betriebsrats am Donnerstagnachmittag im Heilbronner Gewerkschaftshaus standen diese Sorgen im Mittelpunkt des Austauschs. „Die Mitarbeiter sorgen sich um die Arbeitsplätze in der Produktion und in der Entwicklung“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Johann Albach im Gespräch mit der Heilbronner Stimme.

Auch IG-Metall-Sekretär Niklas Anner weist auf mögliche Doppelstrukturen in den beiden Unternehmen hin. Auch wenn Cosonic als Auftragsfertiger kein direkter Konkurrent von Beyerdynamic ist, hätten die Chinesen neben der Produktionskapazitäten auch eine starke Entwicklungsabteilung. Zudem fertige Beyerdynamic bestimmte Teile bereits seit Jahren in China, so dass Zusammenlegungen durchaus denkbar seien.
Sorgen am Heilbronner Standort: Betriebsrat von Beyerdynamic sieht große Fragezeichen
Das von der Beyerdynamic-Geschäftsführung abgegebene Bekenntnis zum Standort Heilbronn und das Versprechen, dass sich nach dem Verkauf an Cosonic nichts ändern werde, haben die Arbeitnehmervertreter durchaus vernommen. „Aber da sehe ich noch ein großes Fragezeichen“, sagt Albach. Denn ein Konzept, wie es konkret mit Beyerdynamic weitergehen soll, vermissen Betriebsrat und Gewerkschaft. Gerne hätten die Arbeitnehmervertreter direkt vom neuen Eigentümer gehört, was er mit der Traditionsfirma plant.
Beyerdynamic-Betreibsrat besorgt – „Wir fordern ein klares Konzept“
Diesen Wunsch äußerten auch die Mitarbeiter bei der Info-Veranstaltung im DGB-Haus. „Wir nehmen das als Auftrag in die nächsten Gespräche mit“, sagt Anner. „Wir fordern ein klares Konzept.“ Kritik wurde auch an der Geschäftsführung von Beyerdynamic laut. „Die Mitarbeiter sind verärgert über die Kommunikation“, sagt der Gewerkschafter. Nicht nur die Beschäftigten, sondern auch Betriebsrat und Gewerkschaft seien von der Verkaufsentscheidung kalt erwischt worden, sagt Anner.

„Wir als Betriebsrat wurden am vergangenen Freitag eine halbe Stunde vor der Mitarbeiterveranstaltung informiert“, berichtet Betriebsratsvorsitzender Albach. Für ihn und Anner ist das eine Verletzung der Informationspflicht gegenüber dem Betriebsrat. „Spätestens als das Angebot von Cosonic vorlag, hätte die Geschäftsführung den Betriebsrat informieren müssen“, sagt Anner. Durch die verspätete Information habe das Management die Chance verpasst, die Mitarbeiter bei dem Verkauf mitzunehmen, kritisieren die Arbeitnehmervertreter.
Unternehmen verkauft: Arbeitnehmervertreter erwarten Antworten in der nächsten Woche
Sie erwarten bei der nächsten Sitzung des Beyerdynamic-Wirtschaftsausschusses am kommenden Mittwoch „klare Ansagen“, wie es weitergehen soll. Geschäftsführer Andreas Rapp hatte gegenüber unserer Redaktion angekündigt, die Mitarbeiter in regelmäßigen Gesprächen über die aktuellen Entwicklungen zu informieren. Das geschehe auch, räumt Albach ein. Dennoch hätte er sich eine frühzeitigere und transparentere Kommunikation gewünscht, wie es früher bei Beyerdynamic üblich gewesen sei.
Verkauf von Beyerdynamic muss nicht schlecht sein
Trotz der Unsicherheit und der Verärgerung der Mitarbeiter habe es bei der Veranstaltung auch positive Stimmen zum Verkauf an Cosonic gegeben. „Von Optimismus bis zur Katastrophe – Beyerdynamic wird verschwinden – war alles dabei“, berichtet Anner. Der Gewerkschafter sagt: „Cosonic muss nicht schlecht werden – das kann auch gut werden.“ Dazu brauche es aber einen Plan und die entsprechende Kommunikation. Darauf hoffen die Arbeitnehmervertreter nun.