Audi-Tochter PSW droht Aus in Neckarsulm: Warnstreik gegen Standort-Schließung
IG Metall und Betriebsrat wehren sich mit einem Warnstreik gegen den geplanten Stellenabbau beim Audi-Entwicklungsdienstleister PSW. Auch die Schließung des Standorts Neckarsulm soll verhindert werden.
Die Beschäftigten der Audi-Tochter PSW Automotive Engineering wehren sich gegen den geplanten massiven Stellenabbau. Unter dem Motto „Es ist Zeit aufzustehen!“, rufen der PSW-Betriebsrat und die IG Metall Ingolstadt am heutigen Donnerstag ab 10.45 Uhr zu einem Warnstreik am PSW-Hauptsitz in Gaimersheim bei Ingolstadt auf. Der Protest richtet sich auch gegen die geplante Schließung des PSW-Standorts in Neckarsulm mit aktuell rund 100 Mitarbeitern. Wie die IG Metall Ingolstadt am Donnerstagnachmittag mitteilte, haben rund 250 PSW-Beschäftigte am Warnstreik teilgenommen. Auch Kollegen aus Neckarsulm hätten den weiten Weg nach Gaimersheim angetreten, sagte der zuständige Gewerkschaftssekretär Daniel Holzschuh gegenüber der Stimme. Die Aktion sei ein voller Erfolg gewesen.
Audi-Tochter PSW soll Standort in Neckarulm schließen – schlechte Stimmung in der Belegschaft
„Die Stimmung unter den Mitarbeitern ist nicht gut“, formuliert es Holzschuh im Gespräch mit der Heilbronner Stimme vorsichtig. Er verweist darauf, dass die rund 1000 PSW-Mitarbeiter bereits seit einigen Jahren erhebliche Zugeständnisse gegenüber dem Arbeitgeber machten.
So verzichten die Mitarbeiter im Rahmen des Anerkennungstarifvertrags auf Leistungen aus den Tarifverträgen der Metall- und Elektroindustrie. „Jetzt noch mehr abzuverlangen, ist unanständig – und einer hundertprozentigen Audi-Tochter nicht würdig“, sagte Christian Daiker, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Ingolstadt kürzlich.

PSW will Standort Neckarsulm schließen – 100 Mitarbeiter bei Audi-Tochter betroffen
Beim Entwicklungsdienstleister PSW sollen wie berichtet bis zu 30 Prozent der rund 1000 Arbeitsplätze abgebaut werden. Der Standort Neckarsulm mit derzeit rund 100 Beschäftigten soll geschlossen werden. Von dieser Zielsetzung rückten PSW und die Mutter Audi nicht ab, sagt Holzschuh.
„Wir stehen weiterhin für ein Gesamtpaket und wollen konstruktive Verhandlungen für einen Zukunftspakt, um Sicherheit für die Mitarbeiter und für PSW herzustellen“, betont der Gewerkschafter. Doch in den seit einiger Zeit laufenden Verhandlungen über den Anerkennungstarifvertrag habe die Arbeitgeberseite keinerlei Bereitschaft erkennen lassen, über eine Zukunftssicherung von PSW ohne personellen Kahlschlag zu sprechen.
Stellenabbau bei Audi-Tochter PSW: Mitarbeiter nehmen Aus von Standort Neckarsulm nicht hin
Mit dem heutigen Warnstreik wollen Gewerkschaft und Betriebsrat ein klares Zeichen setzen, dass man die einseitige Entscheidung des Unternehmens zum Stellenabbau nicht hinnehmen werde. „Auch die Schließung des Standorts Neckarsulm ist für uns nicht besiegelt“, betont Holzschuh. In den nun anstehenden Verhandlungen über einen Sozialplan stehe die Beschäftigungssicherung in Gaimersheim und Neckarsulm an oberster Stelle, sagt er. Betriebsbedingte Kündigungen wird es laut IG Metall nicht geben.
Sauer aufgestoßen ist der Arbeitnehmerseite die einseitige, nicht abgestimmte Kommunikation über die geplanten drastischen Personaleinschnitte beim Entwicklungsdienstleister. So sei die überraschende Verkündung der Abbaupläne per Videobotschaft vor zwei Wochen eine Provokation gewesen, sagt Michael Koch, Betriebsratsvorsitzender von PSW in Neckarsulm.
Betriebsrat und IG Metall sehen Audi in der Verantwortung für PSW
Koch und auch Gewerkschaftssekretär Holzschuh weisen darauf hin, dass PSW eigentlich gut dastehe. „Wir haben hier super Entwicklungskapazitäten“, sagt Holzschuh. Natürlich bekomme auch PSW die Krise in der Autobranche zu spüren. Dass die Firma eine hundertprozentige Audi-Tochter ist, sei in dieser Situation ein Nachteil. „Audi ist ja der einzige Auftraggeber von PSW“, erklärt der Gewerkschafter.
Umso mehr sieht er den Autobauer in der Verantwortung, die Zukunft seines Entwicklungsdienstleisters zu sichern. „Audi hat derzeit keine klare Vergabestrategie“, kritisiert Holzschuh den Autobauer aus Ingolstadt. Er fordert von der Arbeitgeberseite konstruktive Vorschläge in den anstehenden schwierigen Verhandlungen.

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