Neckarsulmer IT-Dienstleister Bechtle dreht auf: Warum die Aktie so stark steigt
Nach Monaten der Unsicherheit überrascht IT-Dienstleister Bechtle aus Neckarsulm mit einem deutlichen Kurssprung und starker Quartalsbilanz. Wie ein Experte die Entwicklung einschätzt.
Nach schwierigen Monaten hat der Aktienkurs des Neckarsulmer IT-Dienstleisters Bechtle zum Abschluss des Jahres eine überraschende Entwicklung hingelegt: Nach Bekanntgabe der Zahlen für das dritte Quartal sprang die Aktie mit einem Mal um mehr als 15 Prozent und notierte in diesen Tagen bei 44 Euro. Auf die vergangenen zwölf Monate gesehen, kletterte die Aktie um knapp 45 Prozent. Ein starkes Zeichen.
Damit gehört das seit 2000 börsennotierte Unternehmen im deutschen Mittelstand zu den stärkeren Werten im Technologiesektor. „Die Performance ist auf jeden Fall eine der besseren“, ordnete Mirko Maier, Senior-Analyst der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ein. Maier betreut die Bechtle-Aktie schon eine Weile und weiß, dass die Aussichten vor einem Jahr noch bescheiden waren.
Bechtle erntet im dritten Quartal 2025 die Früchte seiner Saat
„Bechtle kommt aus einer Phase, als man deutlich unter Druck stand“, sagt Maier. Der IT-Dienstleister hatte das Jahr 2024 mit einem Minus abgeschlossen, es habe gewisse Zweifel an den genannten Zielen für die kommenden Monate gegeben. „Aber nach dem ersten Quartal wurde es peu à peu besser“, sagt Analyst Maier. Machte Bechtle im zweiten Quartal leichte Schritte nach vorne, ernteten die Neckarsulmer im dritten Quartal die Früchte ihrer Saat.

Laut Unternehmensangaben wuchs das Geschäftsvolumen um mehr als acht Prozent auf rund 2,05 Milliarden Euro, auch der Umsatz stieg spürbar an. Auslöser dafür waren vor allem die anziehenden IT-Investitionen im öffentlichen Sektor, die nach der Regierungswechsel auf sich hatten warten lassen. Die öffentliche Hand investiert verstärkt in Digitalisierung, Cloud-Lösungen und AI-Ready-Infrastrukturen, dafür ist Bechtle gut am Markt positioniert.
Internationale Geschäftsfelder treiben das Wachstum von Bechtle an
Für Analyst Mirko Maier aber mindestens genauso entscheidend für die positive Entwicklung: „Bechtle hat seine Jahresziele bestätigt.“ Zudem habe das Management des MDax-Unternehmens um Vorstandsvorsitzenden Thomas Olemotz viel Zuversicht verbreitet. Maiers Erfahrung: „Wenn der Vorstand von Bechtle das sagt, dann ist da auch was dran.“ Sonst seien die Neckarsulmer eher bodenständig zurückhaltend.

Internationale Geschäftsfelder haben sich zudem als Wachstumstreiber erwiesen: Durch Zukäufe haben die Neckarsulmer sich breiter aufgestellt, sind auch in anderen europäischen Märkten stärker vertreten. „Bechtle hängt nicht mehr so stark wie bisher am Tropf Deutschland“, sagt Maier von der LBBW. Das hilft auch deswegen, weil die Wirtschaft in anderen Ländern deutlich besser dasteht.
Erste Analysten heben das Kursziel des IT-Dienstleisters aus Neckarsulm an
„Wenn sich der Flaschenhals der IT-Investitionen im öffentlichen Bereich in Deutschland löst und in der Industrie wieder mehr Zuversicht aufkommt, stehen die Chancen für Bechtle auf weiteres Wachstum nicht schlecht“, fasst der Analyst die Aussichten zusammen.
Seine Aktien-Empfehlung steht aktuell auf Kaufen – wenngleich zwischen Kurs (aktuell knapp unter 44 Euro) und Kursziel (46,50 Euro) aktuell wenig Abstand ist. „Erste Kollegen haben das Kursziel für die Aktie inzwischen aber angehoben“, hat Maier beobachtet. Gut möglich, dass der LBBW-Analyst nachzieht.
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